Zum Inhalt springen
18.01.2021

Eichstätter Kirchenzeitung: Beitrag zum Live-Streaming

Foto: pixabay

Neumarkt/Eichstätt - Wegen der Corona-Pandemie bieten einige Pfarreien im Bistum Eichstätt eine Live-Übertragung von Gottesdiensten über das Internet an. Die Kirchenzeitung hat nachgefragt.


Die Kamera neben dem Kelch

Über die Streaming-Angebote der Pfarreien / Digitalisierung als Chance für die Pastoral

Es ruckelt und manchmal ist auch nichts zu hören. Pfarradministrator Martin Seefried ist seit Mitte März vorigen Jahres jeden Sonntag mit seinem Gottesdienst aus Stopfenheim (Dekanat Weißenburg-Wemding) live im Internet zu sehen. Die Technik spielte nicht jedes Mal mit, gibt er unumwunden zu. Aber: Es hat sich auch einiges getan in Sachen Digitalisierung in der Kirche. Bei ihm in St. Augustinus und auch in anderen Pfarreien im Bistum.

Von daheim mitfeiern

Seefried bezeichnet seine Streams als „One-Man-Show“ (= Ein-Mann-Veranstaltung). Er kümmert sich selbst um Kamera und Ton und hat in den vergangenen zehn Monaten einiges dazugelernt, wie er im Gespräch mit der Kirchenzeitung verrät. Auf dem Altar steht neben dem Kelch sein privater Laptop. Die Kamera im Rechner sei ideal, um alles aus direkter Nähe zu filmen. Im Advent habe er mit einer externen Kamera experimentiert, mit dem Ergebnis: Der Autofokus versuchte ständig die leuchtenden Kerzen am Tannenbaum im Hintergrund scharf zu stellen, das Bild flackerte. Der Rechner steht nur gut einen halben Meter von Seefried entfernt. Die Perspektive wechselt nicht, der Geistliche ist bei jeder Messe fast greifbar nah zu sehen. Damit er aber nicht die ganze Zeit alleine im Bild ist, hat er von Anfang an auf die Beteiligung der Gläubigen gesetzt. In einer Messe hielt er ein Ausmalbild in die Kamera und bat: Kinder, bringt mir im Lauf der Woche eure kleinen Kunstwerke. Gesagt, getan. Beim folgenden Sonntagsgottesdienst blendete er die Bilder ein. Überhaupt setzt der Pfarradministrator von Stopfenheim, der auch Dekanatsjugendseel-sorger im Dekanat Weißenburg-Wemding ist, auf Interaktion. „Ich will den Leuten das Gefühl geben: Ihr seid nicht nur Zuschauer, ihr seid Mitfeiernde.“ So finden sich in den Livestreams Fürbitten als Texte oder auch als Audiodateien und das Krippenspiel ist eine Sammlung von kurzen Videoclips, die Kinder von daheim aus schickten. Mittlerweile habe er Routine bei der Vorbereitung der Gottesdienst-Streams, erklärt Seefried. Gut 15 Einblendungen, auch von Liedtexten und Gebeten, bereitet er vor. Knapp eine halbe Stunde sei er damit beschäftigt. Bisher laufen die Videos über seinen privaten Youtube-Kanal, doch habe ihm („als Weihnachtsgeschenk“) eine Frau aus der Pfarrei Hilfe angeboten. Noch diesen Monat startet sie einen neuen Kanal für die Livebilder und Aufzeichnungen.

Auf professionelle Hilfe beim Streamen setzt bisher noch die Hofpfarrei Neumarkt. Eine Firma kümmert sich darum, dass die Messen an den Hochfesten im Internet zu sehen sind. Mit Unterstützung des Innovationsfonds der Diözese konnte das Angebot seit dem vierten Fastensonntag 2020 aufrecht erhalten werden. Anfangs habe er die Streams als „Notlösung“ gesehen, sagt Pfarrer Stefan Wingen. Als wieder Gottesdienstbesuche möglich waren, kam von Gläubigen, die aus verschiedenen Gründen nicht in die Kirche konnten oder wollten, die Bitte, das Angebot beizubehalten. „Die Leute wollen ihren Pfarrer sehen, ihre Orgel hören“, nennt Wingen Argumente, die er zu hören bekam. Die Corona-Pandemie habe gezeigt: Kirche hat in Sachen Digitalisierung einiges nachzuholen, bilanziert der Neumarkter Pfarrer: „Wir verpassen es Leute zu erreichen, die sonst nicht kommen.“ Man müsse Menschen auch zugestehen, dass sie sich aus dem breiten theologischen Angebot das heraussuchen, „was ihnen passt“. Für viele seien das eben Streams.

In den kommenden Wochen übernimmt ein Team von Ehrenamtlern die Verantwortung für die Technik. Wingen ist es wichtig, dass die Qualität gleich bleibt. Daher werde die Pfarrei Mikrofone, Kameras und Mischpulte beschaffen, um weiterhin senden zu können. Einen Aspekt der Seelsorger im Gespräch mit der Kirchenzeitung noch besonders hervor: das Gebet zur geistigen Kommunion. Das werde nun immer eingeblendet und die Rückmeldungen zeigten ihm: „Das ist für viele ein ganz tiefer geistlicher Augenblick geworden.“

Mit einer Werktagsmesse begann im März 2020 die Livestream-Zeit in Schwabach. Ein Team junger Gläubiger aus der Pfarrei St. Sebald unterstützt seitdem die Seelsorger dabei. Wie Pfarrvikar Sebastian Stanclik berichtet, habe es in Sachen technischer Ausstattung eine große Entwicklung gegeben. Zum Start waren ein kleiner Camcorder und zwei Web-Kameras im Einsatz. Für die jüngsten Übertragungen konnte die Pfarrei auf eigene Laptops und vier bewegliche Kameras zurückgreifen. Es habe viele positive Rückmeldungen zu den Streams gegeben und auch Spenden seien eingegangen, um neues Equipment zu kaufen. Im Sommer vorigen Jahres waren die Streams der Sonntagsgottesdienste kurzzeitig ausgesetzt. Seit Oktober aber sind die Kameras wieder regelmäßig an, geht St. Sebald auf Sendung. „Wir wollen die Streams auch nach der Corona-Zeit beibehalten“, erklärt Stanclik. Es solle eine dauerhafte Einrichtung werden. Er weiß von Senioren, die sich Tablets oder ähnliches angeschafft haben, um die heimischen Messen mitzuverfolgen: „Das war für uns sehr ermutigend.“ Mit den Streams betrete die Kirche einen Raum, „der ihr bisher fremd war“, sagt Stanclik, der im Dekanat Roth-Schwabach auch Dekanatsjugendseelsorger ist. Er ist sich auch sicher: Wenn die ins Netz übertragenen Gottesdienste attraktiv sind, sagt sich der ein oder andere Zuschauer: „Da will ich nächstes Mal auch hingehen.“

Verkündigungschance

Die Pfarrkirche in Postbauer-Heng und auch das Pfarrheim sind vor Kurzem mit WLAN ausgestattet worden. Coronabedingt habe es in Sachen Digitalisierung „einengroßen Sprung gegeben“, erklärt Pfarrer Markus Fiedler. Seit Herbst 2020 wird wieder regelmäßig jeden Sonntag um 10 Uhr aus St. Elisabeth gesendet. Gefilmt wird mit Handys auf Stativen, an Ambo und Altar sind Mikrofone verteilt und auch auf der Empore bei der Orgel. Bis zu vier Freiwillige kümmern sich um die Technik und Übertragung, erzählt Fiedler. Zum Team zählen insgesamt acht Mitglieder des Pfarrgemeinderats und Gemeindereferentin Renate Seitz. In der Adventszeit traf sich die Gruppe virtuell und die Vorbereitungen für den Livestream der Christmette und die Aufzeichnung einer Andacht nahmen rund zwölf Stunden in Anspruch, berichtet der Pfarrer. Das Ergebnis: eine professionell gedrehte, geschnittene und vertonte Online-Andacht, die seit Heiligabend rund 1.500 Zugriffe zählte. Der Aufwand habe sich „auf alle Fälle gelohnt“ und schließlich seien Streams und andere digitale Angebote „eine Verkündigungschance“. Die technische Umsetzung der Übertragung von Gottesdiensten habe bei vielen im Team auch dazu geführt, dass sie sich mehr mit der Liturgie beschäftigen, ergänzt Fiedler.

Zwei ehemalige Oberministranten der Ingolstädter Pfarrei Herz Jesu bilden den Kern eines Teams, das sich um die Livestreams im Dekanat Ingolstadt kümmert. Fast 30 Gottesdienste, darunter eine Primiz, zwei Firmungen und ein NightFever-Abend, gehen auf ihr Konto. Auf der Internetseite dekanat.in sind die Messen live und als Aufzeichnungen zu sehen. Die ersten Sendungen seien noch „mit viel Vorbereitung und hohem Aufwand verbunden“ gewesen, erinnert sich der frühere Ministrantenleiter Stefan Wild. Heute engagiert er sich in der Kirchenverwaltung und hinter der Kamera und am Mischpult in der Regie. Er und sein Team verstehen sich als „Streaming-Dienstleister“ fürs Dekanat. Sechs Pfarreien haben bislang die Hilfe der Techniktruppe in Anspruch genommen. Und auch bei der Vorstellung des neuen evangelischen Pfarrer-Ehepaars in Unterbrunnenreuth konnte das Team helfen.

Ostern vorigen Jahres sei viel improvisiert worden. „An Weihnachten haben wir nochmal eine Schippe drauf gelegt“, schwärmt Matthias Herzog über das Streaming in Ellingen. Zusammen mit zwei Bekannten hat er sich neue Technik zugelegt und ist an den Hochfesten in seiner Heimatpfarrei St. Georg für die Über-tragungen zuständig. Bei der Christmette waren zehn Mikrofone in der Kirche platziert und eine Handvoll Kameras. Pfarradministrator Domvikar Dr. Thomas Stübinger ist froh über die Hilfe der Ehrenamtlichen und sagt: „Ich freue mich, dass wir in der Kirche auch Platz für technikaffine Leute gefunden haben.“ Gottesdienste im Netz sieht er als ein zusätzliches Angebot: Die Gemeinde sei nun nicht nur in den Kirchenbänken sondern auch im Internet anzutreffen. Allerdings könne der Livestream nicht „die ganzheitliche Sehnsucht nach Gott“ erfüllen. Stübinger erzählt von einer Frau, die zunächst eine Messe aus Ellingen im Netz mitgefeiert habe. „Später ist sie in die Kirche gegangen, um den heimatlichen Duft zu riechen.“

Andrea Franzetti


Beitrag als PDF

Die nächsten Termine

Donnerstag, 18. April
Sonntag, 21. April
10.00 Uhr
Wiedereinweihung der Eule-Orgel
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
11.00 Uhr
Kinderkirche
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
18.30 Uhr
Segnungsgottesdienst für alle Entlassschüler aller Schulen
Ort: Hofkirche Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau Neumarkt
Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
Veranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Samstag, 27. April
10.00 Uhr
Sonntag, 28. April
10.00 Uhr
Montag, 29. April
18.00 Uhr
„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 04. Mai
09.30 Uhr
Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik