Eichstätter Kirchenzeitung zur Corona-Impfung in Altenheimen

Neumarkt/Eichstätt - Die Corona-Impfung in Deutschland ist angelaufen. Auch in Seniorenheimen des Caritas-Diözesanverbandes Eichstätt sind Impf-Teams unterwegs. Die Kirchenzeitung war bei einem solchen Termin dabei.

Ärmel hochkrempeln im Altenheim

Corona-Reihenimpfungen in Caritas-Senioreneinrichtungen laufen / Ortstermin in Dietfurt

Der Impfstoff, auf dem momentan so viele Hoffnungen ruhen, er kommt an in den Altenheimen des Bistums Eichstätt. Viele Senioren haben ihre erste Anti-Corona-Spritze schon bekommen. Die KiZ war beim Impftag im Caritas-Alten und -Pflegeheim Bruder Balthasar Werner dabei.

Halbzehn Uhr vormittags, Josef Mürbeth geht zielstrebig ins Untergeschoss des Hauses, in dem seine 93-jährige Mutter betreut wird. Der Corona-Schnelltest, der dort durchgeführt wird, ist obligatorisch bei jedem Besuch.

Normalerweise solle man zwei Tage vorher vorbeikommen, erläutert Doris Knaus, „aber heute gibt es ausnahmsweise gleich das Ergebnis“. Denn für diesen 11. Januar hat sich eine ganze Reihe von Gästen angekündigt, die dem Vater oder der Mutter bei der Impfung zur Seite stehen möchten. Knaus, eine gelernte Krankenschwester, hilft normalerweise als „Case-Managerin“ neu zugezogenen Bewohnern bei der Eingewöhnung. Jetzt ist sie im Dauereinsatz als Testerin. „Wir bieten jeden Tag eine Stunde an“, erklärt sie. Dabei habe sie auch mitbekommen, dass es zur Frage „Soll ich mich impfen lassen oder nicht?“ viele Gespräche zwischen den Senioren und deren Angehörigen gab. Die Antwort fiel recht eindeutig aus: Auf 52 Heimbewohner kamen 50 Einverständnis-Erklärungen.

Die nächste Angehörige kommt zum Schnelltest. „Meine Eltern haben sich immer gegen Grippe impfen lassen“, erzählt Christina Dietz. Deshalb habe ihre inzwischen verwitwete, pflegebedürftige Mutter auch vor der Corona- Impfung keine Angst. „Nachdem sie jetzt im Heim in Gemeinschaft lebt, kann man eigentlich nicht dagegen sein“. Was ihre eigene Impfung betrifft, ist sie noch abwartend, aber „ich denke, dass man gar nicht umhin kann“. Auch beim Heim-Personal halte sich die Impfbereitschaft noch in Grenzen, gibt Heimleiterin Elisabeth Plankl Auskunft zu einem Thema, das in der Politik derzeit heiß diskutiert wird: die Impfpflicht für Pflegekräfte.

Im Erdgeschoss ist das mobile Impfteam aus Neumarkt mittlerweile im Einsatz. Von den zwei Ärzten ist einer bereits im Ruhestand, will aber im Kampf gegen Corona mithelfen. Die beiden Frauen im Team, eine medizinische Fachangestellte und eine Krankenschwester, arbeiten normalerweise im Neumarkter Klinikum.

„Es schlägt aufs Gemüt“

Der geplante Impftermin hatte sich mangels Impfstoff um knapp eine Woche verschoben. Umso erleichterter ist Plankl, dass es jetzt so weit ist. Anfang November war im Haus eine Bewohnerin positiv auf Corona getestet worden, bei den gleich darauf durchgeführten Schnelltests zwei weitere. Beim Personal seien aber alle Testungen negativ ausgefallen, berichtet Plankl, unterm Strich „haben wir großes Glück gehabt“. Denn verantwortungsbewusst hätten sich sicher nicht nur die Dietfurter Mitarbeiter verhalten, sondern auch die Pflegekräfte in anderen, stärker  betroffenen Häusern. Was passieren kann, wenn das Virus erst einmal im Haus ist, vergleicht Plankl mit einstürzenden Dominosteinen. 

Die seelische Stimmung bei den Menschen beschreibt sie als „gemischt“. „Früher hat man halt in großer Runde geplaudert, die Angehörigen, die zu Besuch waren, sind einfach mit dabei gesessen.“

Zu den Lichtblicken in der Corona-Zeit zählt für die Heimleiterin Pfarrer i. R. Markus Harrer, der jeden Samstag bei den Senioren einen liebevoll vorbereiteten Gottesdienst hält und jedesmal zuvor vorschriftsmäßig mit der Mesnerin zum Coronatest kommt. „Im Sommer hat er Eislieferant für die Bewohner gespielt“, erinnert sich Plankl, „er hat immer Zeit, er gehört dazu“. Deshalb sei es ihr ein Anliegen gewesen, dass der 87-jährige Geistliche „heute auch zum Impfen drankommt“ – mit dem Personal.

Bewohnerin Katharina Pickl, hat den Pieks gerade hinter sich gebracht. Sie lebt erst wenige Wochen im Altenheim, der Ehemann wohnt noch zuhause. „Auf seine Impfung müssen wir noch warten“, meint Tochter Inge. Im Foyer des Altenheims bleiben die Frischgeimpften noch eine Weile sitzen, ehe sie wieder auf ihre Zimmer können. Karolina Simon (85) ist noch nicht an der  Reihe und hat Zeit, ein wenig über ihren Alltag zu erzählen. „Corona – das hat uns g’scheit umgehauen“, stellt sie nüchtern fest. „Sobald man den Fernseher anmacht – nur Corona! Und dann die dauernd ansteigenden Zahlen, trotz Einschränkungen“. Die dunklen, kalten Ärmel hochkrempeln im Altenheim Corona-Reihenimpfungen in Caritas-Senioreneinrichtungen laufen / Ortstermin in Dietfurt Wintermonate täten ein Übriges, „das schlägt einem halt alles aufs Gemüt.“ Besonders schmerzte sie, dass sie ihre kleinen Urenkel so lange nicht in den Arm nehmen konnte. Zeitlebens war Simon eine gesellige Frau, auch nachdem sie infolge schwerer Bandscheibenoperationen ins Heim gezogen war. Bis Corona kam: „Auf einmal hockst du allein im Zimmer!“ Dass sie dennoch viel von ihren Lieben mitbekommt, verdankt sie ihrer Aufgeschlossenheit für moderne Technik: „Im Haus gibt  es ein Tablet. Und das hol ich mir regelmäßig“.

Gabi Gess

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