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„Bei euch soll es anders sein“ – So sagte Jesus einmal, als die Jünger über ihre Plätze in seiner Herrlichkeit stritten. „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein“, entgegnete er ihnen. Er meinte wohl: Das Miteinander bei Euch soll anders sein als das in einem herrschaftlichen Hof, in einem großen Unternehmen, in einem monarchischen Staatswesen, in einem Sportverein oder bei der Feuerwehr. Bei Euch soll es nicht um Macht und Herrschaft gehen, sondern um den Dienst aneinander. Jesus selbst hat es ja vorgemacht, indem er den Jüngern die Füße wusch.

„Bei euch soll es anders sein“ – Das sollte wohl über dem gesamten Leben der christlichen Gemeinde, der Kirche stehen: Schwache, Kranke, Sünder und Fremde sollen bei Euch einen Platz haben. Alle sind gleich viel wert und besitzen die gleiche Würde. Euer Miteinander soll von der liebevollen Zuneigung geprägt sein und nicht von Paragraphen, Anweisungen und Befehlen. Alle sollen sehen können: Hier ist Jesus Christus am Werk. Und so Jesus uns als seine Jüngerinnen und Jünger schließlich: „ Alle sollen eins sein […] So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“

In jedem und jeder von uns steckt ein Funken Hoffnung und ein Körnchen Wahrheit. Jeder und jede kann etwas dazu beitragen, dass das Reich Gottes immer mehr wachsen kann. Alle Erfahrungen, Standpunkte, Sichtweisen und Ansätze helfen mit, dass Gottes Liebe zu den Menschen, seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in dieser Welt immer mehr Wirklichkeit werden können. Die unterschiedlichen Konfessionen, die es im Christentum heute noch immer gibt, bringen eher die Fülle und Vielfalt der Berufungen als vielmehr eine Hierarchie an Wahrheiten zum Ausdruck. Die verschiedenen Kirchen ergänzen und ermutigen sich gegenseitig und sind daher keine Konkurrenz, müssen sich nicht übertrumpfen und besiegen. Alle leben wir aus der Würde unserer Taufe, aus Gottes lebendigem Wort und seinem Heiligen Geist.

Wer daher Kirche plant und entwickelt, wird dies nicht in Abgrenzung zu anderen Konfessionen tun. Im Gegenteil: Es liegen viel mehr Chancen darin, uns dabei gegenseitig einzuladen und miteinzubinden, aufeinander zu hören und uns voneinander zu erzählen, gemeinsam zu beten und zu singen Wer Synodalität lebt, also sich miteinander auf den Weg machen will, wird auch Schritte auf die anderen Kirchen zugehen, sie um ihren Rat fragen, sie um ihre Beobachtungen und Erfahrungen und Ratschläge und mit ihnen gemeinsame Schritte wagen.

„Bei euch soll es anders sein“ – das gilt nicht nur für einzelne Pfarrgemeinden, Dekanate, Diözesen, Orden, geistliche Gemeinschaften, kirchliche Verbände, Einrichtungen und Organisationen, sondern auch für deren Miteinander und Zusammenspiel, auch über Konfessionsgrenzen hinweg. Alle Kirchen sind pilgerndes Gottesvolk auf dem Weg durch diese Zeit und diese Welt. Doch glaubwürdig sind sie vor allem dann, wenn sie bei aller Verschiedenheit jetzt schon gemeinsam unterwegs sind: bejahend und liebend, helfend und heilend, zweifelnd und hoffend, ringend und diskutierend, planend und gestaltend.

„Alle sollen eins sein“ bedeutet mit Sicherheit nicht Gleichmacherei, Harmoniesoße und Konfliktscheu, aber es ist der Auftrag, gemeinsam aufzubrechen, zusammen zu suchen und zu finden. Nur so kann im Hier und Jetzt schon – und nicht erst in der Ewigkeit – erlebbar werden, wie Jesus Christus mit seiner Liebe in unserer Welt wirken will.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

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