Dem Leben himmlischen Glanz geben - Impuls zum Festtag "Christi Himmelfahrt"

Eine Woche trübes Wetter: Grauer Himmel und viele Wolken. Das senkt bei vielen von die Stimmung. Wie würden wir uns doch endlich ein freundlicheres Wetter wünschen: Wärmende Sonnenstrahlen und blauen Himmel. Es sind nicht nur die höheren Tempertauren, nach denen sich manch einer oder eine sehnt, sondern auch die unbegrenzte Ausdehnung des Himmels, die sich über uns öffnet. Den Himmel sehen zu können, gibt mir ein Gefühl von Freiheit, lässt mich durchschnaufen und weitet meine Blicke. Der Himmel verbindet mich mit Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten, mit anderen Lebensumständen, Blickwinkeln und Möglichkeiten. Ich spüre: Diese Welt sind mehr als nur dieses Fleckchen Erde, auf dem ich mich gerade befinde. Und mein Leben ist mehr als nur alltägliches Abrackern und Abstrampeln.

Für religiöse Menschen war daher das Wort „Himmel“ schon immer die Bezeichnung für den Ort, an dem Gott oder die Götter wohnen oder an dem das Leben nach dem Tod stattfindet. Und so ist es kein Wunder, dass auch mit dem auferstandenen Jesus eine solche Himmels-Erfahrung in Verbindung gebracht wird. Das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte schildern, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger „in den Himmel emporgehoben“ wurde. Es war wohl für die, die dabei waren, ein ganz besonderes Oster-Erlebnis: Jesus lebt, er wurde von den Toten auferweckt, er kehrt zu seinem Vater im Himmel zurück. Zu Ostern gehören also nicht nur Erscheinungen des Auferstandenen oder die Weg- und Tischgemeinschaft mit den Jüngern, sondern auch eine klare Zielperspektive: Gott lässt dich nicht fallen, er hat viel mit dir vor, er schenkt dir ewiges Leben. Für immer soll gelten, was uns bei unserer Taufe zugesagt wurde: „Er hat dich bei deinem Namen gerufen.“     

Unser Leben ist also nicht einfach nur ein Leisten und Funktionieren-Müssen oder eine ständige Folge von Erfolg und Misserfolg, von Höhe- und Tiefpunkten, die schließlich mit dem irdischen Tod endet. Der Festtag Christi Himmelfahrt sagt uns: Bleibe nicht im Hier und Jetzt, suche immer wieder nach dem tieferen Sinn – auch im Scheitern – , entdecke deine persönliche Berufung und folge ihr immer mehr, lass auch Deinem Nächsten und Deiner Nächsten Wertschätzung zukommen. Das Fest lädt uns ein, dem Leben einen himmlischen Glanz zu geben.     

Wenn Christen in diesen Tagen zu Bittgängen, Flurprozessionen und Wallfahrten unter freiem Himmel aufrechen, zeigen sie: Wir brechen auf, wir wollen nicht im Gestrüpp des alltäglichen Klein-Kleins hängen bleiben, sondern unseren Horizont weiten. Wir versuchen, dem Ruf Gottes zu folgen und mit Gott umterwegs zu sein. Und wir geben dem Himmel mit seiner Unendlichkeit und Weite jetzt schon einen Platz in uns – ganz egal, wie gerade das Wetter ist.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg