Einfach nur beten? Ein Kommentar zu religiöser Gewalt in Pakistan und Palästina
"Nicaragua – die Regierung geht massiv gegen die katholische Kirche vor / Ägypten – am Heiligen Abend hat der Mob muslimischer Extremisten Steine auf Christen geworfen / Demokratische Republik Kongo – in der Kirche der Stadt Kasindi im Osten des Landes explodierte ein selbstgebauter Sprengsatz / Indien – im Bundesstaat Chhattigarh wurden kurz vor Weihnachten mehr als 1000 Christen aus ihren Häusern vertrieben".
Das sind Schlagzeilen aus der aktuellen "Stacheldrahtkerze", einem Newsletter, den der ökumenische Arbeitskreis Religionsfreiheit monatlich erstellt und auf Verfolgungen hinweist, die aufgrund einer bestimmten Religionszugehörigkeit geschehen sind. Christenverfolgung ist nicht nur ein Thema aus der Anfangszeit der Kirche, sondern aktueller denn je. Evangelische und katholische Christen aus Neumarkt beschäftigen sich schon seit Jahren mit der Frage, wie Menschen ihre Religion selbst bestimmen und frei praktizieren können. Dabei entstehen Anliegen, die auch regelmäßig ins Gebet gebracht und vor Gott getragen werden.
Mich haben zwei Meldungen aus der vergangenen Woche entsetzt, über die ich beim Lesen der christlichen Wochen-Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" gestoßen bin: Die erste Nachricht lautete: "Peschawar. Während des Mittagesgebets in einer Moschee der nordwestpakistanischen Stadt entzündet ein Selbstmordattentäter eine Bome. Mindestens 92 Menschen sterben, mehr als 200 Verletzt sind zu beklagen." Wieder ein Attentäter, der so viele Menschen in den Tod riss: Glaubensbrüder und –schwestern, die sich zusammen zum Gebet versammelt hatten. Wie fanatisch verblendet wohl ein Mensch sein muss, wenn er im Namen seines Gottes Menschen bei der Ausübung der gleichen Religion ermordet, verstümmelt und traumatisiert.
Eine zweite Meldung bewegte mich: "Ost-Jerusalem. Ein palästinensischer Angreifer tötet sieben jüdische Menschen, die sich zum Gebet versammelt hatten – ausgerechnet am Gedenktag für die Opfer des Holocausts." Auch hier Hass und Menschenverachtung, die zu roher Gewalt führten. Diesmal waren es betende Juden, gegen die sich der Terror richtete. Egal wie man die politische Situation im Nahen Osten einschätzt, der weltweite Antisemitismus in Worten und Gewalttaten muss uns beunruhigen.
Mir zeigen diese beiden Beispiele, dass es heute Gewalt nicht nur gegen Christen gibt, sondern auch gegen Gläubige aus ganz unterschiedlichen Religionen. Schwache oder sich ohnmächtig fühlende Menschen werden zu Tätern. Immer wieder lässt sich Religion dabei von Herrschaftsideologien, politischen Strategien, gewalttätigen Machthabern und einer selbstherrlichen Führungseliten instrumentalisieren. Die Alltagsnöte und Zukunftsängste so vieler Menschen werden dabei schrecklich missbraucht. Zu allen Zeiten waren Religionen in die Gewalt gegen Andersdenkende und Andersgläubige, bei Minderheiten und Randgruppen verwickelt. Und Religion kann auch zu einer Brutstätte von Radikalisierung und Fanatimsus, von Fundamentalismus und Sektenbildung werden.
Sicherlich: Aufklärung ist bei Traditionalisten gefürchtet ist. Pluralismus scheint eine Gefahr für den eigenen Absolutheits- und Wahrheitsanspruch. Bildung gilt so manchen Religionsführern als verdächtig. Wenn aber Religionen einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander leisten wollen, führt kein Weg am Dialog vorbei: Am Gespräch und Austausch mit Natur- und Geisteswissenschaften, mit anderen Religionen und Kulturen, mit der Kunst, den Lebensthemen der Menschen von heute zugewandt, offen für Fortschritt und Entwicklung. Doch was bedeutet das für uns Christen? Genügt es, zu informieren, zu kritisieren, zu beten und zu hoffen – wo unsere eigene Religion ja selbst in Hunderte von einzelnen Kirchen und Konfessionen gespalten ist? Können wir mit dem Finger auf andere deuten, wenn es auch bei uns im Christentum Fundamentalisten, militante Abtreibungsgegner und regimetreue und kriegstreibende Bischöfe und Patriarchen gibt?
Die Versuchung dieser Tage ist groß, sich bei kirchlichen Reformen auf ein vermeintliches Kerngeschäft zu konzentrieren: Liturgie, Sakramentenvorbereitung und Pfarrfest. Mancherorts werden alle noch verfügbaren Kräfte in den Erhalt der pfarrlichen Strukturen vor Ort mobilisiert. Doch was wir brauchen ist mehr: Der Blick über den eigenen Kirchturm hinaus, die Fähigkeit, mit Vielfalt und Pluralismus umzugehen, die Sprachfähigkeit in die Gesellschaft hinein und die Pflege einer Dialogkultur sind mehr denn je unverzichtbar. Wer an Bildungsarbeit spart, den Religionsunterricht auf die Anleitung zur Frömmigkeit reduzieren will, sich nicht in Internet und Medien engagiert, die Chancen der Ökumene übersieht, nicht vernetzt denken und auftreten kann, sägt am eigenen Ast. Trotz aller Sparzwänge als Kirchen dialogfähig zu bleiben und den Glauben in einer vielfältigen Lebenswelt plausibel zu machen, ist eine der großen Herausforderungen für heute.- Aber vielleicht ist auch dies ein Beitrag zu einem friedlichen Miteinander der Religionen und Kulturen in unserer Welt.
Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg
Die nächsten Termine
- Donnerstag, 18. April
- Sonntag, 21. April
- 10.00 UhrWiedereinweihung der Eule-OrgelOrt: Evangelische Christuskirche NeumarktVeranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
- 11.00 UhrKinderkircheVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- 18.30 UhrSegnungsgottesdienst für alle Entlassschüler aller SchulenOrt: Hofkirche NeumarktVeranstalter: Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau Neumarkt
- Freitag, 26. April
- Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden TreffenOrt: Jugendtagungshaus Schloss PfünzVeranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
- 19.00 Uhr
- Samstag, 27. April
- 10.00 Uhr
- Sonntag, 28. April
- 10.00 Uhr
- Montag, 29. April
- 18.00 Uhr„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - TrautmannshofenVeranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
- 20.00 UhrWegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilenVeranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
- Samstag, 04. Mai
- 09.30 Uhr
- Sonntag, 05. Mai
- 09.30 UhrNachprimiz in Berching von Thomas BüttelVeranstalter: Pfarrei Berching
- 17.00 UhrZum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens BittlingerOrt: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-HengVeranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
- Montag, 06. Mai
- 19.00 UhrÖkumenisches FriedensgebetOrt: Ecclesia NeumarktVeranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
- Samstag, 11. Mai
- 09.30 UhrFirmung durch Dekanatsjugendseelsorger Michael Krämer für den Pfarrverband Neumarkt-WestOrt: Neumarkt-Woffenbach
- 14.30 UhrDiözesaner KinderchortagVeranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik