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20.06.2022

Fronleichnams-Pastoral: Was die Kirche heute aus dem Fest lernen kann

Foto: Klaus Herzog, in pfarrbriefservice.de

Bunte Fahnen, Blaskapelle, Pfarrer und Ministranten, Blumenteppich, traditionelle Gesänge und Birken, die den Wegesrand säumen – wir Katholiken verbinden dies sofort mit der Feier des Fronleichnamsfestes. Das Volk Gottes versammelt sich, um durch die Straßen der Dörfer und Städte zu ziehen und dabei das eucharistische Sakrament zu verehren: Im Zentrum dabei der Priester mit der Monstranz, umgeben von Mitbrüdern, Ministranten und anderen liturgischen Diensten, hier die Erstkommunionkinder und Firmlinge, begleitet von einigen Müttern, dort die Musiker, da die Vereine mit ihren Fahnenabordnungen und an anderer Stelle die Vertreter der Gemeinde und der öffentlichen Einrichtungen – zuletzt dann das übrige Volk. Alles ist nach Ständen und Gruppen sortiert. Die Frauen haben zuvor schon den Blumenschmuck angebracht, und die Männer tragen den Himmel über dem Allerheiligsten. Wenn der Leib Christi vorüberzieht oder der Priester damit den Segen spendet, knien viele nieder. So haben wir es von frühester Kindheit an kennen- und schätzen gelernt. Und so kennen wir es als Ausdruck unserer katholischen Tradition und Frömmigkeit.

Inmitten der Corona-Pandemie haben wir uns vielleicht gefragt: Wie viele kommen und machen mit? Sind es weniger geworden, wenn wir heuer wieder einladen? Können wir Fronleichnam mit seiner Prozession noch so begehen wie in früheren Zeiten? Ohnehin wurde die Herde zuletzt auch schon vor Corona stetig kleiner. Dort wo der Zuspruch geringer geworden ist und die Gläubigen weniger geworden sind, könnte man schließlich versuchen, durch pastorale Bemühungen die Menschen wieder zurück zu gewinnen – durch persönliche Ansprache, bessere Werbung, moralische Appelle, professionellere Organisation, durch gezielte Lockmittel. Wer will nicht zurück zu alter Festlichkeit und zu einer über Jahrzehnte bewährten Praxis? Wer katholisch ist, soll die auch in der Öffentlichkeit zeigen und sich zu seinem Glauben bekennen. Und wir Katholiken zeigen uns eben so, wie wir sind: Farbenprächtig, und sinnlich, aber auch hierarchisch gegliedert, nach Funktionen und Aufgaben getrennt, auf den Dienst des Priesters hin zentriert.

Doch ermutigt uns Fronleichnam nicht zu mehr als nur zu einem farbenfrohen Glaubensbekenntnis und zu einer fröhlichen Kirchlichkeit? Immerhin ist es Gott selbst, der durch unsere Straßen ziehen möchte. Seine Anwesenheit ist nicht einfach nur auf den Altar, den Tabernakel oder die Feier der Eucharistie beschränkt. Nein, er will nach draußen auf die Straßen und Plätze, in die Häuser, vor allem aber in die Herzen der Menschen. Unsere Fronleichnamsprozession zeigt uns: Gott begleitet unser Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, ,er geht unseren Weg durch den Alltag mit. Er will auch denen nahe sein, die nicht (mehr) zum Gottesdienst kommen, die alt und krank sind, die in eine Krise geraten sind, die suchen und zweifeln, die Trost, Halt und Orientierung brauchen. Müssten wir den Leib des Herrn am Ende unserer Prozession eigentlich, statt ihn in den Tabernakel zurückzubringen, mit ihm lieber in das Altenheim, in die Sozialstation, in den Kindergarten, in die Schule, ins Krankenhaus, ins Amtsgericht, zu den wenigen verbliebenen Bauernhöfen, zur psychologischen Beratungsstelle oder zu einer bettlägerigen alten Frau bringen?

Eine Pastoral, die sich ernsthaft an Fronleichnam orientiert, kann nicht nur das fortsetzen, was immer schon war und was uns lange gut tat. Sie kann nicht einfach nur zu einem volkskirchlichen Zustand zurückkehren, weil uns der selbst so gefiel. Wer Gottes Anwesenheit draußen in den Straßen und drinnen in den Häusern der Menschen ernst nehmen will, wird neue Wege zu den Menschen erschließen und noch besser: Wird versuchen, das ganze Jahr über mit ihnen zu gehen, ihnen zuzuhören, mit ihnen zu leben, zu lachen und zu weinen, zu hoffen und zu zweifeln, zu singen und zu beten. Wenn wir das ganze Jahr über Prozession („Vorwärtsgehen, Weitergehen, Sich zeigen, Zugute kommen“) zu den Menschen und mit den Menschen machen, brauchen wir uns nicht zu sorgen, ob unser Fronleichnamsfest wirklich fest genug ist.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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Die nächsten Termine

Mittwoch, 17. April
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten – Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Donnerstag, 18. April
Sonntag, 21. April
10.00 Uhr
Wiedereinweihung der Eule-Orgel
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
11.00 Uhr
Kinderkirche
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
18.30 Uhr
Segnungsgottesdienst für alle Entlassschüler aller Schulen
Ort: Hofkirche Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau Neumarkt
Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
Veranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
Samstag, 27. April
10.00 Uhr
Sonntag, 28. April
10.00 Uhr
Montag, 29. April
18.00 Uhr
„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 04. Mai
09.30 Uhr
Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr