Zum Inhalt springen
20.05.2022

Funken der Liebe: Ein Denkanstoß aus dem Dekanatsforum

Foto: pixabay

„Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben!“ – So einfach wäre das Christentum auf den Punkt zu bringen: Gott ist die Liebe. Wer mit Gott in Verbindung ist, der liebt. Doch im Alltag sieht es bei uns Christen und vor allem auch in der Kirche ganz anders aus: Es wird nicht weniger gestritten als in anderen Gemeinschaften, auch Kirchenmitglieder gehen sehr ruppig miteinander um , das Tischtuch zwischen manchen kirchlichen Mitarbeitern scheint durschnitten zu sein, es haben sich unversöhnliche Parteien gebildet und manches Mal der Dialog misslingt ein gut gemeinter Dialog.  „Seht, wie sie einander lieben“, so wurde es über die ersten Christen gesagt. An der Liebe konnte man die Christen damals offensichtlich erkennen. Können Menschen das auch noch heute sagen, wenn sie von außen auf unsere Kirche blicken? Und können wir Kirchenmitglieder das auch über unsere eigene Gemeinschaft sagen?

„Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele“, so schildert uns die Apostelgeschichte die Urgemeinde in Jerusalem. Auf eine Religionsgemeinschaft von über 1 Milliarde Menschen dürfte das wohl kaum zutreffen! Wie viele Begabungen, Sichtweisen, Lebenserfahrungen, Glaubensbiographien, pastorale Ansätze, theologische Positionen und kirchenpolitische Vorstellungen es doch in einer solch unüberschaubaren Gemeinschaft gibt! Wie soll bei einer solchen Vielfalt das Ideal einer geschwisterlichen Liebe gelingen? Immerhin verstehen wir unter dieser Liebe mehr als nur Nicht-Krieg, den Verzicht auf Streit, gespielte Harmonie, die stille Anpassung an die Mehrheit oder die bloße Unterordnung unter Ranghöhere.  was also kann ein so großes Wort wie Liebe im kirchlichen Alltag bedeuten?

Wenn Kirche durch diese Zeit und unsere Welt unterwegs ist, wird der Weg nicht immer eindeutig und gerade sein. Als Pilger sind wir ständig auf der Suche nach der richtigen Richtung. Ständig fragen wir, was Gott mit uns vorhat. Und permanent werden wir von den Menschen angefragt: Nach Heilung und Trost, nach Hilfe und Orientierung, nach Rat und Entlastung. Es liegt in der Natur der Sache, dass es da keine einheitliche Antwort auf all die Erwartungen, Bedürfnisse und Probleme geben kann. Daher muss in unserer Kirche ein respektvolles Streiten, ein ernsthaftes Diskutieren, ein Ringen um den richtigen Weg und die passenden Antworten geben. Das Apostelkonzil in Jerusalem hat es uns ja gezeigt: Streit und Gegensätze gab es auch unter den Aposteln. Aber im Vertrauen auf Gottes geist wurden die strittigen Fragen geklärt.

Liebe ist nicht das beseitigen aller Differenzen und Widersprüche, sondern es ist das Annehmen des Anders-Seins: Ich bin eingeladen, nicht nur im eigenen Saft zu schmoren, sondern mich auf die Andersartigkeit  meines Nächste einzulassen.  Darin liegen Chancen, Fähigkeiten, Sichtweisen, die mir selbst nicht zueigen sind, aber auch meinen eigenen Weg und unser Miteinander bereichern können. Im Anders-Sein darf ich einen Wert erkennen. Im freundlichen Grüßen, im ernst gemeinten Kennenlernen, im Ausreden-Lassen und Zuhören,  im Mitdenken und Mitfühlen, im gezielten Nachfragen, im Respekt vor anderen Positionen, im Abwägen der vorgetragenen Argumente , im Annehmen von Stärken und Schwächen, in der gemeinsamen Suche nach Lösungen können Funken der Liebe überspringen.  Die Dankbarkeit für all meine Mitstreiter und Kollegen, auch für Service- und Führungskräfte  mit all ihren Berufungen, Gaben und Schätzen soll unser Miteinander prägen. Das spornt an und strahlt aus.

Wenn im Dekanatsforum Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichen Pastoralräumen, Gruppen, Gemeinschaften und Einrichtungen zusammenkommen und sich auf die Suche nach dem richtigen Weg machen, will spürbar: bei allen Unterschieden sind wir als Gemeinschaft  unterwegs, alle sind aufeinander verwiesen, jeder und jede trägt zu einem immensen Reichtum bei. Wer das erlebt, darf vielleicht etwas von dieser Liebe erahnen, die Jesus uns aufgetragen hat.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


Weitere Texte von Christian Schrödl auf den Homepages der Dekanate Neumarkt und Habsberg:

"Streit, der zusammenführt" - Impuls für den Alltag (22.5.2022)

"Schwester im Glauben" - Gedanken zum Marienmonat Mai (18.5.2022)

"Von leeren und vollen Netzen" - Impuls zum Dekanatsforum (16.5.2022)

"Er wohnt unter uns" - Zur Heiligsprechung von Charles de Foucauld (15.5.2022)

"Nicht nur dumme Schafe sein" - Impuls zum Dekanatsforum (8.5.2022)

"Öffne dich!" - Impuls für den Alltag (1.5.2022)

"Von froher Festlichkeit und ungläubigem Zweifel" - Impuls zum Dekanatsforum (24.4.2022)

"Streck deinen Finger aus!" - Impuls für den Alltag (24.4.2022)

"Neue Wege gehen" - Österlicher Impuls zum Dekanatsforum (18.4.2022)

"Neues in den Blick nehmen" - Ein karsamstäglicher Blick auf die Kirche (16.4.2022)

"Dass uns Steine vom Herzen fallen" - Ostergruß 2022 der Dekanate Neumarkt und Habsberg

"Ausgeliefert?" - Impuls zum Gründonnerstag (14.4.2022)

"Neues, blühendes Leben sichtbar machen" - Impuls zur Karwoche (12.4.2022)

"Mehr als nur ein kurzer Spaß" - Impuls zum Palmsonntag (10.4.2022)

"Kälteeinbruch" - Impuls für den Alltag (3.4.2022)

"Quo vadis, katholische Räte?" Ein Kommentar zur Pfarrgemeinderatswahl 2022 (20.3.2022)

"Nicht nur im stillen Kämmerlein" - Gedanken zur Umkehr (14.3.2022)

"Mehr Farbe fürs Leben" - Impuls für den Alltag (13.3.2022)

"Welcher Mensch möchtest du sein?" - Gedanken zur Fastenzeit 2022

"Wozu das alles?" - Kommentar zu zwei Jahren Corona-Pandemie (22.2.2022)

"Da ist doch noch mehr!" - Impuls zum Valentinstag (14.2.2022)

"Wie ein Puzzle aus tausend Teilen" - Kommentar zum Synodalen Weg (8.2.2022)

"Es trotzdem probieren" - Ein Impuls zur Diskussion um die Missbrauchsfälle (30.1.2021)

"Die Sehnsucht nach mehr" - Impuls für den Alltag (16.1.2021)

"Welche Überschrift?" - Ein Impuls zum Fest "Taufe des Herrn" (9.1.2021)

"Da fielen sie nieder"- Ein Kommentar zum Hochfest "Erscheinung des Herrn" (6.1.2021)

"Zu Engeln und Friedensbringern werden" - Weihnachtsgrüße 2021 des Dekanates

"Werde Licht-Träger!" - Impuls für den Alltag (12.12.2021)

"Einstimmen und vorbereiten" - Gedanken zum Advent (28.11.2021)

"Der fehlende Sankt Martin" - Impuls für den Alltag (14.11.2021)

Die nächsten Termine

Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
Veranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Samstag, 27. April
10.00 Uhr
Sonntag, 28. April
10.00 Uhr
Montag, 29. April
18.00 Uhr
„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Mittwoch, 01. Mai
10.00 Uhr
FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
Veranstalter: Pfarrverband Seubersdorf
Samstag, 04. Mai
09.30 Uhr
Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
18.00 Uhr
ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt