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15.06.2022

Gedanken zu Fronleichnam: Was das Fest heute bedeuten kann

Foto: pixabay


Zum Glauben bekennen

Demonstrationen haben heutzutage Hochkonjunktur. Und eines haben solche Kundgebungen gemeinsam: Wer demonstriert macht deutlich: Ein Anliegen ist mir so wichtig, dass ich mich dafür exponiere und sogar auf die Straße gehe. Für uns Christen gehören Demonstrationen zur Tradition, und eigentlich könnte man erwarten, dass Fronleichnam heute beliebter ist denn je. Doch es ist erstaunlich, dass ausgerechnet in unserem „demonstrationsfreudigen“ Zeitalter Glaubens-Demonstrationen wie das Fronleichnamsfest mit seiner traditionellen Prozession in der Krise stecken. Sicher sind der Glauben und die Kirche nicht mehr so stark im Leben der Menschen präsent wie früher. Es gibt so viele scheinbar wichtigere Anliegen und Themen! Außerdem ist es meist Ansehen und Karriere nicht sehr förderlich, wenn man sich öffentlich als Christin oder Christ oder gar als Mitglied der katholischen Kirche „outet“ – im Gegenteil! Es kommt dazu, dass auch immer mehr praktizierende Christen ihre Fragen an die Kirche haben und nicht mehr hinter all dem stehen können, was sie tut und lehrt. Das alles mag beitragen, dass Fronleichnam und die Prozession immer farbloser werden und nicht mehr den Stellenwert haben wie noch vor Jahren.

Das Fest ist aus einer Frömmigkeit heraus entstanden, die uns modernen Menschen fremd ist. Damals, vor mehr als 700 Jahren, war der Kommunionempfang so stark zurückgegangen, dass ein Kirchengesetz die Gläubigen verpflichten musste, wenigstens einmal im Jahr – nämlich in der Osterzeit – zum Tisch des Herrn zu gehen. Grund dafür waren nicht etwa Gleichgültigkeit oder Unglaube. Nein, vielmehr hatten die Menschen vor Jesus im Brot des Lebens eine so große Ehrfurcht, dass sie sich unwürdig fühlten, dieses Sakrament zu empfangen. Immer mehr beschränkten sich die Gläubigen auf die Verehrung des Altarssakramentes „mit den Augen und im Gebet“ in Andachten und Anbetungsstunden. Diese sogenannte „Schaufrömmigkeit“ stand Pate bei der Entstehung des Fronleichnamsfestet.

Heute ist vielen anders. Es ist ganz normal, dass im Sonntagsgottesdienst oder auch an Werktagen fast alle zur Kommunion gehen – manchmal vielleicht sogar etwas gedankenlos. Der Kommunionempfang ist zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Gottesdienste geworden. Das Brot des Lebens ist wieder zu dem geworden, was es ursprünglich war: eine von Gott geschenkte Speise, um unser Glaubensleben zu stärken –  gerade wenn der Alltag grau ist und wir unter unserer Unvollkommenheit leiden. Der Empfang der heiligen Kommunion kann uns geradezu helfen, bessere Menschen zu werden und das nicht nur einmal im Jahr.

Sollte also Fronleichnam ganz aus dem Kalender verschwinden? Im Gegenteil! Das Fest erinnert uns an die Liebe Gottes, die in Jesus Mensch geworden ist. Im Brot der Eucharistie schenkt Gott uns eine Liebe so radikal, dass wir sie uns sozusagen „einverleiben“ dürfen, in uns aufnehmen wie eine Nahrung, die uns stärkt. Sie enthält alles, was wir zum Leben aus dem Glauben brauchen. Das ist doch wirklich Grund zum Feiern – nicht nur einmal, sondern immer wieder! Und es ist sicher wichtig und richtig, dass wir mit diesem Glauben auch auf die Straße gehen, ihn den Menschen zeigen, öffentlich dazustehen. Nein, das Fronleichnamsfest darf in unserem Kalender nicht fehlen!

Aber zu unserem Glauben bekennen sollten wir uns nicht nur einmal im Jahr, sondern jeden Tag.

Domkapitular Norbert Winner, Neumarkt


Wegzehrung und Kraftquelle für jeden

Was bedeutet Fronleichnam für mich? Zunächst ein Fest, bei dem der Frühling in den Sommer übergeht. Das zeigen mir die frischen Birken und der Blumenschmuck an den Altären. Die Natur hat ihr schönstes Kleid angelegt: Die Sonne steht hoch, die Wiesen blühen und das „Brot“ reift auf den Feldern heran. Fronleichnam wird daher manchmal auch „das Fest des Brotes“ genannt. Es ist das Brot vom Himmel, die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, das dabei im Mittelpunkt steht. Bei diesem Hochfest der Kirche kommen Himmel und Erde zusammen. Da soll uns neu bewusst werden: Die geweihte Hostie birgt in sich den Christus, in dem Himmel und Erde, Gott und Mensch eins geworden sind.

Doch meinen wir nicht oft, Himmel und Erde seien total voneinander getrennt? Hier unten wir und da droben, weit weg von uns,Gott? Zweifeln wir nicht manchmal daran, ob Gott sich wirklich für unsere irdischen Freuden und Sorgen, für unsere Nöte und Ängste oder jetzt für das Schlamassel des Krieges interessiert? Gerade das Gegenteil ist Fronleichnam! Das Fest versichert uns: Gott ist mitten unter uns. Er teilt unser Los. Er möchte unter uns Menschen wohnen. Dafür hat uns Jesus beim letzten Abendmahl ein Zeichen gegeben, wenn er zu den Jüngern sagt: „Nehmt und esst, das ist mein Leib! Nehmt und trinkt, das ist mein Blut!“ Man könnte auch sagen: Das bin ich selbst. In diesen Zeichen bin ich ganz persönlich unter euch, mit euch und in euch. Mehr noch: Dieses Gottesbrot ist Wegzehrung und Kraftquelle für euch. Dies nicht nur für einen kurzen Moment, sondern immer.

In den katholischen Kirchen gibt es deshalb für das Zeichen der Gegenwart Christi im geweihten Brot den sogenannten Tabernakel. Wörtlich heißt Tabernakel „heiliges Zelt“. Das erinnert an den Tempel von Jerusalem, wo Gott Jahwe geheimnisvoll im Allerheiligsten wie in einem Zelt wohnte. Dass Gott mitten unter uns Menschen wohnt, möchte Fronleichnam der ganzen Welt zeigen. Deshalb wird bei der Prozession die geweihte Hostie in der Monstranz aus der Kirche hinausgetragen. Das, was uns Christen heilig, ja das Allerheiligste ist, soll in der Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Über der Monstranz wird ein Baldachin getragen, der „Himmel“, Sinnbild für das heilige Zelt von einst. Der Priester oder Diakon erteilt dann mit der Hostie an den vier Altären in die vier Himmelsrichtungen den Segen. Das bedeutet: Die ganze Erde, die ganze Schöpfung, jede Stadt und Gemeinde soll unter den Schutz des eucharistischen Herrn gestellt werden. Gleiches drücken auch die vier Evangelien aus, die an den Altären verkündet werden. So wird an Fronleichnam deutlich: Das Gotteswort und das Gottesbrot können zur Nahrung und Kraftquelle für jeden werden, der danach hungert.    

Monsignore Richard Distler, Meckenhausen

Die nächsten Termine

Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
Veranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
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Sonntag, 28. April
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„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
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Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Mittwoch, 01. Mai
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FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
Veranstalter: Pfarrverband Seubersdorf
Samstag, 04. Mai
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Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
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Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
18.00 Uhr
ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt