In den Armen Gottes aufgehoben: Geistliches Wort zum Lichtmess-Tag
Neumarkt/Meckenhausen (dbnm) - Pfarrer i.R. Richard Distler, viele Jahre Pfarrer der Neumarkter Hofkirche, legt das Geheimnis des Festes "Darstellung des Herrn" für den ganz persönlichen Alltag gerade in Corona-Zeiten aus.
In den Armen Gottes aufgehoben
Was vielleicht nur wenigen bekannt ist: „Mariä Lichtmess“, das am 2. Februar gefeiert wird, ist schon ein sehr altes Fest. Nachdem zu Beginn des 4. Jahrhunderts Kaiser Konstantin Weihnachten auf den 25.Dezember festgelegt hat, gab es bereits ein paar Jahrzehnte danach ein „Fest vom Tragen der Lichter“. So berichtet um 400 die Pilgerin Ätheria, dass bei der Auferstehungskirche in Jerusalem eine große Lichterprozession stattfand. Bischof und Priester gedachten mit den Gläubigen des Ereignisses, wie die geisterfüllten Menschen Simeon und Hanna dem Christkind begegneten, als es im Tempel Gott geweiht werden sollte. Dabei erkennt Simeon in diesem Kind „das Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit ist für das Volk Israel“. Oder kurz: Simeon erkennt: Dieses Kind wird der Messias, also der Lichtbringer, der Hoffnungsträger und Retter für die ganze Menschheit sein. Aber wird dieses Messias-Kind auch von uns als Licht und Retter erkannt?
Immerhin bedeutet der Name Jesus „Gott rettet“. Wie aber rettet Gott? Lichtmess und Weihnachten sagen uns: Gott rettet dadurch, dass er klein und fast unscheinbar wie wir Menschen zur Welt kam, also einer von uns wurde. Gott rettet durch Heilung kranker, verwundeter, blinder und ausgestoßener Menschen. Das hat uns Jesus deutlich gezeigt. Gerade solchen Menschen zeigt er seine Solidarität und Liebe. Brauchen wir nicht gerade jetzt diese Haltung der Solidarität und Aufmerksamkeit? Es ist die Achtsamkeit für die Sorgen des andern, auch das besondere Feingefühl gegenüber Kindern, die jetzt daheim lernen müssen. Es ist die Aufmerksamkeit gegenüber den alten Menschen und das „Mit-Leiden“ mit den Schwerkranken auf den Intensivstationen.
Von diesem Mit-Leiden spricht auch Simeon, wenn er in einem prophetischen Wort zu Maria sagt: „Dir, Mutter, wird ein Schwert durch die Seele dringen“. Maria wird wie Jesus seine Leiden annehmen. Aber erzeugt bei uns nicht die Frage nach dem Leid eher Angst und Widerspruch? Warum gerade jetzt diese Pandemie? Wann wird sie enden? Wie werden wir sie bestehen? Zwingt uns nicht derzeitig Corona dazu, uns stärker mit dem Leid, dem Leiden und Mit-Leiden auseinander zu setzen? „Nun lässt du, o Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du der ganzen Welt bereitet hast“. Fühlt sich da nicht dieser geisterfüllte Greis Simeon auch noch im Blick auf das Sterben aufgehoben in den Armen Gottes und in den Armen dieses Gotteskindes?
So könnte auch für uns Lichtmess gerade jetzt zu einem Fest großer Hoffnung und Zuversicht werden. Zu einem Fest, das Weihnachten nochmals zum Leuchten bringt und zu einem Fest, das uns im Kind von Bethlehem den Retter der ganzen Menschheit offenbart.
Pfarrer i.R. Richard Distler, Meckenhausen
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