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28.04.2020

INNE HALTEN in der Krise: "Schweige und höre!"

Foto: pixabay

Neumarkt (dbnm) - Der Redemptoristenpater Krzysztof Labak, Pfarrer von Neumarkt-Heilig Kreuz und Pelchenhofen, geht der Frage nach, wie die Begegnung mit Gott aussehen kann, wenn keine Gottesdienste gefeiert werden können. Für ihn ist auch die geöffnete Pfarrkirche eine Einladung, die Beziehung zu Gott zu pflegen.

Öffentliche Gottesdienste werden schon seit Wochen nicht gefeiert. Dennoch ist die Neumarkter Pfarrkirche Heilig Kreuz im Ortsteil Wolfstein an den Sonntagen gut besucht. Die besondere Atmosphäre im Gotteshaus lädt zum Verbleiben, Beten und Besinnen ein. Der Altarbereich ist mit Kerzen und Blumen geschmückt. Gebete und Mut machende Texte liegen im Eingangsbereich der Kirche aus. Den ganzen Tag über sorgt ruhige Musik dafür, dass man sich eingeladen und wohl fühlen kann. Pater Krzysztof Labak CSsR, Pfarrer von Heilig Kreuz, hat dazu einen Text verfasst, der dazu einlädt, gerade in Corona-Zeiten die Kirche als Raum der Gottesbegegnung neu wahrzunehmen.


INNE HALTEN:

Schweige und höre!

Lass Gott zu dir sprechen – er hat Worte des Lebens

Schon immer haben Menschen die Verbindung zu Gott gesucht, sein Wohlwollen und seine Hilfe auf sich zu lenken, ihn gnädig zu stimmen – mit Gebeten, Liedern, Ritualen und Opfern. All die unterschiedlichen Weisen zu Beten haben ihre Berechtigung und ihre Zeit. Sie alle sind Wege, mit Gott in Beziehung zu treten. Doch schon vor all unserem Reden, Bitten und Tun hat sich Gott für immer uns zugeneigt und schenkt uns alles, was wir zum Leben brauchen. Wir brauchen ihm nichts dafür zu geben, obwohl wir meinen, ihn daran erinnern zu müssen. Gott, ich brauche nicht zu reden, damit du mich hörst. Ich brauche nicht aufzuzählen, was mir fehlt, ich brauche dir nicht zu sagen, was uns in dieser Welt bedroht und wozu wir deine Hilfe brauchen.

Lässt unser allzu eifriges Sprechen und Mühen Raum genug, dass seine Worte des Lebens bei uns ankommen und heilsam wirken können?

„Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist,  ich wurde ein Hörer. Ich meinte erst, Beten sei Reden… Ich lernte aber: Beten heißt nicht sich selbst reden hören, beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.“ (Sören Kierkegaard)

Nur zur Ruhe zu kommen ist für Kierkegaard nicht das Ziel des Betens. Das Ziel ist: Gott zu hören. Und dass ich wieder aufhorche, was mir da gesagt und zugesagt wird, wenn ich mich in die Arme Gottes fallen lassen. Für solches „hörendes Beten“ brauchen wir keine Worte, sondern nichts als uns selbst Gottes Gegenwart zu überlassen, mit weit offenem Herzen, bereit mit ihm uns selbst auf die Spur zu kommen – und allem, was uns gerade bewegt oder hilflos macht.

„Hier bin ich, Gott vor dir, so wie ich bin — mit meiner Sehnsucht,  meiner Hoffnung, meiner Freude, meinem Ärger,  meiner Müdigkeit. Hilf mir zu sehen, was du mir jetzt zeigen möchtest, zu hören, was du mir jetzt sagen möchtest, zu spüren, dass du mit mir gehst und bei mir bleibst.“ (Dag Hammarskjöld)

Nichts anderes als bereit sein, uns von ihm auf seine Spur führen zu lassen, im stillen Verweilen, in völliger Konzentration auf die Bedeutung dieses Augenblicks der Begegnung. Das befreit von Ängsten, stärkt die inneren Heilungskräfte, es beruhigt die Verwirrung, die die äußeren Umstände in uns hervorrufen. Seele an Seele mit Gott. Seelen kommunizieren nicht nur mit Worten.

„In dir sein, Herr, das ist alles. Das ist das Heilende.

Die leiblichen Augen schließen, die Augen des Herzens öffnen

und eintauchen in deine Gegenwart.

Ich hole mich aus aller Zerstreutheit zusammen

und vertraue mich dir an.

Ich lege mich in dich hinein wie in eine große Hand.

Stellvertretend möchte ich schweigen

für die Eiligen, die Zerstreuten, die Lärmenden.

Stellvertretend für alle,  die keine Zeit haben.

Mit allen Sinnen und Gedanken warte ich,

bis du da bist.“ (Jörg Zink)

Der Seelsorger und geistliche Lehrer Peter Dykhoff vertraut auf eine alte Gebetsform aus dem 4. Jahrhundert: das Ruhegebet:

„Man braucht für dieses Gebet gar nichts.

Im Ruhegebet darf ich mich einfach fallen lassen.

Es ist nicht nur: Ich will mich fallen lassen, ich will nichts tun.

Sondern: Ich tue dann wirklich nichts. Es geschieht ganz von selbst.“

Jeder von uns ist eingeladen und auch fähig zu dieser ganz besonders intensiven Erfahrung der Beziehung des barmherzigen, des liebenden Gottes zu uns.

Der heilige Pfarrer von Ars geht durch seine Kirche. In einer Bank nimmt er, wie so oft schon, einen einfachen Bauern wahr, der sich stundenlang dort aufhält, ohne Buch oder Rosenkranz in den Händen, aber den Blick unablässig nach vorne, zum Altar gewandt. Der Pfarrer fragt ihn: „Was tust Du denn hier die ganze Zeit über?“ „Eigentlich gar nichts, Herr Pfarrer“. und auf den Tabernakel deutend: „Ich schaue ihn an – und Er schaut mich an.Das ist genug.“

Werde still und warte –

schau nur,

wie Gott auf dich zukommt.

Geh in dich

mit ihm.

Schweige und höre,

lass ihn zu dir sprechen

Worte des Lebens.       

In dieser Zeit der Pandemie dürfen wir nicht an einem Gottesdienst teilnehmen. Aber zu jeder Zeit dürfen wir die Kirche betreten und meditieren, uns von Gott Mut zusprechen lassen. Lass Gott zu dir sprechen!

 

P. Krzysztof Labak CSsR, Neumarkt/Heilig Kreuz

 


In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:

21.4.2020 - INNE HALTEN - "Ein Virus, der auf die Sprünge hilft" von Markus Fiedler

15.4.2020 - INNE HALTEN - "Augen und Herzen neu öffnen" von Christian Schrödl

9.4.2020 - INNE HALTEN - "Von guten Mächten..." von Klaus Eifler

6.4.2020 - INNE HALTEN - "Auf ihn sollt ihr hören!" von Clemens Bombeck

3.4.2020 - INNE HALTEN - "Gemeinschaft und Individualität..." von Stefan Wingen

1.4.2020 - INNE HALTEN - "Berühren, aber nicht anfassen!" von Christian Schrödl

30.3.2020 - INNE HALTEN - "Risikopatient Kirche?" von Christian Schrödl

28.3.2020 - INNE HALTEN - "Öffne deine Sinne!" von Klaus Eifler

26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl

19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag

Die nächsten Termine

Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
Veranstalter: Referat Ehe und Familie im Bistum Eichstätt
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Samstag, 27. April
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Sonntag, 28. April
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„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
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Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Mittwoch, 01. Mai
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FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
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Samstag, 04. Mai
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Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
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Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
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ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
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Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt