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09.09.2022

Königinnen: Gedanken zum Tod von Queen Elizabeth

Foto: pixabay

Es ließ auch uns Deutsche nicht kalt, als wir gestern Abend vom Tod der 96jährigen Queen Elizabeth erfuhren. Diese Nachricht war für uns nicht irgendeine der üblichen Ratsch- und Tratschgeschichten aus Europas Königs- und Fürstenhäuser, sondern brachte uns auch fernab der Insel ins Nachdenken. Von enormen Fleiß und Pflichtbewusstsein war in den ersten Nachrufen die Rede. Manchmal litt sogar ihr Familienleben darunter, hieß es. Es verlangte Elizabeth viel Aufopferungswille und Hingabe ab, um dieses Amt, das auf sie zukam, annehmen zu können. Das Umherreisen, das Zuhören, der Kontakt mit den Bürgern waren wesentlicher Kern ihrer Tätigkeit als Staatsoberhaupt. Auch ihre strikte Neutralität und Überparteilichkeit in politischen Fragen wurde immer wieder betont. Auffällig waren außerdem ihr leiser Humor und ihre augenzwinkernde Selbstironie.  Eine ZDF-Reportage schilderte sie als „Versöhnerin, Zuhörerin, Pflichttreue, Neutrale“. Ihre Nachfolger müssten nun, so die Reporterin Diana Zimmermann, einen schmalen Weg gehen, um einerseits die Monarchie stets zu reformieren und volksnah zu sein, andererseits aber auch ihr Geheimnis  zu wahren und ihren besonderen Status zu erhalten.

Am gestrigen Tag feierte auch die katholische Kirche eine „Königin“: Maria, eine Frau, die oft auch als die himmlische Königin, die Königin der Apostel, der Engel und der Heiligen, die Rosenkranzkönigin, als Königin des Friedens bezeichnet wird. Doch sich selbst schilderte sie nach der biblischen Überlieferung als „Magd des Herrn“, der es nicht um das Herrschen ging, sondern sagen konnte: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“ – „Dein Wille geschehe“, wie wir es ständig im Vaterunser beten. Es sind letztlich die Bereitschaft, an ihr geschehen zu lassen, ihre Bescheidenheit und Demut Eigenschaften, die sie groß haben werden lassen, die sie Menschen in allen Zeiten als „Königin“ wahrnehmen ließen. Ihr Sohn Jesus war es ja, der uns zeigte, was es bedeutet König zu sein: Dienen, heilen, helfen, sich einfühlen, sich aufopfern, sich selbst hingeben. „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, sagte Jesus daher, als er seinem Richter Pilatus gegenüber stand. Über das Führen und An-der-Spitze-Stehen  sagte er:  „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ (Mk 9,35). So kann „Gottes Herrschaft“  immer mehr Wirklichkeit werden. Und so macht das Reden vom Herrschen und von Königen für uns Christen einen tieferen Sinn.

Natürlich gibt es auch in unserer Kirche Führungs- und Leitungsämter.  Wir Katholiken definieren unsere Kirche ja auch als „Hierarchie“, als „heilige Herrschaft“. Und so erlebe ich manche kirchliche Amtsträger aber noch immer als Fürsten, die alles (besser) wissen, die sich und ihre theologischen Positionen zu sehr in den Mittelpunkt stellen. Den Lauf der Dinge durch ständige Stellungnahmen und dauernde Interviews zu beeinflussen versuchen. Die meinen, ein System aus Machtkonzentration, Entscheidungskompetenzen und Einflussmöglichkeiten  aufrecht erhalten zu müssen. Alles muss um sie, ihre Kirchen- und Gemeindebild, ihr Amts- und Führungsverständnis und ihre theologische Ausrichtung herumtanzen.

Ich wünsche mir als Amtsträger mehr bescheidene Diener, mehr aufmerksame Zuhörer, mehr fleißige und stille Arbeiter, mehr humorvoll Glaubende , mehr neutrale Versöhner, mehr Umherreisende und Kontaktsucher – und auch mehr Frauen. So kann eine Gratwanderung gelingen: zwischen dem Geheimnis des großen, unverfügbaren, aber dennoch lebensspendenden und liebevollen Gottes einerseits und andererseits einem verständlichen, lebensnahen und einladenden Dienst der Kirche in unserer Welt von heute. Königinnen können uns dazu manchmal durchaus einen Anstoß dazu geben, finde ich.  

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


Weitere auf dieser Homepage veröffentlichte Texte von Christian Schrödl:

"Glasnost und Perestroika" - Zum Tod von Michail Gorbatschow (2.9.2022)

"Funken von Sinn und Hoffnung" - Zum Gedenktag des heiligen Augustinus (28.8.2022)

"Fang unten an!" - Impuls für den Alltag (28.8.2022)

"Das Leben ist so reich" - Impuls für den Alltag (26.8.2022)

"Du bist mehr!" - Impuls für den Alltag (21.8.2022)

"Ein Traum für morgen" - Impuls für den Alltag (7.8.2022)

"Fernweh" - Impuls für den Alltag (31.7.2022)

"Das Mädchen mit den roten Zöpfen" - Impuls für den Alltag (17.7.2022)

"Urgesteine" - Impuls zur Dekanatsratsvollversammlung (30.6.2022)

"Aus Krimis lernen" - Impuls für den Alltag (3.7.2022)

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"Fronleichnams-Pastoral" - Impuls zum Fronleichnamsfest (16.6.2022)

"Frauenmantel" - Impuls für den Alltag (19.6.2022)

"Unser Glaube ist bunt" - Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag (12.6.2022)

"Alles nur Harmoniesoße?" - Impuls zur Ökumene (29.5.2022)

"Da berühren sich Himmel und Erde" - Impuls zu Christi Himmelfahrt (26.5.2022)

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"Funken der Liebe" - Impuls zum Dekanatsforum (20.5.2022)

"Schwester im Glauben" - Gedanken zum Marienmonat Mai (18.5.2022)

"Von leeren und vollen Netzen" - Impuls zum Dekanatsforum (16.5.2022)

"Er wohnt unter uns" - Zur Heiligsprechung von Charles de Foucauld (15.5.2022)

"Nicht nur dumme Schafe sein" - Impuls zum Dekanatsforum (8.5.2022)

"Öffne dich!" - Impuls für den Alltag (1.5.2022)

"Von froher Festlichkeit und ungläubigem Zweifel" - Impuls zum Dekanatsforum (24.4.2022)

"Streck deinen Finger aus!" - Impuls für den Alltag (24.4.2022)

"Neue Wege gehen" - Österlicher Impuls zum Dekanatsforum (18.4.2022)

"Neues in den Blick nehmen" - Ein karsamstäglicher Blick auf die Kirche (16.4.2022)

"Dass uns Steine vom Herzen fallen" - Ostergruß 2022 der Dekanate Neumarkt und Habsberg

"Ausgeliefert?" - Impuls zum Gründonnerstag (14.4.2022)

"Neues, blühendes Leben sichtbar machen" - Impuls zur Karwoche (12.4.2022)

Die nächsten Termine

Donnerstag, 28. März
16.00 Uhr
Workshop "Traditionelles ukrainisches Osterbrot"
Ort: Bürgerhaus der Stadt Neumarkt
Veranstalter: Ukrainische Gemeinde Neumarkt
Freitag, 29. März
10.00 Uhr
Kinderkreuzweg am Karfreitag
Ort: Pfarrheim Charité
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
11.00 Uhr
Kinderkreuzweg am Karfreitag
Veranstalter: Pfarrverband Deining
15.00 Uhr
Kinderkirche am Karfreitag
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt Hofkirche-Hl. Kreuz-Pelchenhofen
15.00 Uhr
Kinderkirche am Karfreitag
Ort: Pfarrheim Heilig Kreuz
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Sonntag, 31. März
10.30 Uhr
Kinderkirche
Ort: Hofkirche Neumarkt
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt Hofkirche-Hl. Kreuz-Pelchenhofen
11.00 Uhr
Kinderkirche
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt und Flugsportvereinigung Neumarkt e.V.
Montag, 01. April
Osterwoche im Jugendhaus Schneemühle
Ort: Jugendhaus Schneemühle
Sonntag, 07. April
13.30 Uhr
Montag, 08. April
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Filialkirche St. Walburga Holzheim
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Mittwoch, 10. April
19.30 Uhr
Lebensmittel nachhaltig einkaufen: Bezirksveranstaltung der Landfrauenvereinigung
Ort: Pfarrheim Waldkirchen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
Freitag, 12. April
Gruppenleiterschulung 1 & 2
Ort: Diözesanjugendhaus Habsberg
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Dienstag, 16. April
19.00 Uhr
„Die Gesundheit wird digital“ Verbraucherservice des Frauenbundes informiert
Ort: Pfarrheim Illschwang
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
19.30 Uhr
Pubertätskabarett mit Jan-Uwe Rogge und Matthias Jung
Ort: Aula des Landratsamts Neumarkt
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Neumarkt-Roth-Schwabach und Evangelisches Bildungswerk Neumarkt-Altdorf-Hersbruck (NAH)
Mittwoch, 17. April
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Donnerstag, 18. April
Sonntag, 21. April
11.00 Uhr
Kinderkirche
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt