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13.04.2022

Neues in den Blick nehmen: Ein karsamstägliche Sicht auf die Kirche

Foto: pixabay

Karsamstag – ist das nicht ein seltsamer Tag? Das „Kreuzige ihn!“ klingt uns noch im Ohr nach, und erst gestern haben wir Katholiken in den Gottesdiensten das Kreuz verehrt. Wir haben die Leidensgeschichte Jesu gehört und uns die Frage stellen lassen, wie auch das Leid und der Tod zur menschlichen Existenz dazugehören können. Bei uns zuhause steht der Karsamstag aber schon ein bisschen unter dem Vorzeichen der bevorstehenden Osterzeit: Wir kaufen ein, schmücken unsere Wohnung, backen und bereiten ein festliches Osteressen vor. Die vierzigtägige Fastenzeit ist noch gar nicht offiziell vorbei und trotzdem schwingt da bereits ganz viel Vorfreude auf die kommenden Tage mit.

Und woran denkt die Kirche an einem solchen Tag? Sie feiert keine Gottesdienste an diesem „stillen Samstag“. Es ist der Tag der Grabesruhe: Jesus ist „hinabgestiegen in das Reich des Todes“, liegt, wie es Juden ausdrücken, in der Unterwelt und wartet darauf, dass Gott ihn zu neuem Leben auferweckt. Der vermeintliche Retter, Erlöser und Heiland liegt im Grab – gemartert, geschunden, ermordet. Und noch ist er nicht zu neuem Leben erwacht. Noch hat er den Tod nicht überwunden. Noch uns Menschen nicht erlöst. Schon gestorben und noch nicht auferstanden – das Alte nicht mehr und das Neue noch nicht da. Ist das ein Grund zur Trauer oder zur Vorfreude? Weil die Kirche nicht zum Gottesdienst einlädt, können wir diese Frage beinahe für uns selbst entscheiden. Wollen wir trauern oder uns schon freuen? Ist das Glas halb voll oder halb leer?

Prägt ein solcher Zustand übrigens nicht auch unsere Kirche, unsere Pfarrgemeinden, kirchlichen Organisationen und Gemeinschaften: Das Alte ist am Bröseln, das Altbekannte, Bewährte und Vertraute am Auseinanderbrechen. Ja wir erleben es in unserem kirchlichen Leben immer öfter:  Das Alte ist nicht mehr. Das Neue ist noch nicht da, es ist vielleicht nur zu erahnen, zu erhoffen. Noch hält uns eher die Trauer gefangen und schnürt uns manchmal die Kehle zu, hemmt uns und lässt uns mutlos die Köpfe hängen.

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“  (Joh 12,24) – Will uns Jesus das nicht auch in diese Situation, in diesen Karsamstag hinein sagen: Ja, auch das Sterben gehört dazu, das Abnehmen und Kleiner-Werden haben ihren Sinn. Dass etwas abstirbt, ist etwas Normales und gehört zum Leben, zur Vegetation, zu Schöpfung. Wir geben das Weizenkorn bewusst in die Erde, dass etwas wachsen und werden, etwas Neues, viel Reicheres entstehen kann.

Wenn wir auf Jesus vertrauen, dürfen wir in der Phase der Trauer und des Abschieds, der Verzweiflung und des Verlustes, auch schon Vorfreude, neue Hoffnung, neue Perspektiven erfahren, fällt es uns leichter loszulassen und Abschied zu nehmen.

Wenn wir dann an Ostern die Kerzen entzünden, dann bringen wir zum Ausdruck: Die Dunkelheit und Trostlosigkeit haben nicht das letzte Wort, alles, jeder und jede ist eingeladen, hell und neu zu werden. Und wenn wir in diesen für unsere Kirche manchmal recht düsteren und bedrohlichen Tagen aufbrechen, um neue Wege zu gehen, anderes und andere kennenzulernen, Veränderungen in die Wege zu leiten, zu gestalten, dann bringen wir unsere Hoffnung zum Ausdruck: Es geht weiter, Gott hat gute Wege für uns bereitet, er stellt uns ganz viele Gaben und Fähigkeiten zur Verfügung.

In dem Lied vom Weizenkorn heißt es: „Das Weizenkorn muss sterben, sonst bleibt es ja allein; der eine lebt vom andern, für sich kann keiner sein. Geheimnis des Glaubens: im Tod ist das Leben.“ Kommt das nicht auch zum Ausdruck, wenn wir dann in der Osternacht gemeinsam unsere Kerzen entzünden? Vielleicht ist dieser Karsamstag auch für die Kirche eine Einladung, sich vom Alten, Auseinanderbrechenden und Ausgestorbenen zu verabschieden und das Neue in den Blick zu nehmen.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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