Ostern mitten im Sommer - Impuls zu Mariä Himmelfahrt
„Dagegen ist kein Kraut gewachsen“, sagt eine alte Redensart. Dieses Sprichwort meint ein Heilkraut, von dem keines gegen den Tod gewachsen ist. Ist der Tod also endgültig und unaufhaltsam?
Unaufhaltsam: Ja! Endgültig: Nein! Wir Christen dürfen glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Durch die Auferstehung Jesu, die wir an Ostern feiern, ist die Macht des Todes gebrochen. Am 15. August begehen wir Katholiken etwa das „Hochfest der leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel“, im Volksmund „Mariä Himmelfahrt“. Wir feiern, dass Gott Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen hat. Sie ist einen Weg voraus gegangen, den Gott für uns alle im Sinn hat.
An diesem Festtag gibt es den schönen Brauch der Weihe von Pflanzen und Heilkräutern. Der Garten mit Blumen, Heilpflanzen und Bäumen gilt als Sinnbild für das Paradies. Das erste Menschenpaar wurde, so erzählt es uns die Bibel, aus dem Paradies vertrieben – damit hatten die „paradiesischen Zustände“, bildlich gesehen, ein Ende. Sehnen wir uns nicht alle nach einem solchen Paradies: ohne Sorgen, Nöte, Lasten, Krankheiten, ja ohne den Tod?
Durch das Kommen von Jesus - sein Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen - ist uns das Paradies wieder zugänglich gemacht worden. Maria hatte Anteil an diesem Heilsplan Gottes, indem sie ihr Ja zu seinem Willen gesprochen hat und bereit war, die Mutter Jesu zu werden. Wie kein anderer Mensch ist sie Jesus nahe gewesen. Wir Christen bekennen, dass Jesus „Fleisch angenommen“ hat durch den Heiligen Geist von Maria, der Jungfrau. „Fleisch“ bedeutet: die verletzliche Natur des Menschen mit seinem Leib, der vergänglich ist. Durch die Auferstehung Christi empfängt unser menschliches Fleisch aber ein neues, unvergängliches Leben von Gott.
Wenn wir feiern, dass Gott Maria mit Seele und Leib in den Himmel aufgenommen hat, zeigt uns dies die Kostbarkeit des menschlichen Leibes Mariens. Denn von ihr hat Jesus seinen Leib empfangen. An Mariä Himmelfahrt geht es aber nicht nur um Maria, sondern eigentlich um uns alle: Gott hat den Leib eines jeden Menschen dazu bestimmt, auferweckt zu werden und zu einer neuen, wunderbaren Einheit mit der Seele zu finden. So weist die Segnung der Kräuter am heutigen Feiertag darauf hin: Unser Glaube ist immer auch ein Glaube, der den Leib und die leiblichen Bedürfnisse, besonders auch den Wunsch nach Gesundheit und die Abwendung von Übel mit einschließt. Wir Menschen, mit Leib und Seele, sind dem Tod nicht endgültig ausgeliefert, denn mit Christi Auferstehung ist doch ein Kraut gewachsen gegen den Tod!
Pfarrer Stefan Wingen, Neumarkt-Hofkirche
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