Von froher Festlichkeit und ungläubigem Zweifel: Ein Impuls für die Arbeit des Dekanatsforums
Weißer Sonntag: In vielen Pfarreien unserer Dekanate wird an diesem Tag Erstkommunion gefeiert. Festlich gekleidete Kinder treten erstmals an den Altar, um den Leib Christi zu empfangen. Die „Communio“, also die Mahlgemeinschaft mit Jesus Christus und untereinander, wird in einem feierlichen Rahmen begangen. Alle geben sich Mühe und haben sich auf diesen Tag vorbereitet. Seelsorger, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Erstkommunionvorbereitung und viele Ehrenamtliche in den Pfarreien wünschen sich, dass die Freude und der Schwung dieses Tages noch lange anhalten mögen.
Das Evangelium von diesem Sonntag stellt uns jedoch den zweifelnden Thomas vor: Dieser Apostel war, so schildert es uns die Bibel, vor einer Woche gar nicht dabei, als der Auferstandene noch einmal in die Mitte seiner Jünger trat und mit ihnen das Brot brach. Nun ist der Herr wieder in ihrer Runde, und heute möchte sich auch Thomas davon überzeugen, dass er lebt. Das Johannesevangelium schildert uns, wie der Apostel daher die Kreuzeswunden am Körper Jesu sehen und fühlen möchte – als Beweis für die Auferstehung. Er kann nur das glauben, was er sehen, verstehen, begreifen kann. Dieser Thomas gilt seit jeher als Prototyp des Zweiflers. Oft schon wurde er als „ungläubig“ bezeichnet.
Wenn wir das kirchliche Leben und die pastorale Praxis etwas genauer reflektieren, merken wir, dass die Geschichte vom ungläubigen, vom zweifelnden, von dem beim letzten Mal abwesenden Thomas genau in unsere Zeit passt. Wir erleben es ja immer wieder: Die Zahl der Familien, die sich kirchlich gebunden fühlen, und damit auch die Zahl der Erstkommunionkinder, nimmt stetig ab. Für einige ist der Erstkommuniontag vor allem ein schöner Festtag für die ganze Familie oder eine wichtige Station im Leben eines Kindes. Immer weniger Familien sind in einer christlichen Glaubens- und Lebenspraxis verwurzelt, die sonntägliche Mitfeier des Gottesdienstes ist eher eine Ausnahme. Wie das doch zu den Zahlen passt, die an diesem Osterfest in bundesweit veröffentlicht wurden: Nicht einmal die Hälfte der Deutschen gehört einer der christlichen Kirchen an.
Dia am Weißen Sonntag vorgetragene Szene aus dem Johannesevangelium ist nur einer von vielen biblischen Texten, die den Unglauben und den Zweifel thematisieren. Wenn wir die Bibel richtig verstehen, können wir auch erkennen: Das (Ver-)Zweifeln und (An-)Klagen dürfen offensichtlich ebenso zum Glauben, zu meiner Beziehung mit Gott dazugehören. Ich darf den Zweifel, das Fragen, die Zerrissenheit in mir zulassen. Vielleicht gehört all das dazu, um mich selbst weiterzuentwickeln und meinen Glauben tragfähiger zu machen. Und vielleicht ist auch das Kritisieren und Wegbleiben, das Hinterfragen und zweifeln auch für die Kirche eine Chance, die Frohe Botschaft neu zu erzählen, Verkündigung und Gottesdienst lebensnäher zu gestalten und den christlichen Glauben und kirchliche Traditionen in die heutige Zeit zu übersetzen. Zweifeln, Suchen und Fragen sind sogar unverzichtbar, wenn es um die Weiterentwicklung unserer Kirche und unserer Pastoral geht.
Miteinander reden, aufeinander hören, unterschiedliche Positionen wertschätzen, vortragen und miteinbinden, Kritik ernst nehmen, Fehler benennen und korrigieren, sich gegenseitig ermahnen und ermuntern – kurz: der Dialog und die konstruktiv-kritische Auseinandersetzung mit anderen Thesen und Positionen haben nicht nur Wissenschaft und Technik oder unsere demokratisches Gemeinwesen weitergebracht, sondern können auch Innovation und Entwicklung in unserer Kirche guttun. Unser Dekanatsforum im Dekanat Neumarkt war ein erster Versuch eines Miteinanders, das von der Wertschätzung anderer Positionen und Herangehensweisen, von gleichberechtigter Teilhabe und dem gemeinsamen Suchen und Ringen nach den besten Wegen geprägt sein soll: gegen Top-Down, blindem Gehorsam und klerikalem Anspruchs- und Versorgungsdenken. Streit und Diskussionen, Zweifel und Kritik dürfen wir zulassen, denn vielleicht will uns Gott auch darin Antworten und Orientierung schenken. Vielleicht können dann auch unsere Erstkommunion-Tage immer mehr zu Anlässen vertiefter Gemeinschaft werden.
Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg
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