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14.10.2022

"Werft die Netze wieder aus!" - Ein Beitrag zum Motto des Dekanatsforums

Foto: pixabay

"Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise.Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war." (Johannes 21,1-15)

Noch einmal werfen sie nun also ihre Netze aus, Petrus und seine Freunde. In der Dunkelheit waren sie schon draußen auf dem See Gennesaret gewesen, sind aber erfolglos zurückgekommen. Wie ihnen als erfahrene Fischer nur passieren konnte? Dann stand da dieser Unbekannte am Ufer, dem sie nichts zu essen geben konnten. Dieser fremde Mann hatte sie schließlich dazu aufgefordert, noch einmal hinaus zu fahren und das Netz an einer anderen Seite des Bootes auszuwerfen. Obwohl sie Experten im Fischfang war und sich selbst bestens mit dieser Tätigkeit auskannten, ließen sich Petrus und die anderen darauf ein.

Vielleicht kennen Sie diese österliche Szene aus dem Johannesevangelium ja und wissen, dass die Jünger schließlich mit vollen Netzen ans Ufer zurückkehren und erst jetzt in dem Unbekannten Jesus, den Auferstandenen, erkennen können. Es ging also auch Petrus und den Aposteln so, dass sie ihren Herrn und Meister nicht erkennen können, dass sie ihn manches Mal nicht richtig verstehen oder dass sie mit seiner Anwesenheit gar nicht rechnen. Und es ging auch ihnen so, dass sie die Netze auswarfen und nichts fingen, dass sie auf der falschen Seite nach den Fischen suchten.

Als Jüngerinnen und Jünger von Jesus sind auch wir zu Menschenfischern gemacht. Wir sind dazu berufen, Menschen mit Gott in Berührung zu bringen und sie für Jesus Christus und seine gute Nachricht (Evangelium) zu begeistern. Doch als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirche erleben wir manchmal, dass wir die ausgeworfenen Netze (beinahe) leer wieder hereinziehen müssen. Vielleicht haben wir unsere Netze an der falschen Stelle angebracht? Manchmal kann diese Erfahrung frustrieren, lähmen und mürbe machen.  

Oftmals werfen wir die Netze vielleicht dort aus, wo es nichts mehr zu holen gibt, wo schon alles abgefischt und leer ist. Es ist vielleicht der leichtere und bequemere Weg. Oder: Wir haben das Netz schon immer auf dieser Seite ausgeworfen und hatten doch lange Zeit ganz volle Netze ans Land gebracht. Oder aber: Wir tun das schon so lange und sind doch Experten im Fischfang, irgendwann muss sich doch einmal wieder der Erfolg einstellen.

Ich finde an dieser biblischen Geschichte erstaunlich, dass sich Petrus und seine Freunde von einem Fremden motivieren lassen, noch einmal hinauszufahren und die Netze anders als gewohnt auszuwerfen. Dieser fremde, ihnen zunächst unbekannte Mann hatte möglicherweise Hunger und ihr Mitleid geweckt. Oder er strahlte ihnen Sicherheit, Erfahrung und Kompetenz aus, so dass sie ihm vertrauen konnten. Nach Stunden und Tagen des Zweifelns und Grübelns, womöglich auch des Wachens und Betens war da plötzlich jemand, der sie ansprechen, motivieren, begeistern konnte.

Nicht im Nachdenken und Planen, nicht in der spiritueller Praxis und auch nicht im Tun des Gewohnten und Üblichen fanden sie zu den reichen Fischschwärmen des Sees, sondern am Ufer in den Worten eines – vielleicht hungrigen – Unbekannten, dem sie ihr Vertrauen schenkten. Sie stellten ihre Erfahrung und ihr vermeintliches Fach- und Expertenwissen hintan und ließen sich mit ihren offenen Sinnen auf etwas Anderes ein. Die sensible Wahrnehmung, das genaue Hinschauen und Hinhören, die Achtsamkeit und Empathie, das Sich-Einlassen auf das Unbekannte und Fremde können uns helfen, unsere Netze an neuen Orten auszuwerfen und mit reichem Fang zurückkehren. Nicht das Schwimmen im eigenen Saft, das Sich-Verlassen auf bewährte Praxis oder das Abspulen bekannter Programme lassen uns kreativ und zukunftsweisend werden, sondern der Blick auf die Situation, die ehrliche Analyse, der ernsthafte Dialog und wie wertschätzende Kommunikation. Dem Auferstanden kann ich nicht nur im vertrauten Umfeld der sonntäglichen Eucharistie begegnen, sondern auch in mir zunächst unbekannten Menschen, im Leid der Hungernden und am Rande Stehenden oder auch in wegweisenden Personen und Denkansätzen. Gelingt es auch mir wie Petrus und seinen Freunden, dem Unbekannten am Ufer zu vertrauen?

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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