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22.02.2022

Wozu das alles? Kommentar zu zwei Jahren Corona-Pandemie

Bild: pixabay

Nun hat es auch uns erwischt: Selbsttest und Apothekentest positiv. Wo bekomme ich einen PCR-Test her? Welche Kontaktpersonen muss ich verständigen? Muss ich krankgeschrieben werden? Wie organisieren wir uns in der Familie? Fragen über Fragen brechen über mich herein. Nach zwei Jahren Pandemie und drei Impfungen gegen das Corona-Virus muss nun auch ich mit meiner Familie für mindestens eine Woche in Quarantäne. Gerade für Familien waren diese zwei Jahre Corona eine besondere Herausforderung, manchmal auch eine große Belastung.

Die Infizierung mit dem Virus bedeutete für mich nicht nur, mich eine Woche zu isolieren und auf Vieles zu verzichten, sondern auch zu fragen: Wozu ist das alles gut? Welchen Nutzen hat eine solche Pandemie? Was kann der tiefere Sinn einer solchen Krankheit sein, an der inzwischen schon Hunderttausende verstorben sind? Für mich als Christ gilt heute genauso wie vor zwei Jahren: Corona ist für unsere Gesellschaft eine Krise, die uns dazu auffordert, aufeinander Rücksicht zu nehmen, einander zu helfen und solidarisch beizustehen, eigene Bedürfnisse hintanzustellen und auf das Gemeinwohl zu achten. Das gilt heute noch genauso wie im März 2020. Wer den Einsatz Jesu für die Leidenden und die Schwachen ernstnehmen will, muss einen Blick für die existentiellen Nöte der Menschen ringsum entwickeln.

Wie hat sich eigentlich meine Kirche in dieser Zeit verhalten: Viele Pfarreien, Gemeinschaften und Initiativen leisteten Hilfsdienste und wurden kreativ, um bei den Menschen und ihrem konkreten Pandemie-Alltag zu sein. Doch von der ersten Stunde an habe ich auch erlebt: Es gab auch Kardinäle, die Verschwörungstheorien nachgingen, Bischöfe, die zögerlich und überfordert waren, Theologen, die die Krankheit leugneten, Priester, die sich bewusst nicht an die Regeln hielten, fromme Gläubige, die auf bestimmten Rechten wie etwa den Empfang der Mundkommunion beharrten. Es gab auch in den Pfarreien unserer Gegend zahlreiche Stimmen, die die Gefahr herunterspielten oder die Notwendigkeit von Hygieneschutzmaßnahmen bezweifelten. Da wird von „Mobbing“ und „Misstrauen“ und „Spaltung“ gesprochen, wenn sich ein Pfarrer, eine Mesnerin, das Dekanatsbüro oder ein ehrenamtlicher Mitarbeiter um die Einhaltung der staatlichen Vorgaben kümmert. Und es gibt auch aktive Christinnen und Christen, die noch immer nicht bereit sind, sich impfen zu lassen.

Predigten und seltsame Flugblätter tauchten auch in Kirchen unserer Dekanate Habsberg und Neumarkt auf, die die Impfung als „Teufelszeug“ verurteilten. Manche Gottesdienstgemeinschaften oder Gremien scheinen sich zu „coronafreien Zonen“ entwickelt zu haben. Aus den Infektionsschutzvorgaben schien man das "herauszuholen", was nur irgendwie ging. "Für mich darf es keine Einschränkungen geben, wir wollen uns vom Staat keine Vorschriften machen lassen" – diese Einstellung war auch unter aktiven Christen, unter frommen Gläubigen zu finden: Ich muss die Sakramente so wie bisher feiern. Der solidarische Blick auf die Kranken und Pflegenden, auf die Familien mit Kindern und Jugendlichen oder auf das gesamte Gemeinwohl ging dabei manchmal verloren. Auch im kirchlichen Leben unserer Pfarreien und im Glaubensleben des Einzelnen entwickelte sich an der ein oder anderen Stelle ein regelrechter Egoismus. Verantwortungsträger und Hauptamtliche wollten in der Krise nicht jene Menschen verlieren, die ich mit den Regeln und Vorschriften so schwer taten. Es dauerte lange, die Bischöfe die Impfung empfohlen.

Natürlich hat eine Gruppe, Gemeinschaft, Pfarrgemeinde ein vitales und berechtigtes Interesse daran, beieinander zu bleiben und auch in einer schweren Krise aktiv zu sein. Doch manchmal wurde nicht verstanden: Wir müssen uns deshalb selbst einschränken und zurücknehmen, dass wir schon bald das Leben in voller Freiheit und Vielfalt gestalten. Wir müssen verzichten und uns selbst, dass es allen demnächst wieder gut gehen kann. Wir können nur dann wieder ohne Barrieren leben, wenn es uns gelingt, das Virus mit seinen möglichen Varianten in den Griff zu bekommen. Ob uns eine Skepsis oder ein Trotz gegen Wissenschaften und staatliche Maßnahmen oder das Missdeuten der Mehrheitsmeinung als Mainstream, Anpassung oder gar Unterdrückung wirklich weiterhelfen?

Was mir also in meiner Quarantänezeit in den Sinn kam: Gott schuf uns Menschen mit Seele und Leib, mit Herz und Verstand, mit Individualität und Gemeinsinn, mit Glauben und Vernunft. Es geht um den ganzen Menschen: Um sein Glück und das Gelingen seines Lebens. Als Kirche dürfen wir davon immer wieder Zeugnis geben: In der Pandemie und auch danach.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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