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30.06.2023

Anders weitergehen? Kirchenpolitische Gedanken zum Festtag Petrus und Paulus

Foto: pixabay

Was sind das für Nachrichten aus dem katholischen Deutschland in diesen Tagen:  „Gericht sieht Mitschuld von Benedikt an Missbrauchsfall“ (stern.de am 20.6.2023) – „Ermittlungen gegen Woelki: Razzia im Erzbistum Köln“ (tagesschau.de am 27.6.2023) – „520.000 Austritte – die Kirche schrumpft schon wieder wie nie zuvor“ (katholisch.de am 28.6.2023) – „Fortsetzung Synodaler Weg: Bischöfe verweigern Finanzierung“ (br.de am 20.6.2023).

Als aktiven Katholiken und kirchlichen Mitarbeiter schockieren und lähmen diese Überschriften, Bilder und Zahlen. Die Kirche, die mir selbst so viel bedeutet, scheint auseinanderzufallen oder innerhalb weniger Jahre zu zerbröseln – auch in unserem Bistum Eichstätt. Sicherlich: Die Zahl der Kirchenaustritte ist schon seit den Neunzigern auf hohem Niveau. Viele Menschen haben sich von der Kirche entfremdet oder wurden von der Kirche enttäuscht. Manch einer, der jetzt austritt, tut dies, weil ihm der christliche Glauben ohnehin nichts mehr bedeutete.  

Dass sich innerhalb der letzten drei Jahr die Zahl der Kirchenaustritte verdoppelte, dürfte wohl vor allem mit dem Missbrauch-Skandal und der Aufarbeitung zusammenhängen. In der evangelischen Kirche nämlich sind die Austritsszahlen nicht ganz so rasant explodiert wie bei uns Katholiken. Der Missbrauch von Minderjährigen und Schutzbefohlenen hat nicht nur das Vertrauen in die katholische Kirche massiv zerstört, sondern war auch Ausdruck eines Systemfehlers: Überhöhung des geistlichen Amtes, ein immenses Machtgefälle, bürokratische Apparate, fehlende Kontrolle, Vertuschung, Männerbünde und gleichzeitig eine von vielen als rigide empfunde Sexualmoral wirkten wie ein lähmendes Gift für die Verkündigung der Frohen Botschaft. Die katholische Kirche ist in eine der größten Glaubwürdigkeitskrisen seit Jahrhunderten geraten. Manche sagen, dass der Veränderungsdruck heute so hoch sei wie zur Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert. Andere befürchten sogar eine Spaltung der Kirche.

Der Synodale Weg der katholischen Kirche war ein Beitrag dazu, Fehlentwicklungen zu korrigieren und dadurch verlorenes Vertrauen wiedergutzumachen. Sicherlich ist er als „Konstrukt ohne Unterbau“, wie es der Eichstätter Vertreter Christian Gärtner einmal formulierte, nicht der allein seligmachende Weg zu Veränderung, Reformen und Neugebinn. So manches ist auch misslungen und sollte vielleicht besser nicht fortgesetzt oder wiederholt werden. Außerdem helfen uns „deutsche Alleingänge“ nicht bei allen Fragestellungen und Themenkomplexen weiter. Den Schwung imd die Erfahrungen zu nutzen und mit einem Synodalen Ausschuss bzw. einen Synodalen Rat vorsichtig Neuland zu betreten, scheint aber angeraten und von der Mehrheit der Bischöfe auch so gewollt zu sein.

Vier Diözesanbischöfe, darunter auch Kölns Erzbischof Kardinal Woelki und der  Eichstätter Bischof Hanke, haben nun aber dazu ihre Bedenken geäußert. Sie verweigerten ihre Zustimmung zur angedachten Finanzierung der synodalen Weiterarbeit. Sie wollten den Weg zu einer synodaleren Kirche mit der Weltkirche abstimmen. Man wolle sich zunächst auf die Arbeit und Ergebnisse der Weltbischofssynode konzentrieren - und erst dann nach möglichen neuen Organisationsformen in Deutschland fragen, ließen die Bischöfe verlauten.

Welche Alternativen gibt es also zur Fortsetzung des in Deutschland eingeschlagenen Weges? Welche synodalen Elemente und Ansätze wurden etwa – auch in den Bistümern der vier Bischöfe – zuletzt entwickelt? Was wurde dort außer der Erstellung von Präventionskonzepten tatsächlich getan, um das Machtgefälle zu minimieren, Kontrolle zu ermöglichen, bürokratischen Zentralismus abzubauen und den Klerikalismus zu verringern? Wurde der Schwung der Weltbischofssynode und ihres Vorlaufs genutzt, um mit den Menschen, ihren Anliegen, ihren Hoffnungen, Sorgen und Nöten wirklich ins Gespräch zu kommen und so dem Heiligen Geist immer wieder Räume zu eröffnen. „Die Menschen gebens uns Hausaufgaben“, formulierte es Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke. Glaubende, Suchende, Zweifelnde, Bittende, Trauernde und Verletzte – sie alle sollen sich, ihre Gaben und ihre Anliegen einbringen können, damit Kirche sich weiterentwickeln kann. Dies wird nicht alleine durch Finanz-, Stellen- und Organisationspläne zu erreichen sein. „Gemeinschaft – Teilhabe – Sendung“, so ist die Überschrift der aktuellen Weltbischofssynode. Das könnte bedeuten: Gemeinschaft pflegen, trotz aller Verschiedenheit – möglichst viele an Entscheidungen beteiligen, ohne in Parlamentarismus abzugleiten – die Frohe Botschaft verkünden und dabei auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen – immer im Vertrauen auf Gottes lebendigen Geist. War das nicht auch so, als Petrus, Paulus und die anderen Apostel über die richtige Missionsmethode stritten und mit ihrem Ringen und Entscheiden letztlich den Grundstein für das rasche Wachsen der Kirche gelegt haben?

Sich kennenlernen und austauschen, sich gegenseitig schätzen lernen, einander zuhören, miteinander beten und singen, die Nöte dieser Welt in den Blick nehmen und mit Herz und Verstand zu konkreten Entscheidungen gelangen – das ist zwar umständlicher und dauert vielleicht auch etwas länger. Doch so können wir vielleicht zu Entscheidungen für eine glaubwürdige und einladende Zukunft der Kirche kommen. Dazu werden sich wohl alle auf den Weg machen müssen: Bischöfe und Laienvertreter, Bremser und Anschieber, Frauen und Männer, Alte und Junge, Haupt- und Ehrenamtliche, Städter und Landeier, Konservative und Progressive, Deutsche und Kurienbeamte in Rom. Vielleicht liegt darin ja der Samen für neues Wachstum. Wollen wir nicht anders weitergehen?

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg 

Die nächsten Termine

Sonntag, 05. Mai
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Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
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Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
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ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
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Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
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Diözesaner Kinderchortag
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Sonntag, 12. Mai
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Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
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Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
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Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
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Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
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Mittwoch, 15. Mai
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Neue Ideen und Materialien für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit
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Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
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Veranstalter: Pfarrei Berching
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„DAMIT FRIEDEN WÄCHST: DU machst den Unterschied“
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Montag, 20. Mai
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20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten