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04.01.2022

Da fielen sie nieder - Ein Kommentar zum Festtag "Erscheinung des Herrn"

Foto: pixabay

„Herbei, oh ihr Gläubigen, kommet nach Betlehem, o lasset uns anbeten den König, den Herrn.“ – Das bekannte Weihnachtslied lädt uns Jahr für Jahr wieder ein, es den Hirten und den Sterndeutern gleich zu tun und zur Krippe zu kommen. Wie die Weisen aus dem Osten so dürfen auch wir niederzufallen und dem Jesuskind huldigen (vgl. Mt 2,11). Innehalten, still werden, sich selbst klein machen und auch das Wesentliche zu blicken – sind die Weihnachtstage dafür nicht eine schöne Einladung? Die Anbetung kann meine Beziehung zu Gott immer tiefer und mein Leben immer reicher machen.

Im vergangenen Oktober äußerte der Passauer Bischof Stefan Oster den Wunsch nach mehr eucharistischer Anbetung in den Pfarrgemeinden. Der Mensch müsse nämlich die Nähe Gottes in seinem Alltag immer wieder neu suchen. Das könne die Kirche liebesfähiger und demütiger machen. Im Umfeld von Glaubenskursen sowie der Jugend- und Berufungspastoral wird inzwischen schon sehr häufig zur eucharistischen Anbetung eingeladen. Sie sei sogar „das Merkmal der katholischen Kirche schlechthin“, sagte neulich ein Pfarrer in einer Sitzung, an der auch ich teilnahm.

Doch ich frage mich ganz ernsthaft: Bin ich eigentlich nicht katholisch, wenn ich dieses Angebot nicht annehme, dieser Einladung zu folgen. Spirituell bin ich anders groß geworden: Jugendvespern mit selbst formulierten Fürbitten und neuen geistlichen Liedern, Taizégebete, von uns Jugendlichen vorbereitete Schul- und Jugendgottesdienste, Besinnungswochenenden, das Sternsingen. Welch vielfältiger Reichtum an spirituellen Formen und Ausdrücken sich in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte entwickelt hat: das Stundengebet aus der klösterlichen Tradition, die Ordensspiritualitäten von Benedikt, Franziskus, Ignatius und anderen, das Herzensgebet, der Tiefgang von Wüstenvätern und so vielen Mystikerinnen und Mystiker, das die Kulturen verbindende einfache Miteinander der Gemeinschaft von Taizé, das Wallfahren und Pilgern, das Bibelteilen.

Überhaupt: Unser christliche Glaube speist sich aus vielen Quellen. Aus dem „Tisch des Brotes und auch dem Tisch des Wortes“, wie es das Zweite Vatikanische Konzil formulierte. Es gibt so viele Möglichkeiten, um mit unserem Gott in Berührung zu kommen: In Ritualen, in Gebet und Gesang, im menschlichen Miteinander, im Dienst für den Nächsten, im Schwachen und Notleidenden. Ganz zu schweigen von protestantischen Formen der christlichen Spiritualität. Weil unsere Gesellschaft so vielfältig ist, brauchen wir diese Weite, diese Vielfalt und diesen Reichtum umso mehr. Die Bibel lädt uns ohnehin weniger zu Opfern und zur Unterwerfung ein, als zu einem liebevollen, partnerschaftlichen Miteinander von Gott und Menschen, das den Nächsten im Blick hat.

Seit Jahrzehnten engagiere ich mich nun schon beim Sternsingen: Aufbrechen sich auf den Weg machen – mit Gott in Berührung treten – mit wachem Auge auf einem anderen Weg zurückkehren, als man kam: Diese Stationen der Sterndeuter aus dem Osten sind für mich wesentliche Elemente christlicher Spiritualität: Es geht nicht alleine um meine persönliche Frömmigkeit und um religiöse Erbauung, sondern auch darum, die Frohe Botschaft zu leben und weiterzutragen. Anbetung wie auch alle anderen Formen und Ausdrücke der Spiritualität können also nur eine Etappe gelebten Glaubens zu sein. Unser Glaube bringt zum Ausdruck: Du bist in diese Welt gesendet! Beim Anbeten und Niederknien dürfen wir nicht stehen bleiben. Beten, Singen, Meditieren, Bibellesen und Meditieren sind Beiträge zu einem gelebten Glauben.

Die Sterndeuter an der Krippe laden mich auch im Trubel und in der Geschäftigkeit des Alltags zum kurzen Innehalten, zu einem Augenblick der Stille, zu einer bewussten Verneigung, zu einem einfachen Dankgebet, zum aktiven Wahrnehmen und Zuhören – um immer wieder nach dem Kind in der Krippe Ausschau zu halten.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


Texte von Christian Schrödl auf den Homepages der Dekanate Neumarkt und Habsberg:

"Einstimmen und vorbereiten" - Gedanken zum Advent (28.11.2021)

"Der fehlende Sankt Martin" - Impuls für den Alltag (14.11.2021)

"Wie Gottes Geist durch das Dekanat weht" - Zum Dekanatsforum (9.11.2021)

"Zeit der Lichter" - Impuls für den Alltag (7.11.2021)

"Die Netze auswerfen" - Impuls zum Thema des Dekanatsforums (29.10.2021)

"Gegen die Betriebsblindheit" - Impuls für den Alltag (24.10.2021)

"Am Reichtum teilhaben" - Impuls zum Rosenkranzfest (10.10.2021)

"Es gibt so viele Wege zu Gott..." - Vortrag bei Cursillo (18.9.2021)

"Auf der Suche nach neuem Mut" - Impuls zum Fest Kreuzerhöhung (14.9.2021)

"Menschenwürde in Gefahr" - Impuls für den Alltag (12.9.2021)

"Altweibersommer" - Impuls für den Alltag (5.9.2021)

"Kleider machen leute" - Impuls für den Alltag (29.8.2021)

"Löscht den Geist nicht aus!" - Ein Kommentar (29.7.2021)

"Urlaubsreif" - Impuls für den Alltag (18.7.2021)

"Kraft aus den Wurzeln ziehen" - Kommentar zur regionalen Willibaldswoche (11.7.2021)

"Neue Wege gehen" -Ein Impuls zur Willibaldswoche aus dem Dekanat Habsberg (5.7.2021)

"ZuMUTungen" - Religiöser Impuls zur Willibaldswoche (1.7.2021)

"Liebes-Leben" - Impuls für den Alltag (11.6.2021)

"Nach der Pandemie ist vor der Pandemie" - Impuls für den Alltag (6.6.2021)

"Wachsen in Wert und Würde" - Impuls für den Alltag (16.5.2021)

"Kirche for future?" - Ein Kommentar (4.5.2021)

"Die Kirche und die Corona-Krise" (Online-Vortrag vom Januar 2021)

Die nächsten Termine

Montag, 20. Mai
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Mittwoch, 12. Juni
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Samstag, 15. Juni
10.00 Uhr
Samstag, 22. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 24. Juni
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 29. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
18.30 Uhr
Festtag "Heilige Peter und Paul" - Stadtkirchen-Gottesdienst
Ort: Pfarrkirche St. Martin Pölling
Veranstalter: Katholische Kirche Neumarkt - Projektbüro "Stadtkirchenkonzept Neumarkt"
Montag, 01. Juli
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit