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23.06.2023

Eichstätter Kirchenzeitung zur Suche nach Pflegepersonal in Caritas-Einrichtungen

Grafik: pixabay

Pflegekräfte: Der Markt ist leergefegt

Die Vertreterin der Regierung hatte zum 60. Gründungsjubiläum des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) ein dickes Kompliment mitgebracht: Die Arbeit der kirchlichen Sozialeinrichtungen sei „tragende Säule und unverzichtbarer Teil unseres Gemeinwesens“, befand Bundesseniorenministerin Lisa Paus in ihrem Grußwort an die Delegierten des Fachverbands für Altenhilfe innerhalb des Deutschen Caritasverbands.

Live dabei in Berlin waren rund ein Dutzend Caritas-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus dem Bistum Eichstätt, darunter der Leiter der Abteilung Pflege und Wohnen beim Diözesan-Verband, Norbert Bittner. Er sah das ministerielle Lob eher nüchtern, ist doch beim drängendsten Problem keine schnelle Lösung in Sicht. „Wir kriegen ganz schwierig Personal“, sagt Bittner, „der Markt ist, was Fachkräfte betrifft, völlig leergefegt“.

Um Pflegefach- und Pflegehilfskräfte zu gewinnen, „muss es mehr Anstrengungen und Anreize geben“, hatte Bittner bereits zum „Internationalen Tag der Pflege“ im Mai öffentlich erklärt und darauf aufmerksam gemacht, dass die 20 Caritas-Seniorenheime in der Diözese im Durchschnitt nur zu gut 90 Prozent ausgelastet seien, weil sie für eine Vollbelegung die nötige Fachkraftquote von 50 Prozent der Mitarbeitenden nicht erfüllten. Es brauche aber rechnerisch eine Belegung von 97 Prozent, „um refinanziert arbeiten zu können.“ Immerhin sei noch keine Einrichtung in ihrer Existenz bedroht. Das müsse angesichts des bundesweiten negativen Trends schon als Erfolg gewertet werden.„Letztes Jahr haben in Deutschland schließlich 142 Heime zugemacht, hingegen wurden nur 107 neu eröffnet“, teilte Bittner im Mai mit und meint: „Da es immer mehr pflegebedürftige Menschen gibt, ist das natürlich eine fatale Entwicklung.“

Zum 1. Juli führt die Bundesregierung nun eine neue Personalbemessung in stationären Pflegeeinrichungen ein. Demnach wird die Fachkraftquote etwas gesenkt und die anderen Stellen können dann mit Pflegefachhelferinnen und –helfern mit einer einjährigen Ausbildung besetzt werden. Jedoch bräuchte man von ihnen „nicht nur ein bisschen mehr, sondern viel mehr“, kommentiert Bittner: „Daher darf man sich von dieser Maßnahme auch nicht zu viel versprechen.“ Gebe es doch auch Pflegehelferinnen und -helfer nicht in ausreichender Zahl.

Seiner Meinung nach hat die Politik es in den letzten Jahren versäumt, bei jungen Menschen den Pflegeberuf attraktiv zu machen. „In Schulen sollte ein verpflichtendes Praktikum im Sozialbereich eingeführt werden“, fordert der Caritas-Verantwortliche und berichtet: „Wir gehen auch offensiv den Weg, bei Azubi-Tagen und Ausbildungsmessen dabei zu sein, um für unseren Beruf, der ja ein sehr schöner ist, Werbung zu machen.“

Auch junge Leute, die jetzt, kurz vor Schuljahresende Ausschau nach einem Ferienjob halten, sind in den Caritas-Altenheimen willkommen. Die Stundenlöhne seien gar nicht schlecht, verspricht Bittner. Was noch wichtiger ist: Ein Ferienjob ist manchmal der Einstieg in eine spätere berufliche Laufbahn in der Pflege. Die neue generalistische Ausbildung, die auch beim VKAD-Jubiläum in Berlin Thema war, eröffne Einsatzmöglichkeiten in der Kinder- und Altenpflege ebenso wie im Krankenhaus. Und sie ist, hebt Bittner hervor, international anerkannt. In den 20 Caritas-Altenheimen des Bistums sind derzeit 86 „generalistische“ Azubis im Einsatz.

Um auch bereits ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, geht der Caritasverband – über die im Vergleich zu privaten Anbietern überdurchschittliche Bezahlung hinaus – neue Wege. So macht sich regelmäßig der von Bittner angeregte „Arbeitskreis Personal“ Gedanken über das Thema Mitarbeiterzufriedenheit. Neu ist auch die Schulung von Bereichsleiterinnen und -leitern in den Heimen. Diese Führungskräfte, die noch selbst in der Pflege mitarbeiten, sollen die Ohren offen halten für die An-liegen der Kolleginnen und Kollegen.

„Flexpool“, lautet eine dritte Initiative, die vor wenigen Monaten im Bistum präsentiert wurde und die laut Bittner deutschlandweit noch nicht allzu verbreitet ist. Zunächst als Pilotprojekt in den fünf Caritas-Seniorenheimen im Landkreis Neumarkt, später dann im ganzen Bistum, sollen Fachkräfte heimübergreifend Springer-Funktion übernehmen. Die Stundenzahl ist fix, die Einsatzorte wechselnd. Neben besserer Planbarkeit des Privat- und Familienlebens ist mit „Flexpool“ auch eine finanzielle Zulage und die Erstattung von Fahrkosten verbunden. Zwei neue Mitarbeiterinnen habe man durch dieses Angebot schon gewinnen können, berichtet Bittner: „Eventuell demnächst eine dritte“.

Auch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Ausland wird sich die Caritas immer öfter handelseinig (siehe auch Beitrag S. 4 unten). In einem Heim etwa sei eine junge Frau aus Indonesien erfolgreich im Einsatz, weiß Bittner. Auch Pflegekräfte, die aus der Ukraine geflohen sind, sind in Häusern des Caritasverbands im Dienst.

Wie wichtig es ist, Fachpersonal zu finden, wird nicht zuletzt deutlich bei der Frage, ob man in den Caritas-Altenheimen des Bistums jederzeit spontan einen Platz bekommt. Bittners Antwort: „Es gibt eigentlich in allen Einrichtungen Wartelisten“.

Gabi Gess


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