Zum Inhalt springen
09.08.2023

Ein wenig Glaubenserfahrung - Gedanken zum Zustand der Kirche

Bahnhof Ochenbruck. Wir steigen aus der S-Bahn aus und verlassen die Station – doch wir biegen nicht in Richtung Ortsmitte ab, sondern gehen in die andere Richtung, wo nur ein kleiner Fußweg durch den Wald führt. Hier sind wir auf dem Gelände der Rummelsberger Diakonie. Mit einer befreundeten Familie sind wir zum Rummelsberger Jahresfest unterwegs: Musik, Theater, Gottesdienste, Spielmöglichkeiten und viele kulinarische Angebote für Jung und Alt stehen auf dem Programm. Viele soziale Einrichtungen auf dem beinahe 200 Hektar großen, fast parkähnlichen Gelände haben heute ihre Türen geöffnet oder bieten ein buntes Programm: das Krankenhaus, die Fachakademie für Sozialpädagogik, der Kletterseilgarten, das Jugendhilfezentrum, das Rummelsberger Café, das Seniorenheim. An diesem Nachmittag erleben wir viel Musik, viel Spiel, viele Köstlichkeiten, viel Kreativität,  viel Raum zur Bewegung und auch das ungezwungene Miteinander der Generationen sowie die besondere Rücksicht auf Menschen mit Einschränkung oder Behinderung. Eine besondere Gastfreundschaft ist zu erleben. (Evangelische) Kirche zeigt sich heute vielfältig und bunt, einfallsreich und kreativ, anregend und unterhaltsam, familienfreundlich und entspannt. Das Gelände in Rummelsberg erleichtert ein solches Fest natürlich ungemein: Viel Grün und viele Bäume um die Kirche und die zahlreichen diakonischen Einrichtungen, integrativen Betriebe und Wohnheime herum. In vielen Jahrzehnten ist ein eigenes Dorf entstanden, in dem man als Gast auf die Beschilderung oder einen kleinen Ortsplan angewiesen: Fast eine Welt für sich.

Kirche bietet hier Räume und Möglichkeiten, für die Begegnung und Zuwendung, für Heilung und Pflege, für Förderung und Entwicklung, für Teilhabe und Vielfalt. Rummelsberg ist ein passender Ort dafür, um auch Familien mit Großeltern, Eltern und Kindern einen fröhlichen, ausgelassenen und inspirierenden Tag zu schenken. Es wird dort spürbar: Kirche ist mehr als nur unser Gotteshaus und die Gottesdienste darin. Kirche ist mehr als nur Wortverkündigung und Lehre. Unser christlicher Glaube zeigt sich auch in gelebten Beziehungen, in Gastfreundschaft und offenen Herzen, in einem generationenübergreifenden Miteinander, in liebevollem Entgegenkommen und konkreter Hilfsbereitschaft. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, sagte der jüdische Relgionsphilosoph Martin Buber einmal.     

Wenn in unserer katholischen Kirche Einsparungen und Vergrößerungsprozesse anstehen, kann mir der Besuch beim Rummelsberger Jahresfest Folgendes mit auf den Weg geben:

Unsere Kirchen und Kapellen sind wichtige, erhaltens- und schützenwerte Gebäude. Menschen brauchen aber nicht nur sakrale Räume für Gottesdienst und Gebet, sondern auch Orte der Gastfreundschaft und Begegnung, der gelebten Gemeinschaft und Anteilnahme. Benötigt werden auch Orte für das gemeinsame Lachen und Weinen, Singen und Spielen, Kochen und Essen, Erzählen und Zuhören. Wenn wir den Menschen als Ganzes wahrnehmen, können wir ihn nicht auf die Teilnahme an der Liturgie reduzieren. Jesus Christus kann ich nicht nur in Sakrament und Gottesdienst begegnen.

Für die Kirchen ist es wichtig, dass sie nach draußen gehen und sich auf die Menschen zubewegen, also die Frohe Botschaft dort verkünden, wo sich das Leben der Menschen abspielt. Aber es ist auch von Bedeutung, dass es für praktizierende Christen Räume und Möglichkeiten zum Durchatmen, Kreativ-Werden, Kennenlernen, Sich-Bestärken und Vernetzen gibt. „Sendung“ und „Sammlung“ gehören zusammen: Einerseits hinausgehen und die Frohe Botschaft in den Alltag der Menschen hinaustragen, andererseits Gemeinschaft mit Gott und untereinander pflegen.

Rummelsberg zeigt uns aber auch: Besonders glaubwürdig macht die Kirchen dabei das diakonisch-karitative Engagement, die Fürsorge für die Kleinen und Schwachen, für die Alten und Kranken, für diejenigen mit Einschränkung und Behinderung. Eine Gemeinschaft, in der auch die Personen am Rande einen Platz, ein Ansehen und einen Wert haben, bringt die Liebe Jesu zu den Menschen besonders gut zum Ausdruck. Herzliche Zuwendung, soziale Aufmerksamkeit und gelebte Solidarität helfen aber nicht nur, um eine authentische Außenwirkung zu ermöglichen, sondern sorgt für die in unserer Gesellschaft so dringend nötigen Querverbindungen und belebt das Miteinander.

Ein besonderer Platz muss in unseren Gemeinschaften für Familien mit Kindern und Jugendlichen sein. Ihrem Fragen, Suchen, Ausprobieren und Reiben

Junge Menschen sind dabei, für sich selbst einen Platz im Leben zu finden. Wir wollen sie unterstützen, dass Jesus darin eine Rolle spielen kann. Und wir wollen Eltern und Großeltern darin bestärken, ihnen bei allen Widrigkeiten des Berufs- und Familienalltags eine Orientierung und Hilfestellung zu sein. Dazu braucht es in unseren Pfarr- und Kirchengemeinden Weite und Geduld, aber auch Einfühlungsvermögen und Kreativität. Nicht allein der Besuch des Sonntagsgottesdienstes ist das Ziel, dem wir alles unterzuordnen haben. Basteln, Singen und Spielen, Backen und Kochen, Fußballspielen und Toben, Klettern und Natur erleben – auch das führt Menschen zusammen und bringt sie mit Gott in Berührung.

Beschwingt und zufrieden kehren wir von unserem Nachmittag in Rummelsberg nach Hause. Wir duften heute gute Unterhaltung, herzliche Gespräche, schattiges Grün und großzügige Weite spüren. Das gibt Schwung für den Alltag. Für uns war es heute nicht nur ein schöner Ausflug, sondern auch ein wenig Glaubenserfahrung.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Mittwoch, 15. Mai
09.30 Uhr
Neue Ideen und Materialien für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit
Veranstalter: Bereich Altenbildung der Kath. Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
19.15 Uhr
„DAMIT FRIEDEN WÄCHST: DU machst den Unterschied“
Ort: Pfarrheim Charité
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach
Freitag, 17. Mai
19.00 Uhr
„Don Kosaken Chor Serge Jaroff“ - Konzert
Ort: Pfarrkirche St. Willibald
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Montag, 20. Mai
09.30 Uhr
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr