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17.11.2023

Energieexperte: Klimaneutrale und nachhaltige Kirche hat Vorbildfunktion

Foto: pixabay

„Körpernahe elektrische Heizsysteme“ wie Infrarotheizungen (rechts) könnten in Kirchenräumen eine Alternative sein. Grafik: Reinhard Loch/Verbraucherzentrale NRW

„Wie kriegen wir die Liegenschaften unserer Kirchengemeinden klimaneutral und nachhaltig?“ Mit dieser Frage befasste sich das diesjährige Umweltforum der Diözese Eichstätt. Der Energieexperte Reinhard Loch von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gab dazu zahlreiche Anregungen.

Rund 2.500 Gebäude gehören zum Immobilienbestand der Diözese Eichstätt. Wie viele davon zukünftig noch benötigt werden, wird derzeit bei der Entwicklung der Pastoralkonzepte in den Pastoralräumen geklärt. Eine Zukunft in der Hand der Kirche dürfen demnach am ehesten solche Gebäude haben, die klimaneutral und nachhaltig genutzt werden können und so im Einklang stehen mit der Klimaoffensive2035, mit der die Diözese die Treibhausgasneutralität erreichen will.

Auch ohne Klimaoffensive stehen viele Kirchengemeinden schon jetzt mit dem Erhalt ihrer Liegenschaften angesichts der Energiekrise vor großen Herausforderungen. Viele Gebäude sind alt und müssten energetisch saniert werden. „Bisher war für den Kohle- und Öl-Ausstieg fossiles Erdgas als ‚Brücke‘ zur Klimaneutralität geplant – hin zur Zukunft mit erneuerbaren Energien und den Energieträgern grüner Strom und grüner Wasserstoff“, erklärt Reinhard Loch. „Diese Brücke ist eingebrochen“. Massive Anstrengungen seien nun auf politischer Ebene nötig: ein kurzfristiger Ersatz für russisches Gas durch neue Lieferketten, der schnelle Ausstieg aus der Gasnutzung sowie ein rascher Ausbau der erneuerbaren Energien. Die Konsequenz sei bereits spürbar durch massive Steigerung der Energiepreise. Für die Energiewende haben Bundesregierung und Europäische Kommission schon wichtige Weichen gestellt. So wird der Ausstieg aus Öl und Gas forciert, neue Heizkessel müssen ab 2024 mit mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie Anteil betrieben werden, für Bauen und Sanieren greifen schärfere Auflagen, Photovoltaik-Anlagen werden besser gestellt und Förderprogramme optimiert, die CO2-Abgabe auf Gas und Öl wird steigen. Ziele sind der Umstieg auf elektrische Wärmepumpen, mehr Sanierung, mehr Photovoltaik, mehr Förderung und mehr kommunale Wärmeplanung.

„Die Herausforderung Klimaneutralität kommt auch in den kirchlichen Liegenschaften an“, stellt der Energieexperte fest. Klimaneutralität, Energieverbrauch und CO2-Bilanzen würden zunehmend auch in kirchlichen Gesetzen verankert. Die Anpassung an den Klimawandel spiele dabei eine immer größere Rolle. „Beim Klimaschutz hat die Kirche eine Aufgabe als Vorbild“, sagt Loch. „Und das Ganze muss umsetzbar und bezahlbar sein.“

Energiebedarf senken

Um aufzuzeigen, wohin der Weg führen muss, skizzierte Loch zunächst die Energiesituation einer durchschnittlichen Kirchengemeinde heute. Eine typische Gemeinde betreibt demnach etwa 2.000 m² Nutzfläche. Dazu gehören Kirche, Gemeindezentrum, Pfarrhaus und -büro, Kindergarten, Bücherei, Jugendräume usw. Sie setzt dafür jährlich etwa 300.000 kWh Wärme und 40.000 kWh Strom ein. Sie erzeugt damit jährlich etwa 65 Tonnen CO2 aus dem Gasverbrauch, 16 Tonnen CO2 durch die Stromnutzung. Die Kosten betragen 2023 rund 40.000 Euro für Gas, 16.000 Euro für Strom.

Demgegenüber stellte der Energieexperte die Rechnung auf, wo eine typische Kirchengemeinde 2030 landen könnte, wenn sie konsequent den Weg zur Klima- bzw. Treibhausgasneutralität geht. Die Gemeinde betreibt dann nur noch 1.500 m² Nutzfläche, die sie energetisch saniert hat. Sie setzt dafür jährlich etwa 50.000 kWh elektrischen Strom für Wärme und 20.000 kWh Strom ein. Sie erzeugt mit 60 kWp großen PV-Anlagen jährlich 60.000 kWh und kauft pro Jahr 10.000 kWh Ökostrom hinzu.

Um dieses Wunschszenario zu erreichen, seien viele Anstrengungen nötig, angefangen bei einer Überprüfung des Gebäudebedarfs. Die typische Belegungszeit einer kirchlichen Liegenschaft beziffert Loch mit 10 Prozent, 90 Prozent der Zeit sei sie unbelegt. Viel Energie und Geld könne durch Energiemanagement, -controlling, und -monitoring gespart werden, indem man die Temperatur anpasse, Nutzungszeiten und Heizzeiten optimiere. Wärmedämmung, Wärmepumpe, Direktheizung und Licht-Optimierung (zum Beispiel Leuchtstoffröhren durch moderne LED ersetzen) könnten die Energie-Effizienz verbessern. Die Wärmeverluste durch die Außenbauteile vor allem bei älteren Gebäuden bildeten die größten Schwachstellen. „Das Dämmen von Wänden, Dach und Kellerdecke bringt die größten Einsparungen“, betont der Fachmann. Dämmung sei zudem Vorbereitung für den Einsatz von Wärmepumpe und Solarthermie. Auch die Fassaden- und Dachbegrünung sollte mitbedacht werden. „Dachbegrünung ist gut als Hitzeschutz, fördert die Artenvielfalt und bindet Feinstaub“, erklärt der Energieberater.

Bald planen und handeln

Reinhard Loch rät den Kirchengemeinden den Umstieg auf Wärmepumpe und Direktheizung, die klassischen Gas-Öl-Heizungen seien Auslaufmodelle. „Meistens sind heute die Luft- oder Erd-Wärmepumpen die beste Alternative“, so der Energieexperte. In selten genutzten Räumen wie Kirchen könnten „körpernahe elektrische Heizsysteme“ (Infrarotheizungen) eine Alternative sein. Zudem ermutigt er die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden, erneuerbare Energien zu nutzen. „Solarstrom (Photovoltaik) ist immer sinnvoll, wenn geeignete Dachflächen vorhanden sind.“ Das biete sich vor allem bei großen Flächen und hohem Eigenverbrauch des erzeugten Stromes an. Selbst kleinere „Stecker-Solargeräte“ seien sinnvoll und wegen hohem Eigenverbrauch wirtschaftlich. Wichtig sei jedoch, Gesamtkonzepte zu entwickeln, die eine gemeinsame Wärmeversorgung der Liegenschaften, die Abstimmung mit geplanten baulichen Maßnahmen sowie die Beheizung der Kirchengebäude einbeziehen.

Neben praktischen Tipps gab Reinhard Loch den Teilnehmenden des Umweltforums auch wichtige Botschaften mit auf den Weg zur Klimaneutralität. Die erste ist: „Bald planen und handeln“. Nicht nur weil der Klimawandel nicht auf sich warten lasse. Die Verfügbarkeit von Material und Handwerk erfordern derzeit lange Vorlaufzeiten, gab der Experte zu bedenken. Bei den Entscheidungen sollte nicht die Wirtschaftlichkeit, sondern die erzielte Wegstrecke zum Ziel Klimaneutralität der Maßstab sein. „Die Erreichung des Zieles wird uns Geld kosten, vermutlich mehr als wir einsparen werden“, so Loch. Deshalb sei es wichtig, Mitarbeitende und Gemeindemitglieder gut zu informieren und mitzunehmen. Der Umgang der Kirchengemeinde mit ihrem Energieverbrauch habe Vorbildfunktion: „Wenn die Gemeindeleitung das Thema ernst nimmt und sichtbare Zeichen setzt, wird das wahrgenommen.“


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