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26.02.2024

Es geht um die Würde des Menschen - Gedanken zum Beginn der Fastenzeit

Foto: pixabay

„Was ist wirklich wichtig in deinem Leben?“ – Die 40 Tage der österlichen Bußzeit oder auch „Fastenzeit“ sind eine Einladung an mich, Antworten auf diese Frage zu entdecken. Welche Menschen, welche Rituale und Tätigkeiten, welche Überzeugungen und Werte sollen für mich wichtig sein? Woran möchte ich mein Dasein ausrichten? Worauf könnte ich getrost verzichten? Ich kann also meiner ganz persönlichen Lebensausrichtung wieder einmal einen Check-Up verpassen.

Die Frage, was wirklich wichtig ist, muss aber nicht nur auf das Individuum abzielen, sondern kann auch unser gesamtes Zusammenleben betreffen: Wie wollen wir in einer Gemeinschaft oder in der gesamten Gesellschaft miteinander umgehen? Welchen Umgang wollen wir pflegen? Welche Prinzipien sind uns wichtig? Was stört unser Miteinander?

Der politische Aschermittwoch der großen Parteien bringt es zum Ausdruck: Es ist wichtig, einmal generell über die politische Ausrichtung in unserem Land nachzudenken. Schließlich muss es auch in der Politik Anlässe geben, an denen wir über das übliche Klein-Klein des Alltags hinausblicken dürfen. Doch zu diesem Ritual gehören – von den Medien aufmerksam beobachtet und verbreitet – eine farbige und kraftvolle Wortwahl genauso wie heftige und polemische Attacken auf den politischen Gegner. Die Veranstaltungen in Bierzelt-Atmosphäre werden nur selten genutzt, um politische Konzepte und Strategien zu präsentieren. Es geht eher um die Mobilisierung der eigenen Anhänger.

Ob der politische Aschermittwoch also ein Beitrag zur Fastenzeit ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Dass aber politische Gegner beschimpft, Politikerinnen und Politiker anderer Parteien verspottet, Vergleiche mit SED-Machthabern gezogen werden, dass in den Regierungsparteien die derzeit größte Gefahr für das Land gesehen wird und nicht etwa in den Extremisten und dass wegen der laut Polizei „aggressiven Protestaktionen“ die Veranstaltung einer Partei ganz abgesagt werden musste – all das zeugt nicht gerade von politischer Kultur und demokratischem Feingefühl. Dazu kommt, dass Demonstranten „gegen rechts“ bisweilen dazu aufrufen, die politische Rechte zu hassen, oder politische Stimmen aus dem rechten Spektrum automatisch als „Nazis“ abgestempelt werden.  

Ohnehin haben wir derzeit den Eindruck, dass nicht nur unser gewohntes Parteiensystem ins Wanken geraten ist, sondern auch die Demokratie insgesamt stark unter Druck ist: Populisten von rechts und links, steigende politische Gewalt in Deutschland, zunehmender Antisemitismus, Hass und Hetze in sozialen Medien belasten den gesellschaftlichen Dialog und die politische Kompromissfindung. Die Haltung, dass andere Standpunkte und Meinung ihren Sinn in einem demokratischen Spektrum haben, scheint zu schwinden. Die Überzeugung, dass Kompromisse am Ende der politischen Auseinandersetzungen zum Kern der Demokratie gehören, scheint verloren zu gehen. Die Vielfalt in Meinungen und Moden, Lebens- und Geschäftsmodellen, kulturellen und religiösen Prägungen scheint die Menschen einer „Gesellschaft im Dauerstress“ zu überfordern. Aber deswegen nach dem Ende der Vielfalt, nach plumpen und einfachen Rezepten, nach klaren Ansagen zu schielen?  Gibt es denn keine Antworten aus dem christlichen Glauben heraus?

Die deutschen Bischöfe zählen in einer Stellungnahme vom 22. Februar zu den derzeitigen Debatten und Auseinandersetzungen folgende Bausteine für ein freiheitliches und gerechtes Zusammenleben: Menschenwürde, Menschenrechte, der Schutz des Lebens sowie Solidarität. Die Bischöfe rufen dazu auf: „Leisten wir alle Widerstand, wenn Menschenwürde und Menschenrechte in Gefahr geraten!“ Und deutlich wenden sie sich dabei auch gegen rechtsextremes Gedankengut: „Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie

wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar.“ Und außerdem: „Wer Parteien wählt, die mindestens in Teilen vom Verfassungsschutz als ‚erwiesen rechtsextremistisch‘ eingeschätzt werden, der stellt sich gegen die Grundwerte des

menschlichen Zusammenlebens und der Demokratie in unserem Land.“ Wir deutschen Katholiken stehen also auf der Seite der Demokratie und nicht auf der des Autoritarismus und des extremen Populismus. Richtschnur für uns Christen ist und bleibt für uns die Menschenwürde, die jedem und jeder zusteht: egal ob alt oder jung, weiß oder schwarz, hier geboren oder eingewandert, reich oder arm, gesund oder krank. Der Respekt vor dem anderen und vor seinen Eigenheiten und Prägungen, seinen Werten und Positionen soll unser Miteinander, auch unsere politische Debatte prägen. Hier darf kein Platz für böswillige Unterstellungen, Spott und Verunglimpfung sein. Emotionen ja, aber Hass und Feindseligkeit nein.

Was wirklich wichtig ist – diese Frage lässt sich gerade in der österlichen Bußzeit auch unserer Kirche stellen. Die Positionierung für die Menschenwürde, für ein freiheitliches und gerechtes Zusammenleben und für die Demokratie ist dann umso glaubwürdiger, wenn dies von der Kirche selbst gelebt wird. Wenn sie in vatikanischem oder diözesanem Zentralismus erstickt, wenn sie Machtgefälle nicht abbaut und den Missbrauch von Macht verhindert, wenn sie sich selbst mit Vielfalt schwertut, wenn sie Gleichberechtigung nicht verwirklicht und Partizipation nicht vorantreibt, schwächt sie ihre eigene Position. Es wäre durchaus Zeit, einmal ernsthaft zu überlegen, worauf die Kirche bei einem so unüberschaubar gewordenen religiösen, moralischen und rechtlichen Regelwerk getrost verzichten könnte.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Montag, 29. April
18.00 Uhr
„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Mittwoch, 01. Mai
10.00 Uhr
FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
Veranstalter: Pfarrverband Seubersdorf
Samstag, 04. Mai
09.30 Uhr
Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
18.00 Uhr
ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Mittwoch, 15. Mai
09.30 Uhr
Neue Ideen und Materialien für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit
Veranstalter: Bereich Altenbildung der Kath. Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
19.15 Uhr
„DAMIT FRIEDEN WÄCHST: DU machst den Unterschied“
Ort: Pfarrheim Charité
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach