"Ohne Kinder geht gar nichts“: Podiumsdiskussion über Kitas mit Staatsminister Füracker in Neumarkt

Der Fachkräftemangel ist neben Fragen der Finanzierung, Inklusion und Digitalisierung eine der großen Herausforderungen für Kindertageseinrichtungen. „Wir müssen Fachkräfte über die Erzieherinnen und Erzieher hinaus gewinnen“, plädierte Isabelle Escher-Bier, die Leiterin des Referates Kindertageseinrichtungen beim Caritasverband für die Diözese Eichstätt für eine Erweiterung des Berufsspektrums in den Einrichtungen. Dr. Alexa Glawogger-Feucht und Albert Füracker sprachen sich unterdessen dafür aus, besser den Begriff „Fachkräftebedarf“ zu verwenden. Denn es gebe so viele Fachkräfte in Kitas wie nie zuvor. Allerdings steige die Nachfrage nach Kita-Plätzen wesentlich schneller, als derzeit Fachkräfte für die Einrichtungen gefunden werden könnten. 

„Bayern – wie hältst du’s mit Deinen Kitas?“ Zu diesem Thema hatten der Caritasverband für die Diözese Eichstätt, der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern und die Pfarrei Zu unserer Lieben Frau Neumarkt im Johanneszentrum Neumarkt zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Daran nahmen der Bayerische Staatsminister der Finanzen und für Heimat, Albert Füracker, die Leiterin des Referates Kindertageseinrichtungen beim Caritasverband für die Diözese Eichstätt, Isabelle Escher-Bier, die Vorsitzende des Elternbeirates im Kindergarten Zu unserer Lieben Frau in Neumarkt, Lisa Münch, und die Leiterin der Kita St. Franziskus Neumarkt, Antonia Brandl, teil. Die Diskussion wurde von Dr. Alexa Glawogger-Feucht, Geschäftsführerin des Verbandes katholischer Kindertageseinrichtungen Bayern, moderiert. 

„Herausfordernd und aufregend“

Der Pfarrer der Pfarrei Zu unseren lieben Frau, Stefan Wingen, sagte zu Beginn der Veranstaltung, der Kirche sei die Bildung in ihren Kitas sehr wichtig: „Wir wollen den Kindern den liebenden und menschenfreundlichen Gott verkünden.“ Die aktuelle Realität in den Einrichtungen sei allerdings „herausfordernd und aufregend“, erklärte Kita-Leiterin Antonia Brandl. Einerseits begegne sie dem Vorurteil, die Leitung einer Kindertageseinrichtung sei „ein entspannter Job, bei dem man schön mit Kindern spielt“. Andererseits sei sie in Wirklichkeit „Mädchen für alles. Und es fallen Fachkräfte aus, Plätze sind nicht besetzt. Das ist einfach oft nicht zu steuern“, berichtete Antonia Brandl aus dem Alltag.  

Füracker machte darauf aufmerksam, dass sich die Situation der Kitas in den letzten 20 Jahren „exorbitant verändert“ habe: Früher habe man noch die Frage gestellt, ob man Kinder mit drei Jahren in eine Einrichtung geben solle. Seitdem habe es einen Wandel in der Einstellung bei den Eltern und in der Gesellschaft gegeben, sodass heute Kitas boomen. An die Kommunen richtete Füracker den Appell zu priorisieren: „Vielleicht ist die Kita wichtiger als der eine oder andere Radweg“, sagte der Staatsminister. Arbeitgeber ermutigte der Minister, Betriebskindergärten einzurichten und damit ihre soziale Verantwortung zu zeigen. „Allerdings kann die neu gebaute Kita nicht immer eröffnet werden – wegen des Fachkräftebedarfs“, wandte Alexa Glawogger-Feucht ein. 

Um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, wurden mehrere Vorschläge in der Diskussion gemacht. Isabelle Escher-Bier hält es für wichtig, „dass Erzieherinnen und Erziehern mehr Wertschätzung und Anerkennung für ihre Arbeit entgegengebracht wird“. Auch wenn es in den Kitas Defizite gebe, müsse den Fachkräften immer einmal wieder gesagt werden „Ihr macht eine tolle Arbeit“, so die Caritas-Referatsleiterin. Die Defizite hingen unterdessen auch mit falschen Entscheidungen zusammen, erklärte Kita-Leiterin Antonia Brandl. Sie stelle häufig fest, dass den Fachkräften Praxiserfahrung fehle. Daher ist es aus ihrer Sicht ein Fehler gewesen, in der Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher ein Praxisjahr zu streichen.

Sich in Freiwilligendiensten ausprobieren  

Füracker sprach sich dafür aus, junge Menschen zu motivieren, in Freiwilligendiensten auszu-probieren, ob ein sozialer Beruf etwas für einen ist. Lisa Münch sagte: „Kinder haben keine Stimme und Lobby. Deshalb müssen Politiker ihre Anliegen priorisieren.“ Eltern sollten sich un-tereinander vernetzen und in der Kita auch darauf hinwirken, dass sich die Kinder partizipativ in dieser einbringen können. Albert Füracker erklärte, dass Kitas nicht sein Spezialgebiet seien, dass er deren Anliegen aber für sehr wichtig halte: „Denn ohne Kinder geht gar nichts. Sie sind die Fachkräfte von morgen.“ Und Antonia Brandl erklärte, was sie trotz Herausforderungen und Defizite motiviert, ihren Beruf auszuüben: „Wenn man morgens reinkommt und die Kinder strah-len einen an, dann geht einem das Herz auf.“

Quelle: Caritas