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04.03.2024

Streiten und Kämpfen erforderlich - Kommentar zu zwei Jahren Ukraine-Krieg

Foto: Peter Weidemann, in: pfarrbriefservice.de

24. Februar 2022 – Zwei Jahre ist es nun schon her, dass russische Truppen im Morgengrauen die Ukraine überfallen haben. Zwei Jahre voller Leid, Schrecken, Zerstörung und wiederwärtiger Grausamkeiten liegen hinter uns. Und ein Ende ist noch gar nicht absehbar. An die Schreckensnachrichten und Bilder, die mich über die Medien aus der Ukraine erreichen, kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Ich spüre jedesmal wieder Traurigkeit und Entsetzen in mir, wenn wenn ich von den Angriffen aus Zivilgebäude und die Infrastruktur in der Ukraine höre oder lese. Es will nicht in meinen Kopf, dass Krieg ein legitimes Mittel sein kann, um Probleme zu lösen. Und ich bleibe der Überzeugung, dass Krieg keine Sekunde länger gefürht werden darf als notwendig. Doch was kann ich aus der Ferne tun? Nach der Lieferung immer weiteichenderer Waffensysteme rufen? Verhandlungen und einen einen schnellen Waffenstillstand fordern? So einfach dürfte es wohl nicht sein, um zu einem Schweigen der Waffen oder gar zu einem Frieden zu kommen.

Die christliche Tradition kennt folgende herausfordernden Aussagen von Jesus: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen! Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch beschimpfen! Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin.“ (Lk 6,27—29) Auch Jesus selbst wehrte sich nicht, als er am Ölberg verhaftet wurde. Und so ist eine pazifistische Grundhaltung dem Christentum nicht fern. Ob aber die Aussagen Jesu zur Feindesliebe einfach auf die große Weltpolitik, auf das Völkerrecht und die Souveränität von Staaten übertragen werden können? Es geht hier schließlich nicht um eine Grenzüberschreitung im Alltag, um eine einmalige Demütigung oder um den individuellen Missbrauch von Macht. Dem Überlegenen ins Gesicht zu schauen und ihm so seinen fehlenden Respekt wiederzuspiegeln – das würde wohl im Ukraine-Krieg oder auch im aktuellen Gaza-Konflikt derzeit viel zu kurz greifen. Und auch das Gebet alleine, also einem Wesenskern christlicher Lebenspraxis, wird wohl – wie in vielen Krisensituationen und bei vielen Notfällen – nicht genügen, um umfassenden Frieden zu schaffen: „Ora et labora“ – „Bete und Arbeite“ – so brachte bereits der heilige Benedikt (480—547) seine Ordensregel auf den Punkt: Wir Christen sind zu mehr als nur zum Gebet aufgerufen. Was also braucht es dann?

Zunächst lässt sich festhalten: Der Auftrag, seine Feinde zu lieben, muss in jeder einzelnen Lebenssituation neu bedacht und gelebt werden. Das gilt ja auch für das Gebot der Nächstenliebe: Ich muss abwägen, was ich leisten kann, ob die Folgen meines Tuns auch wirklich gut sind, ob ich auch weiterhin und langfristig in der Lage bin, Verantwortung für andere zu übernehmen. Mein Glaube zwingt mich nicht dazu, den Verstand auszuschalten und mich nur von Emotionen leiten zu lassen. Außerdem erspart er mir das Nachdennken, Abwägen und Diskutieren nicht einfach. Wenn jemand für Tausende, ja Millionen von Menschen sowie für ihr friedliches und würdevolles Miteinander Verantwortung trägt, kann nicht unhinterfragt Feindesliebe fordern und unreflektiert Gewaltlosigkeit praktizieren. Es geht um eine Zusammenleben im Geist von Menschlichkeit, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit. Es geht um die Grundlagen unseres Miteinanders.

Auf dem Spiel stehen die Verlässlichkeit von allgemein anerkannten Regeln und Gesetzen, ja sogar eine auf dem Völkerrecht basierende Weltordnung. Einem unerlaubten Angriff zu widerstehen, sich selbst zu verteidigen, den Verstoß gegen Regeln zu bestrafen, nicht einfach nur das recht des Stärkeren gelten zu lassen – auch das gehört dazu, wenn wir als Christen überlegen, wie Konflikte auszutragen und unerlaubte Agressionen abzuwehren sind.

Doch erschöpft sich unser Tun im Gebet und im politischen Ruf nach Waffenlieferungen oder eben nach Waffenstillstand? Unser Gebet, aber auch unsere politischen Positionen wären sicher unglaubwürdig, wenn sie nicht in mitmenschliches Engagement eingebunden wären. Wenn wir uns nicht um die Geflüchteten kümmern und sie auch gegen Ressentiments und Ablehnung verteidigen würden. Wenn wir nicht bereit wären, mit den Opfern des Krieges unseren Überfluss und unseren Wohlstand zu teilen. Wenn wir uns nicht um die ganzheitlliche Entwicklung der Menschen hier und weltweit kümmern würden. Wenn wir uns nicht weiterhin für eine gerechte Welt und ein friedliches Miteinander der Völker einsetzen würden? Wenn wir Friedensinitiativen und Vermittlungsbemühungen ins Leere laufen ließen. Wenn wir dem Hass in unserer Gesellschaft nicht widerstehen würden. Wenn wir uns nicht im eigenen Land für Dialog und einen respektvollen Umgang der Kulturen, Religionen und politischen Positionen engagieren würden. Wenn wir als Kirchen selbst autoritär, willkürlich oder selbstherrlich auftreten würden. Wenn wir als engagierte Christen ein friedliches und respektvolles Miteinander nicht (vor)leben würden.

Als Jüngerinnen und Jünger Jesu können wir mehr tun als nur beten. Und wir können mehr tun als politische Forderungen zu stellen. Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, heißt es dann für uns nicht Gewaltlosigkeit um jeden Preis und Feindesliebe in allen Lebenslagen. Vielmehr wollen wir an einem Klima arbeiten, das Menschenwürde und Menschlichkeit, Freiheit und Gerechtigkeit zur Entfaltung bringt – weltweit, in unserer Gesellschaft hier, in unseren Kirchen, im Miteinander der Konfessionen und Religionen. Die andere Wange hinhalten – das  muss also nicht zwangsläufig Schutzlosigkeit und Unterwerfung bedeuten, sondern es kann signalisieren: Ich lasse mich auf deine Mittel, deine Überheblichkeit, deine Respektlosigkeit, deine Menschenverachtung nicht ein. Ich kümmere mich um friedliche Konfliktlösung und ein ein Miteinander in Liebe. Manchmal muss man dafür eben auch streiten und kämpfen.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Sonntag, 28. April
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Montag, 29. April
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„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
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Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Mittwoch, 01. Mai
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FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
Veranstalter: Pfarrverband Seubersdorf
Samstag, 04. Mai
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Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
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Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
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ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
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Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Mittwoch, 15. Mai
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Neue Ideen und Materialien für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit
Veranstalter: Bereich Altenbildung der Kath. Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching