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16.10.2023

Synode der runden Tische: Ein Kommentar zur Welt-Synode im Vatikan

An runden Tischen treffen die Teilnehmer der derzeit tagenden Weltynode im vatikan zusammen. © Deutsche Bischofskonferenz / Matthias Kopp

Nun hat sie endlich begonnen – die Weltsynode der katholischen Kirche im Vatikan. Vielleicht haben Sie schon Bilder davon gesehen: In der päpstlichen Audienzhalle tagen die Synodenteilnehmern diesmal an runden Tischen – bunt gemischt, Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien, immer zu zwölft, nebeneinander, Auge in Auge. Sie werden durch die gemeinsamen Sprachen, in denen sie sich verständigen können, zusammengebracht, so dass sie einander zuhören, miteinander sprechen und gemeinsam unterscheiden können. Alle sitzen um den Tisch herum, sind gleich viel wert, bringen ihre persönlichen Sichtweisen und Erfahrungen ein, inspirieren und motivieren sich gegenseitig. Schon die Tischordnung zeigt, so Bischof Gregor Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, dass sich bei der Weltsynode „etwas verändert hat“. Da säßen nicht mehr Kardinäle und Bischöfe „dichtgedrängt wie im Vorlesungssaal“ und die Leitung präsidiere nicht mehr „vorne auf einem Podest in langer Reihe“. Die neue Art der Sitzordnung ermögliche eine neue Art des Miteinanders, sagte Bätzing, die dem „gemeinsamen Hören voneinander und aufeinander“ diene. Sie produziere aber auch ein ganz neues Bild nach außen. Uns so sagte der aus dem Tessin stammende Generalabt des Zisterzienserordens, Mauro-Giuseppe Lepori, vor Journalisten im Vatikan: „Wir vermeiden oberflächliche Konfrontationen und gehen stattdessen in die Tiefe.“ Leitend sei dabei die Frage, wie die Kirche ihren Auftrag in der Welt am besten erfüllen könne.

Pfarrer Thomas Schwartz, Chef des Osteuropa-Hilfswerk Renovabis, schildert es in seinem Blog auf katholisch.de folgendermaßen: „Ich merke, dass man mir zuhört, dass ich offen und ohne Vorbehalte äußern darf und soll, was ich denke und was mich bewegt und dass ich dafür nicht Desinteresse, Unverständnis oder Ablehnung ernte, sondern ganz im Gegenteil mit Wohlwollen und Dankbarkeit bedacht werde. Mehr noch – mir geht es genauso mit dem, was die anderen sagen. Auch ich höre genauer zu, bin nicht sofort mit einem Gegenargument dabei. Ich merke bei mir selbst, wie sich aus meinem ersten spontanen Dissens mit dem, was jemand sagt, die Haltung entwickelt, zu schauen, ob ich nicht das ein oder andere Argument doch als Stärkung des gemeinsamen Suchens wahrnehmen kann. Das erstaunt mich dann doch selbst. Ist das eine Erfahrung des Heiligen Geistes? Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß, ist: Es fühlt sich gut an.“

Der vatikanische Kommunikationsdirektor Paolo Ruffini sprach schließlich von einem „störungsfreien Dialog, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist“. Meinungsunterschiede würden als solche offen angesprochen, aber es komme nicht zu Polarisierungen. Jeder versuche zuzuhören und den anderen zu verstehen, auch über kulturelle und konzeptionelle Unterschiede hinweg. Die Teilnehmer seien bereit, die Meinung, mit der sie gekommen seien, in Frage stellen zu lassen und sie gegebenenfalls auch zu ändern. Und Ruffini weiter: „Es ist eine außerordentliche Übung von Gemeinschaft in Unterschiedlichkeit“. Bemerkenswert in dieser katholischen Kirche, wo Einheit so häufig mit Einheitlichkeit verwechselt wird. Und festzuhalten ist außerdem: Erstmals nehmen an einer Synode Frauen mit Stimmrecht teil; sie stellen 54 von 365 Stimmberechtigten. Und so lässt sich auch verstehen, wie es der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich, verantwortlich für die Inhalte der Synode, zusammenfasst: „Der ganze Prozess der Synode ist wichtig, nicht nur das Ergebnis.“

Vatikan-Kenner und Jesuitenpater Andreas Batlogg sieht diese Zusammenkunft auch als „spirituelles Training“, wenn er schreibt: „Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen sich erst finden: lernen, mit unterschiedlichen Kirchenbildern und -visionen umzugehen, die sichtbar geworden sind. Das ist ein geistlicher Prozess – für eine wirksame Unterscheidung der Geister.“  Fest steht auf jeden Fall: Ein solcher Lernprozess braucht Zeit. Eine „synodale Kultur“ kann nur langsam wachsen und nicht per Knopfdruck angeordnet werden. Papst Franziskus hat einen ersten, wichtigen Anstoß dazu gegeben. Wir müssen ein wenig Geduld mitbringen. Diesem Papst gehe es, so Vatikan-Journalist Stefan von Kempis, „nicht um Reformbeschlüsse, sondern um einen anderen Stil in der Kirche. Die vielen, oft verhärteten Fronten will er aufweichen; es soll weniger übereinander, mehr miteinander gesprochen werden.“ Franziskus bemühe sich um einen innerkirchlichen „Klimawandel“  -- Voraussetzung dafür, um eventuelle Reformen einzuleiten. Natürlich ist die Synode nur ein beratendes Gremium und ihre Beschlüsse sind keinesfalls bindend. Ob man aber soweit gehen kann, um wie der Historiker Volker Reinhardt von einer „pseudo-demokratischen Illusion“ oder der Theologie Hubert Wolf von einem „weiteren Debattierclub ohne rechtliche Vollmachten“ zu sprechen? Um über Machtbeschränkung und Gewaltenteilung, Demokratie und Mitbestimmung in der Kirche entscheiden zu können, braucht es auch eine Atmosphäre des Respekts und des Vertrauens. De katholische Hebel kann nicht von einem Moment zum nächsten umgelegt werden, ohne den Riss in der Kirche zu vertiefen.

Wenn also selbst der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller von sehr guten Erfahrungen am runden Synoden-Tisch sprach und sich in einem Interview optimistisch zeigte, wird deutlich, dass sich im aufrichtigen Erzählen und Zuhören, in einem respektvollen Miteinander und in einem Gespräch auf Augenhöhe Spaltungen durchaus überwinden lassen. Es lässt sich derzeit in Rom spüren, dass katholische Kirche auch ohne die ständigen Grabenkämpfe zwischen Bewahrern und Erneuerern, zwischen Progressiven und Konservativen, zwischen Reformern und Bremsern in die Zukunft gehen kann. Es wird ein langer Weg zu Reformen, aber es kann ein gemeinsamer sein. Das könnte die Botschaft der Stunde sein.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

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Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit