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08.03.2023

Um des Evangeliums willen - Ein Kommentar zum Weltfrauentag

Grafik: pixabay

„Welttag des Tanzes“, „Welt-Anti-Korruptions-Tag“, „Internationaler Nelson-Mandela-Tag“ – Ist der heutige „Weltfrauentag“ am 8. März auch einer dieser üblichen Gedenk- und Aktionstage, die es nicht ein einziges Mal in die Tagesschau  und die aktuelle Berichterstattung schaffen? Der Tag hat immerhin eine lange Geschichte, die bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt.  Es geht um Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen die Diskriminierung von Frauen, also der Hälfte der Weltbevölkerung. Leider besitzen Frauen nicht überall auf der Erde die gleichen Rechte wie Männer, verdienen Frauen auch heute noch schlechter und besitzen weniger gesellschaftliche Teilhabe. In vielen Ländern haben Mädchen nicht die gleichen Bildungschancen wie Jungen. Es wird wohl noch viele Jahre brauchen, bis ein solcher „Weltfrauentag“ nicht mehr notwendig ist, um auf die Benachteiligung und Erniedrigung von Frauen hinweisen zu müssen.

In der katholischen Kirche spielt dieser Tag keine besondere Rolle. Sicherlich: Er ist einer sozialistischen Initiative entsprungen, der es anfangs vor allem um das Frauenstimmrecht ging. Doch wer sich weltweit für gleichwertige Bildungs-, Entwicklungs- und Lebenschancen unabhängig vom Geschlecht einsetzt, wird sich auch die Frage gefallen lassen müssen: Kirche, wie hältst du es mit den Frauen? Dass  bei uns Katholiken dringender Veränderungsbedarf besteht, ist ja nicht von der Hand zu weisen. Nicht umsonst beschäftigt sich derzeit beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland das Synodalforum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ intensiv mit der Rolle der Frau in der Kirche. Dies Missbrauch-Krise hat gezeigt: Ungeteilte Macht und Männerbünde haben das System Kirche krank werden lassen. Dies sei übrigens nicht nur ein Nährboden für den sexuellen Missbrauch, sondern auch für den Missbrauchs des Vermögens gewsen, betonte 2018 der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Es geht schlichtweg auch um die Glaubwürdigkeit unserer christlichen Botschaft.

Auch wenn Papst Johannes Paul II. 1994 in seinem Apostolischen Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ höchstlehramtlich, aber kirchenrechtlich durchaus umstritten erklärte, die Kirche habe keine Vollmacht, Frauen zu weihen, haben die Entwicklung der letzten Jahrzehnte gezeigt, dass es in den Forschungen, Beratungen, Debatten und Entscheidungen der nächsten Zeit durchaus noch einmal um diese Frage gehen muss. Es wird nicht einfach genügen, in den Ordinariaten unter den Amtschefs, Ordinariatsräte und Hauptabteilungsleiter den Frauenanteil zu erhöhen, solange die Letztentscheidung in den Diözesen nur bei geweihten Amtsträgern liegt. Wenn as Evangelium glaubwürdig „inkulturiert“, also in der Welt von hier und heute ausgesät werden soll, müssen wir uns in der katholischen Kirche wirklich ernsthafte Gedanken machen, wir Frauen nicht nur den operativen Alltag des kirchlichen Betriebes, sondern auch in die (sakramentale) Leitung von Pfarreien, Diözesen und Kurie einbinden können.

Doch warum tut sich die katholische eigentlich so schwer damit? Wenn wir auf Jesus blicken, erkennen wir doch eine enorme, aus dem gesllschaftlichen rahmen fallende Wertschätzung der Frauen. Denken wir doch nur an das haus von Marta und Maria, das dem Wanderprediger aus Nazaret so freundschaftlich offenstand. Es waren auch Frauen unter den Jüngern, die Jesus durch Palästina gefolgt sind. Die Evangelien schildern auch wie Maria von Magdala, eine andere Maria, Susanna und Salome zu ersten Zeuginnen der Auferstehung wurden und den mutlosen und zweifelnden Aposteln die Nachricht vom leeren Grab brachten. Die „Osterfrauen“ besitzen eine nicht unwesentlich Bedeutung für die Verbreitung des Osterglaubens. Und so überrascht es uns nicht, dass uns das Neue Testament Frauen schildert in verkündigenden, prophetischen oder dienenden Funktionen schildert: Phoebe, Priska, Junia, Tryphaena, Tryphosa, die Mutter des Rufus, Persis, Juli, Olympas, Evodia und Syntyche. Als Leiterinnen von Hausgemeinden werden genannt: Priska, Nympha, Lydia und Maria, „die Mutter des Johannes Markus“. Später, als das Konzil von Ephesos 431 Maria als „Gottesgebärerin“ bezeichnet, wurde klar, dass es eine Frau braucht, damit Gott selbst zur Welt kommen, damit das Wort Gottes Fleisch werden kann. Und an dieser Stelle sei – trotz männlicher Vorherrschaft in Gesellschaft, Politik und Kirche – an die vielen Kirchenlehrerinnen, Theologinnen und heiligen Frauen erinnert, die wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung der christlichen Lehre und Verkündigung geleistet haben: Hildegard von Bingen (1098—1179), Elisabeth von Thüringen (1207—1231), Mechthild von Magedburg (1207—1282), Katharina von Siena (1347—1380), Theresa von Ávila (15115—1582), Theresia von Lisieux (1873—1897) oder Edith Stein (1891—1942). Oftmals griffen sie „inspirierend oder korrigierend“ in Männerdomänen ein, wie es der Pastoraltheologe herbert Haslinger formulierte.

Wer also eine synodale Kirche entwickeln will und wer Sakramentalität stärker von der Taufwürde, von der Berufung und vom Charisma des oder der einzelnen denken will, der kommt nicht um die Frage herum, ob nicht auch Frauen Jesus Christus, das menschgewordene Gotteswort, die lebendige Verkörperung der göttlichen Liebe, repräsentieren können. Wer das Evangelium in der Welt von heute glaubwürdig leben und erzählen will, muss auch innerkirchlich für eine Gleichberechtigung von Mann und Frau sorgen. Es ist also ernsthaft und umfassend zu diskutieren, ob Frauen nicht auch zu Diakonen, Priestern und Bischöfen geweiht werden können. Es geht nicht einfach darum, die evangelische Kirche zu kopieren, wie es als regelrechtes Totschlag-Argument gegen weiterreichende Reformen immer wieder  verwendet wird, sondern um die Glaubwürdigkeit, die Lebendigkeit, die Vielfalt unserer Evangelisierung. Das Miteinander der Geschlechter erst sorgt dafür, dass das Evangelium in seiner Breite und Tiefe zum Blühen kommt. Die „befriedigende Privilegierung, die beruhigende Legitimierung, die schützende Geschlossenheit, die hierarchischen Vorrechte, der ausgrenzende Zusammenhalt“ des klerikalen Systems müssen, so Herbert Haslinger, überwunden werden. Frauen dürften nun endlich nicht mehr als Gegenwelt missbraucht oder als Gefahr für männliche Machtstrukturen eingeschätzt werden. Daran kann uns der heutige Weltfrauentag erinnern – um des Evangeliums willen, das wir zu verkünden haben.  

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

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