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14.09.2022

"(Um-)Wege zum Glück" - Gedanken zum Fest Kreuzerhöhung

Foto: pixabay

„Hast du denn ein Buch über das Glück?“ – So fragt mich eine Nachhilfe-Schülerin, als sie mein übervolles Bücher-Regal sieht. Für ihr Abitur muss sie eine Seminararbeit schreiben und braucht noch Texte aus den Weltreligionen über das Glücklich-Sein. Doch in meiner Fachbibliothek gibt es Biographien, Material für den Religionsunterricht,  Bücher zu liturgischen oder biblischen Themen, kirchengeschichtliche Werke, Interessantes über die Päpste und Vatikan, Gebet- und Gesangbücher – aber nichts zum Thema „Glück“. Ich werde ein wenig stutzig: Hat denn das Christentum zu diesem Thema nichts zu sagen? Geht es bei uns Christen nur um die Feier von Gottesdiensten, das Einhalten von Regeln und Geboten, die Weitergabe des Glaubens oder um selbstlose Beiträge zu einer guten und einladenden Gemeinschaft? Oftmals schiebt sich die Frage „Bin ich ein guter Christ?“ zu sehr in den Vordergrund. Es wird die Erwartung geweckt, wir müssten etwas einhalten, leisten oder korrekt vollziehen. Es geht oftmals um einen tieferen Sinn, um Erfüllung und Vollendung, um Verantwortung – aber Glück? Wie oft fragen wir uns Christen eigentlich: „Bist du glücklich, mit deinem Glauben, in deiner Kirche?“

Am heutigen 14. September feiert die katholische Kirche das Fest  Kreuzerhöhung und rückt dabei  das Kreuz und damit auch den leidenden, zerschundenen und ermorderten Jesus in den Mittelpunkt. Morgen wird dann das Gedächtnis der Schmerzen Mariens sein: Wer hat nicht einer der zahlreichen Pietà-Darstellungen vor Augen, in denen Maria ihren verstorbenen Sohn auf ihrem Schoß hält. Wo ist da etwas vom Glück für uns Menschen zu spüren?  Mir sagen der Gekreuzigte und die trauernde Maria vor allem: Zum Leben gehört offensichtlich das Leid, gehören wohl auch Verachtung, Hass und Gewalt. Es gibt kein Leben ohne Gebrechlichkeit, Altern und Krankheiten. Und ständig müssen wir mit Verlusten fertig werden. Das Leiden liegt Gott also nicht fern, es soll nicht ausgeblendet werden. Diese Welt ist nicht einfach nur gut und strahlend und schön. Doch mit Glück hat das alles nichts zu tun!

Ich bin froh, dass mir ein Glauben geschenkt wurde, der das Leiden und das Scheitern nicht einfach ausblendet. Der mir immer wieder sagt: Das Leiden ist nicht alles im Leben. Es gibt noch mehr: Es gibt auch gelingende Beziehungen, helfende Hände, aufmerksame Mitmenschen, heilende Kräfte. Mein Glauben zeigt mir, wie ich Leid, Niederlagen, Begrenzungen, Irrtümer und Fehleinschätzungen annehmen und damit umgehen kann. Doch dieser Gekreuzigte sagt mir auch: Es soll nicht beim Leiden bleiben. Er zeigte uns schließlich, wie wir mit Leidenden, Schwachen, Kranken, Behinderten, Gescheiterten umgehen können. Wie Gott besonders denen nahe sein will, die zweifeln und verzweifelt sind. Und schließlich ist die Bibel ja voller Geschichten und Beispiele, wie Menschen  miteinander solidarisch sind, einander beistehen, füreinander eintreten. Die vielen christlichen Krankenhäuser, Hospize, Pflegeheime, Sozialstationen oder Nachbarschaftshilfen sind heute noch ein Zeugnis davon. Wie viele Christinnen und Christen engagieren sich auch in unseren Tagen ganz bewusst in der Politik, in Verbänden, Projekten und Initiativen für eine gerechte, menschenfreundliche Welt, um gegen Leid, Unterdrückung und Benachteiligung zu kämpfen.  

Das Leiden von uns Menschen soll also nicht das letzte Wort haben. Mein Glaube lädt mich dazu ein, es bewusst wahrzunehmen, es auf mich wirken zu lassen, Widerstandskräfte in mir zu mobilisieren, Bündnispartner zu suchen und es durch mein Engagement zu überwinden. Glück heißt dann für mich nicht, dass ich in meinem Leben möglichst viele Glücksmomente empfinde, sondern dass ich mit den Höhen und Tiefen, mit Freud und Krise umzugehen weiß. Mein Leben ist dann stimmig und geglückt, wenn ich das richtige Maß zwischen Annehmen und Erdulden auf der einen Seite und Ankämpfen und Widerstehen auf der anderen Seite entwickle. Der Blick auf Jesus und sein Kreuz ist mir dabei eine große Hilfe. Er kann ein wichtiger Beitrag sein, dass mein Leben  glücken und gelingen kann.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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"Von froher Festlichkeit und ungläubigem Zweifel" - Impuls zum Dekanatsforum (24.4.2022)

"Streck deinen Finger aus!" - Impuls für den Alltag (24.4.2022)

"Neue Wege gehen" - Österlicher Impuls zum Dekanatsforum (18.4.2022)

Die nächsten Termine

Freitag, 17. Mai
19.00 Uhr
„Don Kosaken Chor Serge Jaroff“ - Konzert
Ort: Pfarrkirche St. Willibald
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Montag, 20. Mai
09.30 Uhr
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Mittwoch, 12. Juni
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Samstag, 15. Juni
10.00 Uhr
Samstag, 22. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 24. Juni
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 29. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
18.30 Uhr
Festtag "Heilige Peter und Paul" - Stadtkirchen-Gottesdienst
Ort: Pfarrkirche St. Martin Pölling
Veranstalter: Katholische Kirche Neumarkt - Projektbüro "Stadtkirchenkonzept Neumarkt"