Zum Inhalt springen
07.12.2023

10 Jahre Dekanatsbüro: Interview mit Dekanatsreferent Christian Schrödl

Seit 10 Jahren ist Christian Schrödl Dekanatsreferent von Neumarkt und Habsberg und leitet das Dekanatsbüro. Foto: Klaus Eifler

An zwei Vormittagen in der Woche ist auch Dekanatssekretärin Michaela Walter-Nutz im Dekanatsbüro anzutreffen. Foto: Klaus Eifler

Wozu wurde 2013 ein Dekanatsbüro im Neumarkter Johanneszentrum errichtet?

Das Dekanatsbüro sollte sich zu einem Zentrum des Dekanates entwickeln, in dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Hilfe, Material und Unterstützung bekommen. Von Anfang an war es uns ein Anliegen, die Pfarreien, kirchlichen Einrichtungen und die katholischen Verbände zu vernetzen. Und das Dekanatsbüro sollte auch ein kirchliches Sprachrohr in die Öffentlichkeit werden.

Ist dies in den zehn Jahren gelungen?

Zum Teil: Die Fäden der Dekanate laufen hier inzwischen tatsächlich zusammen. Beinahe in jeden Arbeitsvorgang ist das Dekanatsbüro involviert: Newsletter und Protokollversand, Einladungen und Plakate, Abrechnungen und Haushaltsplanung, Adressverwaltung und Veranstaltungsmanagement – das alles wäre ohne Dekanatsbüro nicht zu bewältigen. Wir haben uns auch zu einem anerkannten Sprachrohr in der Öffentlichkeit entwickelt: In den Medien, im ökumenischen Miteinander, in Richtung Politik und Behörden. Hier ist in zehn Jahren doch vieles gewachsen.

Und was ist nicht gelungen?

Es gibt noch immer Schwierigkeiten bei der Vernetzungsarbeit. Ich sage es sehr deutlich: Unser pastorales Personal pflegt noch immer ein Einzelkämpfertum, das den Ansprüchen der Zeit nicht mehr gerecht wird. Die Pfarrbüros sind als Multiplikatoren oft überfordert, Ehrenamtliche meiden Vertretunsgaufgaben auf höheren Ebenen, die Verbände nehmen uns kaum wahr, Ordensgemeinschaften schmoren häufig in ihrem eigenen Saft. Ja selbst das Bistum schien einige Jahre völlig vergessen zu haben, dass es Dekanatsbüros gibt, die man in Kommunikationsflüsse und Entscheidungswege miteinbinden könnte. Manche unserer Bemühungen liefen ins Leere. Und so müssen wir ganz ehrlich sein: Auch kirchliche Mitarbeiter und Einrichtungen haben dafür kräftig gesorgt.

Könnte man das nicht manchmal den Kopf in den Sand stecken?

Es stimmt. Manchmal frustriert es schon, wenn man Woche für Woche hart arbeitet und sich stark engagiert, die Arbeit aber gar nicht wahrgenommen, geschweige denn wertgeschätzt wird. Oft frage ich mich: Was wäre an kirchlichem Leben, an konstruktivem Miteinander, an motiviertem Engagement vorhanden, wenn es das Dekanatsbüro nicht gäbe? Wir wissen es nicht und können es nicht statistisch erfassen oder mit Händen greifen. Aber wir vertrauen darauf: Was wir getan haben, ist ein nicht unwesentlicher Beitrag dazu, dass die Frohe Botschaft auch in dieser Zeit und in dieser Welt gelebt und weitergetragen werden kann. Und vereinzelt gibt es ja auch positive Rückmeldungen. Das freut uns dann ganz besonders!

Was waren denn Highlights in diesen zehn Jahren?

Mit Sicherheit der Dekanatstag 2025 in Freystadt, der uns gezeigt hat, wie bunt und vielfältig Kirche ist und wie viel Potenzial in Pfarrgemeinden, kirchlichen Initiativen und Organisationen stecken kann. Äußerst gelungen waren auch die vier Ausgaben der ökumenischen „Nacht der offenen Kirchen“, die ich in Neumarkt angestoßen habe. Positiv in Erinnerung blieb mir „Kirche trifft Kunst“ am Aschermittwoch 2017 in Berching, Bewegend sind die jährlichen Dekanatsfirmlingsgottesdienste im Kloster St. Josef mit hunderten von Firmbewerbern. Unter die Haut gehen mir jedes Jahr unsere ökumenischen Gedenkgottesdienst zum 9. November. Gerne denken ich an den zweitägigen Habsberger Dekanatsausflug 2016 an den Bodensee zurück. Die Krippenfahrten des Dekanates Habsberg oder die Wallfahrten zum Petersberg und nach Wolfsricht sind Highlights im Jahresablauf eines Dekanatsreferenten. Ich könnte hier auch noch vieles andere aufzählen.

Es waren vor allem die Veranstaltungen, die in Erinnerung blieben?

Jede geglückte Veranstaltung motiviert uns wieder für die weitere Arbeit. Obwohl ein Dekanatsbüro keine „Veranstaltungs-Agentur“ ist und wir das ganze Jahr über im Wesentlichen mit Angeboten für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu tun haben. Ich persönlich brauche auch Angebote wie etwa unsere ökumenischen Romreisen 2019, 2021 und 2023. Das war für mich jeweils eine Woche „Direktkunden-Geschäft“: Begegnung, Austausch, Erlebnis, Gemeinschaft pur. Das ist schon etwas anderes als Mails schreiben, Texte verfassen, Sitzungen vor- und nachbereiten, Pressemitteilungen versenden, Powerpoint-Präsentationen erstellen.

Wie erfolgreich war die Arbeit?

Das ist aus vielen Gründen schwer zu sagen: Erstens ist unsere Arbeit nicht auf eine große Beteiligung bei Veranstaltungen und eine Vielzahl an Angeboten angelegt. Nicht Quantität ist wichtig, sondern Qualität. Zweitens ist unsere Arbeit auf Zukunft ausgerichtet, also auf die Frage: Wohin wollen wir uns entwickeln? Und dennoch glaube ich schon, dass unsere Arbeit auch erfolgreich war: Wir haben die Qualität des Miteinander in den beiden Dekanaten verbessern können und wir haben auch Dinge vorangebracht. Ich denke an unsere „Aufbruch- und Entdeckertage“, wo wir uns mit Christ-Sein jenseits der Volksirche beschäftigt haben. Ich denke an die Gründung der „Katholische Kitas Oberpfalz gGmbH“ oder an die Etablierung des Dekanatsforums. Ich denke auch an die Stadtkirche Neumarkt, wo wir mühevoll erste Pflänzchen setzen konnten. Manchen Erfolg kenne ich vielleicht gar nicht. Da haben wir ausgesät und wissen vielleicht noch gar nichts von einer Ernte oder erfahren nie davon.

Warum ist Ihnen das Dekanatsforum so wichtig?

In der Zeit der Corona-Pandemie war es uns in den beiden Dekanaten Neumarkt und Habsberg wichtig, dass wir künftig andere und neue Wege entwickeln wollen, um Dekanate zu sein. Wir wollten mehr kennenlernen, mehr Miteinander, mehr Austausch und gegenseitige Anregung. Und wir wollten, dass Priester und Laien, Hauptberufliche und Ehrenamtliche, Pfarrverbände und zielgruppenorientierte Ansätze auf Augenhöhe miteinander am Tisch sitzen. Wir haben es schließlich so formuliert: Beim Dekanatsforum wollen wir uns im Hören auf das Wort Gottes und in der Begegnung untereinander gegenseitig ermutigen, die Veränderungen dieser Zeit anzunehmen und das Evangelium in die verschiedenen Lebensbereiche hinauszutragen. Hört sich recht schön an, bricht aber gängige Vorstellungen von unserem Kirche-Sein auf. Wir arbeiten gegen Zentralismus, Hierarchie-Denken, Versorgung und wollen dagegen ein anderes Modell entwickeln. Ich sage: Wir wollen Synodalität leben.

Vielleicht geht es bei Ihrer Arbeit ja gar nicht so sehr um Erfolg und großen Zulauf.

Natürlich wollen wir Menschen erreichen, anregen, ermutigen, einladen, begeistern. Aber zu unserer Arbeit gehört es eben auch, dass wir Verkrustetes aufbrechen, Veraltetes überwinden und uns nach neuen Wegen und Möglichkeiten umsehen. Wir sorgen einerseits für eine gute Gemeinschaft, verstehen uns aber auch in ständiger Entwicklung und Fortbewegung. Daran zu arbeiten, ist manchmal ganz schön anstrengend, aber auch nach zehn Jahren noch immer eine spannende Herausforderung.

Mit welchen Worten würden Sie Ihre Tätigkeit überschreiben?

Anklopfen – einladen – miteinander unterwegs sein – uns auf Gott einlassen – neue Wege gehen.

Wofür sind Sie nach zehn Jahren dankbar?

Für die Vision, die der damalige Dekan Richard Distler, für das neu errichtete Dekanatsbüro entwickelt hat. Für die herzliche Zusammenarbeit mit dem Habsberger Dekan Elmar Spöttle in all den Jahren. Für das gute Miteinander mit den Kolleginnenen und Kollegen aus den kirchlichen Dienststellen im Neumarkter Johanneszentrum. Für die intensive Zusammenarbeit mit Dekanatssekretärin Michaela Walter-Nutz, die mit ihrer täglichen Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Profil des Dekanatsbüros leistet. Und für alle, die sich in den zehn Jahren unvoreingenommen, freundlich und konstruktiv in die Weggemeinschaft der beiden Dekanate eingebracht haben.

Danke für das Interview.


Christian Schrödl ist verheiratet und hat eine Tochter. Er wurde 1974 in Neumarkt geboren. Nach seinem Abitur am Neumarkter Ostendorfer-Gymnasium und Zivildienst in einem Nürnberger Altenheim studierte er von 1995 bis 2003 zunächst für das Lehramt am Gymnasium, später Diplom-Theologie an der Universität Regensburg. Nach dem Studium war er als Abteilungsleiter in eier Bamberger Traditionsbuchhandlung tätig, bevor er von 2006 bis 2007 beim Vier-Türme-Verlag in Münstzerschwarzach ein Verlagsvolontariat absolvierte. Von 2008 bis 2014 unterrichtete er als Religionslehrer an einem Regensburger Privat-Gymnasium. In seiner Pfarrei Neumarkt-St. Johannes ist er schon seit Jahren ehrenamtlich in der Organisation des Sternsingens, als Kommunionhelfer, im Pfarrgemeinderat sowie bei der Erstellung des Pfarrbriefs tätig. Von 1992 bis 2003 engagierte er sich auf Pfarr-, Dekanats-, Diözesan- und Bundesebene in der kirchlichen Jugendarbeit sowie im Vorstand des Kreisjugendring Neumarkt. 2004 bis 2006 absolvierte in der katholischen Journalistenschule ifp eine journalistische Zusatzqualifikation für Theologen.

 

 

Die nächsten Termine

Mittwoch, 15. Mai
09.30 Uhr
Neue Ideen und Materialien für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit
Veranstalter: Bereich Altenbildung der Kath. Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
19.15 Uhr
„DAMIT FRIEDEN WÄCHST: DU machst den Unterschied“
Ort: Pfarrheim Charité
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach
Freitag, 17. Mai
19.00 Uhr
„Don Kosaken Chor Serge Jaroff“ - Konzert
Ort: Pfarrkirche St. Willibald
Veranstalter: Pfarrverband Neumarkt-West
Montag, 20. Mai
09.30 Uhr
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Mittwoch, 12. Juni
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Samstag, 15. Juni
10.00 Uhr
Samstag, 22. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 24. Juni
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt