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17.11.2023

Buntes Treiben: Was Jahrmarkt und Kirchen verbindet

Foto: Christian Schrödl

Reges Treiben am Neumarkter Volksfestplatz. Es ist Martini-Jahrmarkt, einer von vier Jahrmärkten in Neumarkt. Neben Lederwaren, Produkten aus Bienenwachs, warmen Sachen für den Winter, Blumenzwiebeln und Nützlichem für den Haushalt gibt es auch Leckeres für Groß und Klein: Die Erwachsenen freuen sich über Waffeln, gebrannte Mandeln und Baumstriezel. Die Kinder zieht es nicht nur zum Karrussell, sondern auch zu den Ständen mit den Süßigkeiten. Dort stürzen sie sich auf die Gummibärchen in allen möglichen Farben, Formen und Geschmacksrichtungen. Während sie sich in einem kleinen Tütchen eine bunte Mischung zusammenstellen, sind ihre Eltern derweilen in Gespräche vertieft. Sie haben frühere Nachbarn, entfernte Verwandte oder ehemalige Kollegen entdeckt, mit denen sich ein kleiner Plausch lohnt. Menschen aus der Stadt und dem ganzen Umland sind heute zum Jahrmarkt gekommen – nicht nur wegen der waren, sondern auch wegen der Atmosphäre, der Gespräche und Begegnungen am Rande.

Eigentlich können sich die Menschen von heute alles im Einzelhandel besorgen oder über unzählige Online-Shops bestellen. Eigentlich können wir mit Smartphone und über Social Media mit Menschen aus aller Welt kommunizieren. Eigentlich sind solche Märkte doch irgendwie überflüssig. Und natürlich ist auch der Neumarkter Jahrmarkt schon seit Jahren am Schrumpfen: Es sind immer weniger Markthändler und immer weniger Käufer, die viermal im Jahr aufeinander treffen. Das Produkt-Sortiment ist sehr traditionell und hat sich oftmals nur wenig weiterentwickelt. Das jüngere und städtische Publikum bleibt am stärksten aus. Bei den beiden Jahrmärkten, zu denen nicht zeitgleich in der ganzen Stadt die Geschäfte geöffnet haben, ist der Zulauf inzwischen spärlicher geworden.

Mich erinnert das Jahrmarkt-Treiben an die Situation meiner Kirche: Es gibt Menschen, die Jahrhunderte alte Traditionen schätzen. Doch sie werden weniger. Auch die Zahl der Verkäufer nimmt stetig ab. Viele Besucher benötigen weniger die handfesten  Produkte als vielmehr ein wenig Kommunikation und Gemeinschaft oder etwas, um ihr Leben zu versüßen. Hie und da sind kleine Attraktionen für Kinder eingestreut – damit eben auch Familien mit Kindern kommen. Ansonsten ist das Sortiment aber nur wenig auf junge Menschen abgestimmt. Lebenswichtige Produkte scheinen sich die meisten Menschen hier nicht mehr zu erwarten. Die Konkurrenz ist groß. Manches wirkt altmodisch, nichts dagegen hip und urban. Sind also unsere Jahrmärkte und auch die Kirchen dem Untergang geweiht?   

Doch es gibt auch Grund zum Optimismus: Es gibt sie noch – die Menschen, die die Tradition schätzen. Die direkte Gespräch und die unmittelbare Begegnung suchen. Die nach dem süßen Etrwas in ihrem monotonen Lebensalltag suchen. Die real und nicht nur digital in dieser Welt unterwegs. Die ihre sonntägliche Komfortzone verlassen und sich auf den Weg machen. Als Kirchen müssten wir diese Menschen aber dort abholen: Bei ihrer Wertschätzung des Althergebrachten, aber auch bei ihrer Suche nach mehr. Bei ihrer Sehnsucht nach echter und ehrlicher Kommunikation, aber auch bei ihrem Bemühen um Schönheit und Lebensfreude. Jungen Menschen sollten wir nicht nur vereinzelt Inseln anbieten, in denen sie für kurze Zeit ihre „Süßigkeiten“ finden können, sondern zu größeren Räumen verhelfen. Und ohne für eine Ausweitung der Laden-Öffnungszeiten plädieren zu wollen, ist doch festzuhalten: Ein „verkaufsoffener Sonntag“ steigert den Zuspruch zum Jahrmarkt. Wer näher an das Leben der Menschen heranrückt, wird auf mehr Aufmerksamkeit und Interesse stoßen.    

Natürlich sprechen Jahrmärkte nur bestimmte Milieus an. Wer von den Besuchern würde denn auf einen Markt voller Handys, Head-Sets, Tablets und Spielekonsolen gehen wollen? Kaum einer oder eine von ihnen hätte wohl Interesse an Tattoo- und Piercing-Künsten. Ein Jahrmarkt ist schließlich Teil einer jahrhundertealten Tradition. Dennoch: Manch Veraltetes und Angestaubtes kann getrost über Bord geworfen werden, das Sortiment muss im ständigen Wandel sein, für die Menschen braucht es eine attraktive Mischung aus Kommerz, Unterhaltung und Begegnung, über den passenden Ort und Zeitpunkt muss ständig nachgedacht werden, wenn Jahrmärkte auch eine Zukunft haben sollen.

Und so ist es auch mit den Kirchen: Der Kern darf und soll erkennbar bleiben. Die Menschen stimmen aber über leere Rituale, hohle Worte, unverständliche Gesten und veraltete Symbole mit ihren Füßen – sprich: mit ihrem Wegbleiben – ab. Die Kirchen dürfen sich auch über Menschen freuen, die nur „einen Sprung vorbeischauen“, wegen der Gemeinschaft, der guten Kontakte oder der schönen Atmosphäre. Nicht jeder muss zu jeder Gelegenheit Großeinkäufe erledigen und viel Geld dalassen. Und schließlich muss auch das Sortiment Stück für Stück modernisiert und aktualisiert werden. Vielleicht gibt es dann für die traditionellen Angebote nur noch besondere Nischen für Liebhaber. Wer aber am Leben der Menschen dran sein will, muss sich bewegen. Er muss ständig nachfragen und auswerten, versuchen und ausprobieren, entwickeln und planen. Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Aber es lohnt sich: Wenn Menschen zusammenkommen, miteinander gute Zeit verbringen, das Miteinander schätzen die Atmosphäre genießen und dabei alte Traditionen fortsetzen, kann neu beflügeln und weiter antreiben. Manchmal können dabei vielleicht schon ein paar farbige Gummibärchen hilfreich sein!

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Montag, 20. Mai
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Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
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Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Mittwoch, 12. Juni
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Samstag, 15. Juni
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Samstag, 22. Juni
09.30 Uhr
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Montag, 24. Juni
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 29. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
18.30 Uhr
Festtag "Heilige Peter und Paul" - Stadtkirchen-Gottesdienst
Ort: Pfarrkirche St. Martin Pölling
Veranstalter: Katholische Kirche Neumarkt - Projektbüro "Stadtkirchenkonzept Neumarkt"