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31.01.2024

Den Dämonen entgegentreten: Ein Kommentar zu den Protesten gegen rechts

Foto: Friedbert Simon, in: pfarrbriefservice.de

Dämonenaustreibung – was einem bei diesem Stichwort alles einfällt: Exorzismus, böse Geister, teuflische Mächte. Die meisten von uns können wohl mit Dämonen, die von jemandem Besitz ergriffen haben sollen, wenig anfangen. Doch es gibt Trends und Entwicklungen, die wir durchaus als „dämonisch“ bezeichnen könnten: Wenn Dialog und Versöhnung verweigert werden, wenn Wut, Feindschaft und Hass das Miteinander mehr und mehr stören, wenn Gewalt zu einer Option für die Lösung von Problemen wird. Vorurteile, Unversöhnlichkeit und Spaltung können zum Gift für eine Gesellschaft werden.   

Und so hat uns neulich die Meldung von jenem Geheimtreffen in Potsdam geschockt, bei dem es um massenweise Abschiebungen von missliebigen Bevölkerungsteilen ging. Nach den Vorstellungen rechtsextremer Ideologen und Politiker sollten davon auch Millionen deutscher Staatsbürger betroffen sein. Historische Vergleiche hinken, aber bei den ersten Meldungen über diese Zusammenkunft fühlte ich mich sofort an die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942 erinnert, auf der der Holocaust an den Juden minutiös geplant wurde. Was für ein Anschlag auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und welche Missachtung der Menschenwürde! Millionen von Menschen sind inzwischen auf Deutschlands Straßen gegangen, um gegen den Rechtsextremismus zu demonstrieren. „Bunt statt braun“ hieß es etwa bei der Kundgebung gegen rechts am vergangenen Samstag am Neumarkter Rathaus.

So fanden auch zahlreiche Kirchenvertreter fanden deutliche Worte: Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige bedauert, dass aus der Vergangenheit offensichtlich nichts gelernt wurde. Solch rücksichtslose Gespräche zu führen, „lässt jede Form von Haltung, sozialer und menschlicher Verantwortung vermissen".  Das Nachrichtenportal katholisch.de zitiert den Hamburger Erzbischof Heße: "Die Vorbereitung rechtsextremer Umsturz- und Vertreibungspläne in unserem Land hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht. Was AfD-Politiker und weitere Rechtsextremisten mit dem verharmlosenden Schlagwort 'Remigration' versehen, ist letztlich nichts anderes als ein zutiefst menschenverachtender und verstörender Plan zur systematischen Diskriminierung, massenhaften Ausweisung und Deportation von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte." Und ZdK-Präsidentin Irmgard Stetter-Kerp sagte: Das Treffen in Potsdam zeige, „wie weit sich die AfD und die rechte Szene in Deutschland von der Verfassung entfernt haben. Wer immer noch glaubt, hier handle es sich um Einzelfälle und Einzelpersönlichkeiten, lässt sich täuschen.

Wie gut, dass sich die Kirchen in Deutschland mit Beratung und konkreten Hilfen für Geflüchtete engagieren und bisweilen sogar Kirchenasyl gewähren. Wie gut, dass sie mit vielen Haupt- und Ehrenamtlichen Integrationsprojekte tragen, dass sie sich für das respektvolle Miteinander von Kulturen und Religionen einsetzen, dass sie sich in die Erinnerungs- und Gedenkarbeit einbringen, dass sie für den Frieden beten. Vor allem: Wie gut, dass dabei die Kirchen in unserer Gesellschaft als verlässliche Gesprächs- und Kooperationspartner wahrgenommen werden.

Dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist und dass jeder und jede von uns in seiner Würde geachtet wird – dafür müssen auch wir Christen tagtäglich arbeiten: praktisch-konkret, in der Verkündigung, in sozialem und politischem Engagement. Dazu müssen die Kirchen aber auch Gelder lockermachen, Personal zur Verfügung stellen und Räume öffnen. Dazu braucht es Dialogfähigkeit und gesellschaftliche Bündnispartner. Und es sind klare Positionen nötig: gegen das Gift von Extremismus und Menschenverachtung, das sich mehr und mehr in unserer Gesellschaft wie ein Dämon auszubreiten scheint.  

Die Bibel schildert uns immer wieder, wie Jesus Dämonen austreibt. Wie er Menschen von unreinen Geistern befreit und ihnen neue Lebensperspektiven verschafft (vg. etwa Mk 1, 21—28). Doch es sind nicht einfach nur magische Rituale, wie man sie aus dem jüdischen und hellenistischem Umfeld Jesu kennt. Vielmehr schafft der Wanderprediger aus Galiläa mit seinen Dämonenaustreibungen Platz für das Heil Gottes. Er ermöglicht zu einem Neuanfang und verhilft Glück und Segen zu einem Durchbruch. Es geht Jesus nicht um den Sieg über das Böse und die bloße Überlegenheit, sondern um neues Leben in und mit Gott. Und das muss auch gelten, wenn dämonische Geister das friedliche und respektvolle Miteinander in unserem Land belasten: Dass wir neue Perspektiven entwickeln, um der Menschenwürde zum Durchbruch zu verhelfen – unter Einheimischen wie Zugewanderten, unter Starken wie Schwachen, unter Frauen wie Männern, unter Alt wie Jung, unter Christen wie Juden und Muslimen, unter Gläubigen wie Ungläubigen. Unsere Kirchen müssen sich dazu nicht parteipolitisch einmischen, aber sie sollten deutlich und parteiisch Position beziehen: für die Würde aller Menschen.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

Die nächsten Termine

Sonntag, 28. April
10.00 Uhr
Montag, 29. April
18.00 Uhr
„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
Veranstalter: Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) im Bistum Eichstätt
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Mittwoch, 01. Mai
10.00 Uhr
FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
Veranstalter: Pfarrverband Seubersdorf
Samstag, 04. Mai
09.30 Uhr
Sonntag, 05. Mai
09.30 Uhr
Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
17.00 Uhr
Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
18.00 Uhr
ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Montag, 06. Mai
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
09.30 Uhr
14.30 Uhr
Diözesaner Kinderchortag
Veranstalter: Stabsstelle Amt für Kirchenmusik
Sonntag, 12. Mai
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Mittwoch, 15. Mai
09.30 Uhr
Neue Ideen und Materialien für Mitarbeitende in der Seniorenarbeit
Veranstalter: Bereich Altenbildung der Kath. Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching