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19.02.2022

Eichstätter Kirchenzeitung zur Frauenseelsorge in der Diözese

Foto: pixabay

Vor dem Walburgafest am 25. Februar beschäftigte sich die Eichstätter Kirchenzeitung mit der Frauenseelsorge im Bistum, die sich auf die Suche nach Spuren der Heiligen begab.


Walburga Gesicht und Stimme geben

Auf den Spuren der Bistumspatronin Walburga war Frauenseelsorge-Referentin Martha Gottschalk in der Willibaldswoche 2021 unterwegs, hier nahe Pleinfeld. Foto: Häfele

So, ihr Lieben“, wandte sich Martha Gottschalk an eine kleine Gruppe von Frauen, die auf dem Vorplatz des Heidenheimer Münsters in Wanderklamotten und mit Rucksack vor ihr standen: „In welche Richtung brechen wir jetzt auf? Wo geht’s nach Eichstätt?“ Was mit dem Navi im Auto oder Handy oder zumindest mit einem Kompass kein Problem gewesen wäre, wurde nun zur echten Herausforderung. Denn Gottschalk, Referentin für Frauenpastoral im Bistum Eichstätt, wollte mit ihren Begleiterinnen unter ähnlichen Bedingungen pilgern, wie es im 8. Jahrhundert die heilige Walburga getan haben mag. 

Von dem Abenteuer, das während der Willibaldswoche im Sommer 2021 auf dem rund 50 Kilometer langen ökumenischen Pilgerweg in mehreren Tagesetappen bis ans Grab der Bistumspatronin in Eichstätt führte, schwärmt Gottschalk immer noch. Eichstätt, das sei natürlich der „Hotspot“ der Walburga-Verehrung, verweist die Referentin nicht nur auf das Hochfest der Heiligen, das jedes Jahr am 25. Februar in der Benediktinerinnenabtei mit einem Pontifikalgottesdienst begangen wird, sondern auch auf ein Ereignis, über das sich das Kloster im vergangenen Jahr freuen durfte: Die Aufnahme der „Verehrungspraktiken der heiligen Walburga in Eichstätt“ in das Weltkulturerbe. So begrüßenswert und verdient Gottschalk diese Würdigung der über Jahrhunderte in St. Walburg zum Ausdruck gekommenen Volksfrömmigkeit aber auch findet, so betont sie doch: „Walburga gehört hinaus, zu den Frauen, zu den Menschen im ganzen Bistum.“ Sie heckt dazu gerade Ideen aus. Damit möchte sie unter anderem ein Angebot für Frauen machen, die wegen Berufstätigkeit nicht zum Hochfest der Diözesanpatronin nach Eichstätt fahren können, das meist auf einen Werktag fällt.

Gottschalk, die für den Wallfahrtstag am 25. Februar heuer  die Gestaltung der Nachmittagsandacht übernommen hat, plant derzeit ein Projekt namens „Gib Walburga dein Gesicht“, das sie in wenigen Monaten auf der Homepage der Frauenpastoral vorstellen möchte, mit dem Ziel, „Walburga-Verehrung zu verlebendigen und in unsere Zeit zu übertragen“. Sie hat dazu eine kleine Gruppe gegründet, die sich schon mehrmals online getroffen und Ideen gesammelt hat. Der Eichstätter Dompfarrer gehört ebenso dazu wie eine Gemeindereferentin und eine Ehrenamtliche des katholischen Frauenbunds. 

Starke Frauengestalten der Kirchengeschichte hätten sie schon immer interessiert, erzählt Religionspädagogin Gottschalk, die viele Jahre kirchliche Jugendpflegerin im Bistum Eichstätt war. Dabei habe es keine Berührungspunkte zu den Diözesanheiligen gegeben, meint sie im Nachhinein: „Das möchte ich gerne aufbrechen.“ Deshalb freute sie sich letztes Jahr auch, dass sie bei ihrer Wanderung von Heidenheim nach Eichstätt ein Stück des Weges mit einem Vertreter des Bundes der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ) gehen konnte.

Von dem Tripp auf Walburgas Spuren „könnte ich tagelang erzählen“, sagt Gottschalk, die sich für die Aktion nicht nur kleidete wie zu Lebzeiten der Heiligen und sich selbst einen Pilgerstab schnitzte, sondern sich gründlich informierte über die Lebensumstände im 8. Jahrhundert, als Heidenheim Teil des Frankenreichs war, während Neumarkt beispielsweise unter slawischem Einfluss stand. Verstreut lebende, kleine Gemeinschaften von Christen habe es seinerzeit schon gegeben, erläutert Gottschalk. Bonifatius, Willibald und Walburga aber „haben den Apparat Kirche zu uns gebracht, haben Strukturen geschaffen. Mit den Klöstern kam Bildung, Heilkunde. Es kam einfach ganz viel Bewegung mit diesen englischen Missionaren.“

Es sei aber auch eine Zeit der Ernteausfälle, Naturkatastrophen und Hungersnöte gewesen. Wie in der gesamten Bevölkerung, habe man auch im Kloster „alle Kräfte auf das tägliche Überleben gerichtet“. Vor diesem Hintergrund, folgert Gottschalk, entstanden Doppelklöster, wie sie Walburga schon aus ihrer angelsächsischen Heimat kannte und später auch in Heidenheim führte. Ein Kloster, das allein auf die körperlichen Kräfte von Frauen setzen kann, mutmaßt die Referentin, wäre in den rauen Zeiten weit vor der Jahrtausendwende nicht überlebensfähig gewesen. 

So wie der Lauf der Sonne den Alltag in den frühen Klostergemeinschaften bestimmte, so gab das Stundengebet den geistigen Takt vor. Bonifatius und seine missionierenden Landsleute trafen auf Einheimische, die noch an Naturgeister glaubten, die sich in magischer Abhängigkeit von der Natur glaubten. „Und dann“, so beschreibt Gottschalk den Einzug des Christentums, „kommt da jemand, der sagt: ‚Ihr müsst keine Geister besänftigen, keine Opfer bringen. Aber ihr müsst lernen, mit den Kräften der Natur umzugehen‘.“ Auch, oder gerade heute ein missionarischer Gedanke, findet sie im Hinblick auf einen verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung.

Brücken zu bauen zwischen dem 8. und dem 21. Jahrhundert, das versuchte die Frauenseelsorge-Referentin immer wieder auf der Strecke von Heidenheim nach Eichstätt. Einen Weg, von dem sie nicht weiß, ob Walburga ihn einst tatsächlich gegangen ist. Plausibel erscheint es ihr aber durchaus, dass die Heilige ihren Bruder Willibald besuchen wollte. Und dafür einen Weg zu Fuß zurücklegte, der damals voller Gefahren war. Allenfalls in Solnhofen, so Gottschalks Überlegung, hätte sich eine Übernachtungsmöglichkeit geboten. Denn dort gab es im Gegensatz zu Eichstätt oder Heidenheim bereits ein aus Stein errichtetes Kloster. 

Auch wenn Walburga den Weg wohl nicht allein zurücklegte, eine mutige Frau muss sie allemal gewesen sein. Auf ihrer Überfahrt über den Ärmelkanal, so sagt die Legende, geriet das Schiff in Seenot. Die ganze Zeit über soll die junge Frau im Gebet kniend an Deck verbracht haben, bis das Schiff heil in den Hafen von Antwerpen einlief. Gottschalk betrachtet die Schilderung ganz pragmatisch: „Sie kannte die Psalmen und sie hat einfach das getan, was ihr in der Not half und Trost spendete. Dazu sind auch wir aufgerufen: In dem, was uns in Aufregung versetzt, zuversichtlich bleiben, sich Halt suchen, sich nicht verwirren lassen. 

Bei der nächsten Willibaldswoche möchte Gottschalk wieder in ihr Walburga-Gewand schlüpfen und im Kreise Gleichgesinnter pilgern. Aber auch bei anderen Gelegenheiten möchte die Frauenseelsorge-Referentin die Bistumspatronin in den Blick rücken. Ihr Wirken sei eine Einladung an alle Frauen im Bistum, sich einzubringen, „und natürlich auch an die Männer“. Die Geschwister Walburga, Wunibald und Willibald seien auf Augenhöhe gemeinsam unterwegs gewesen. „Und das ist gerade das Schöne in unserem Bistum: Dass da die Geschwisterlichkeit der Kirche zum Ausdruck kommt.“ 

Gabi Gess


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