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12.09.2022

Ein Mensch des Lächelns werden: Impuls für den Alltag

Bild: pixabay

„Papst des Lächelns“ – so wurde Johannes Paul I., jener Albino Luciani aus den italienischen Alpen, der 1978 für nur 33 Tage auf dem Stuhl Petri saß und zu Beginn des Monats in Rom selig gesprochen wurde. „Sanftmütig und demütig“ beschrieb Papst Franziskus seinen Vorgänger. Mit seinem Lächeln sei es ihm gelungen, "die Güte des Herrn zu vermitteln". Schön sei eine Kirche "mit einem heiteren, gelassenen und lächelnden Gesicht", erklärte der Papst bei der Feier der Seligsprechung. Ohnehin brauche es eine Kirche, „die ihre Türen nie verschließt, die die Herzen nicht verbittert, die nicht jammert und keinen Groll hegt, die nicht zornig und unduldsam ist, die sich nicht mürrisch zeigt, die nicht an Nostalgie nach der Vergangenheit leidet".

Wem von uns geht es manchmal nicht auch so: Ich kann mich gar nicht richtig freuen, weil es nicht so angenehm, so schön, so vollkommen wie früher war. Es schmeckte nicht so gut wie damals, war nicht so fröhlich und bunt wie ehedem, es kamen weniger Besucher wie einstmals. Warum kann nicht immer alles so bleiben, wie es war? „Früher war alles besser“ – manchmal ertappe ich auch mich dabei, wie ich mir das mit meinen noch nicht einmal 50 Lebensjahren denke. Doch wenn es früher besser war, muss es logischerweise jetzt schlechter sein: Ich erlebe einen Qualitätsverlust, kann mich nicht über Neues freuen und nehme mein Leben defizitär wahr. An allen Ecken und Enden fehlt etwas. Überall ist zu wenig da.

Auch in den Kirchen kennen wir es, wie gelitten wird: Es sind immer weniger Menschen, die kommen. Die Menschen glauben nicht mehr recht und halten sich kaum mehr an kirchliche Gebote. Die Volkskirche bricht zusammen. Das Interesse an der Kirche lässt ständig nach. Es gibt viel zu viele Austritte. Die Politik will den Einfluss der Kirchen beschneiden. Die Medien geben alles falsch wieder und verzerren. Auch Schuldige sind schnell gefunden: Die konservativen Hardliner oder die laxen Progressiven. Man könnte den ganzen Tag lamentieren, jammern und wehklagen – und dabei verbittern.

Jesus erzählte seinen Zuhörern einmal Gleichnisse, in dem es um das Sich-Freuen-Können geht: Ein Hirte geht einem seiner hundert Schafe, das verloren gegangen war, und findet es wieder. Er läuft zu seinen Freunden und Nachbarn und ruft: „Freut euch mit mir!“. Im anderen Gleichnis schildert uns Jesus eine Frau, die eines von zehn Stücken Silbergeld nicht mehr fand. Sie dreht alles in ihrem Haus um, bis sie das Geldstück entdeckt und läuft zu den Freundinnen und Nachbarinnen: „Freut euch mit mir!“ Da freut sich jemand über eines von zehn Münzen oder eines von hundert Schafen, statt zu sagen: Der Aufwand, lange zu suchen und dabei weitere Ausfälle zu riskieren, ist höher als der Ertrag. Ich schreibe den Verlust lieber ab, sammle und konzentriere mich und gehe zum Normalbetrieb über. Der Hirte und die Hausfrau sagen: Wir sind wieder vollständig, die aufwändige Suche hat sich gelohnt!

Als kirchlicher Mitarbeiter lese ich daraus den Auftrag, mich in meiner Arbeit nicht nur auf einen „heiligen Rest“ an treuen Schafen zu beschränken, die möglicherweise an „Nostalgie nach der Vergangenheit“ leiden, sondern auch die Verlorenen im Auge zu behalten, mich einzufühlen und mir zu überlegen, wie und wo sie wohl abhanden gegangen sein könnten. Und ich lerne auch daraus, mich dankbar zu freuen, wenn ich etwas wiederfinde, wenn ich jemanden ansprechen und begeistern wenn etwas geglückt und gelungen ist. Ich darf davon sogar weiter erzählen und dadurch vielleicht andere begeistern und mitreißen. Es ist das Kleine, das Abseitige, das verloren Geglaubte, das mich zur Heiterkeit bringt.

Sicherlich könnte ich auch jammern und mürrisch sein, weil nichts mehr läuft wie früher, weil nicht automatisch alle kommen und mit dabei sind, weil uns jemand verloren gegangen ist. Ich könnte einen Groll hegen, weil ich neue, vielleicht auch anstrengende Wege gehen muss, weil ich jemanden suchen und anderen hinterherlaufen muss. Doch gelingt mir meine Arbeit nicht viel leichter, wenn ich mit der Demut eines suchenden Hirten und der Sanftmut einer putzenden Hausfrau versuche, „die Güte des Herrn“ zu vermitteln? Dieser Johannes Paul I. kann auch mich dazu einladen, immer mehr ein Mitarbeiter, ein Mensch des Lächelns zu sein.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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"Dass uns Steine vom Herzen fallen" - Ostergruß 2022 der Dekanate Neumarkt und Habsberg

"Ausgeliefert?" - Impuls zum Gründonnerstag (14.4.2022)

 

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Freitag, 26. April
Bildungs- und Familienwochenende: Eine Einladung zum generationsübergreifenden Treffen
Ort: Jugendtagungshaus Schloss Pfünz
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„Kirche in der Welt von heute“: „Tag der Diakonin“
Ort: Wallfahrtskirche Mariä Namen - Trautmannshofen
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Wegweisung - Stärkung - Halt - Bibel teilen
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FUßSTERNWALLFAHRT ZUM EICHLBERG
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Sonntag, 05. Mai
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Nachprimiz in Berching von Thomas Büttel
Veranstalter: Pfarrei Berching
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Zum Glück gibt es Wege - Anselm Grün & Clemens Bittlinger
Ort: Pfarrheim St. Elisabeth Postbauer-Heng
Veranstalter: Pfarrei Postbauer-Heng
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ALLEIN UND GELASSEN - Abendmesse
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Ecclesia Neumarkt
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Samstag, 11. Mai
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Diözesaner Kinderchortag
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Sonntag, 12. Mai
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Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
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Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
19.30 Uhr
Benefizkonzert mit Wolfgang Buck - "Visäwie"
Ort: Evangelische Christuskirche Neumarkt
Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neumarkt
19.30 Uhr
Klassik im Kloster - Ein Abend mit Brahms
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten