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27.01.2023

Für die Menschen hier und heute - Ein Kommentar zu drei Jahren Corona-Pandemie

Bild: pixabay

27. Januar 2023 – Drei Jahre ist es nun her, dass erstmals in Deutschland bei einem Menschen das Corona-Virus festgestellt wurde. In unserem Beusstsein tritt die Pandemie mit all ihren Umständen, Belastungen und Ausiwkrungen langsam wieder in den Hintergrund. Aber niemand wird leugnen, dass das Virus nicht tiefe Spuren in unserer Gesellschaft hinterlassen hat. Wie alle Lebensbereiche waren auch unsere Glaubenspraxis und das Miteinander in der Kirche schweren Belastungen ausgesetzt. Lässt sich nach genau drei Jahren Corona eine vorsichtige Bilanz ziehen?

Feststeht, dass es wie in der übrigen Gesellschaft auch unter den Kirchenmitgliedern sowie unter kirchlichen Amtsträgern und Mitarbeitern Personen gab, die die Bedrohung durch das Virus abstritten und leugneten. Auch in der katholischen Kirche gab es einige, die sich nicht an die Corona-Maßnahmen hielten oder diese ständig unterliefen. Vor allem als die Krankheit noch wenig erforscht war und noch nicht ausreichend Schutzvorkehrungen vorhanden waren, galt die Devise: "Gerade aus Sorge um meine Mitmenschen müssen wir verzichten und Abstand halten." Das traf die um Begegnung und Gemeinschaft sorgeneden Kirchen bis ins Mark. Dass vor allem Geweihte und Laien aus einem konservativ-traditionellen Spektrum diesen Grundsatz nicht akzeptieren kontnen und teils auch gemeinsame Sache mit den abstrusen Theorien der Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner machten, riss tiefe Gräben in die Pfarreien und kirchlichen Gemeinschaften. Gerade in Zeiten des Lock-Downs und anderer Corona-Schutzmaßnahmen wurde deitlich: Es gibt eine kleine, durchaus nicht leise und sehr selbstbewusste Minderheit, die sich vor allem um das katholische Profil und um den korrekten Vollzug von Ritualen und Geboten sorgt, aber zu pastoralem Handeln, zu einer Hinwendung zu den Fragen, Sorgen und Nöten der Menschen nicht in der Lage ist. Die einzlne Person in ihren Krisen wahrzunehmen und über die altbekannte und durchaus altbewährte sakramentale Versorgung hinaus Hoffnung und Trost, Hilfe und Beistand zu vermitteln, war das Gebot der Stunde.

Viele Pfarrgemeinden und kirchlichen Einrichtungen entwickelten pfiffige, kreative und innovative Ansätze, um mit den Menschen in Berührung zu treten: Die Einladung zu Hauskirche, eine indivduelle Speisensegnung unter dem freien Himmel, geöffnete Kirchen, neue Open-Air-Formate schaffte eine Verbindung zwischen den von der Pandemie gebeutelten Menschen und ihrer Religion bzw. ihrer Kirche. Wir konnten sehen, dass digitale Formate nach zwei Jahren Corona auch an ihre Grenzen stießen und sich die Menschen nach persönlicher Begegnung und mit allen Sinnen gelebter Gemeinschaft sehnen. Wer aber die pastorale Herausforderung annahm, um zu den Menschen zu gehen, der wird auf Interesse gestoßen und in seinem Tun, in seinem Dienst bestärkt worden sein. Dort wo nicht nur der Rückzug auf Liturgie und Sakramentenspendung der Inhalt des pfarrlichen Lebens ist und den Menschen unterschiedliche, vielfältige Berührungspunkte angeboten werden, sind Pfarreien und kirchliche Gemeinschaften breiter aufgestellt und besser für die Zukunft gerüstet. gerade im ländlichen Bereich, wo oftmals der Gottesdienstbesuch die einzige Möglichkeit bleibt, um mit Kirche in Berührung zu kommen, sind die wegbleibenden Menschen nach drei Jahren Corona ein besonders harter Einschnitt. Wir müssen daher auch in Zukunft – also über die Pandemie hinaus – für mehr Lebensnähe und Vielfalt, Kooperation und Vernetzung sorgen. Eine patorale Monokultur, die allein auf die Mitfeier der sonntäglichen Eucharistie fixiert ist, wird den Menschen mit ihren Fragen und Anliegen kaum mehr eine Hilfe sein können.

Die Corona-Zeit öffnete uns auch die Augen, wem es ein bewusstes Anliegen ist, pfarrliche Gemeinschaft zu leben, Gottesdienst zu feiern und sich für das kirchliche Leben zu engagieren. Immer mehr wird deutlich: Die, die jetzt (noch) da sind, kommen gerne und bewusst. Sie engagieren sich aus Überzeugung oder geben ganz bewusst Geldspenden. Das Bröckeln unserer volkskirchlichen Strukturen hat sich in den letzten drei Jahren beschleunigt. Sicherlich dürfen wir auch in Zukunft "Kirche für das Volk" sein und sollten nicht nur nach einem "heiligen Rest Überzeugter" oder einen "harten Kern besonders Frommer" schielen. Aber es wurde uns in den letzten Jahren deutlich: Wer nur konsumiert und sich als Mitglied in einem Verein versteht und ständig Anspruch auf die dauerhafte Fortsetzung einer bestimmten Service-Leistung erhebt, wird nur wenig zu einem lebendigen Glauben in Familien und Gemeinschaften oder zum Weitertragen der Frohen Botschaft beitragen können.

Ob es daher helfen wird, wenn demnächst wieder die Freistellung von der Sonntagspflicht entfällt? Mit diesem so katholischen Merkmal – , dass die sonntägliche Mitfeier der Eucharistie eine Pflicht ist – lässt sich wohl auch zukünftig kaum mehr ein Staat machen: Schon vor dem Corona-Lockdwon besuchte ja nur eine Minderheit unter den Katholiken den Sonntagsgottesdienst. Die Liturgie war also schon zuvor nicht mehr der Ort, an denen die Menschen Trost, Halt und Erfüllung finden konnten. In unseren Pastoralräumen wird vor allem dafürgesorgt, dass nach ausgeklügelten Systemen an möglichst vielen Orten die heilige Messe gefeiert werden kann. Nach der Qualität, der Nachhaltigkeit, der Lebensnähe aber wird nur selten gefragt. Bei geringen Besucherzahlen, schwer verständlichen Texten, mittelmäßiger Musik und unterdurchschnittlichen Predigten haben sich nicht nur die Kinder und Jugendlichen schon längst aus unseren Gottesdiensten, sondern auch die Menschen mittleren Alters und viele Senioren. Es müsste uns vielmehr darum gehen, wie eine Eucharistiefeier oder auch ein anderes gottesdienstliches Angebot zum Mittelpunkt des Sonntags werden kann und jung und alt einlädt, an diesem freien Tag die Begegnung mit dem eigenen Glauben und mit ihrem Gott zu suchen. Wie kann in einer zunehmend säkularen Gesellschaft eine Sonntagskultur aussehen? Wie kann der Glaube in den Familie während des Kirchenjahres gelebt werden? Wie finden Menschen mit ihrer Lebenswelt in der Gemeinde und in der sonntäglichen Liturgie ihren Platz? Die Beantwortung dieser Fragen dürften wohl wichtiger sein als das Wedeln mit einer längst nicht mehr ernstgenommenen Pflicht.

Sich den Menschen und ihren Fragen und Nöten zuzuwenden, ihre Sprache zu sprechen, Gemeinschaft spürbar zu erleben, das Leben miteinander zu teilen, zeitgemäße Formen der Glaubenspraxis zu entwickeln – das sind alles keine neuen Ansprüche an die Pastoral von heute. Die Corona-Pandemie hat uns dafür aber wieder die Augen geöffnet. Der Rückzug auf Gottesdienst und Sakramente, auf alte Rituale und einen unaufgebbaren Wesenskern wird sicherlich das katholische Profil stärken. Aber ob die Frohe Botschaft die Menschen von hier und heute damit wirklich erreichen kann?

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

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