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06.04.2023

Grabesruhe - Ein Impuls zum Karsamstag

Foto: Florian Neuner/pfarrbriefservice.de

Wenn man die Stufen des Neumarkter Mariahilfbergs hinaufgeht, kommt man an einer kleinen Kapelle vorbei, in der sich eine Darstellung des heiligen Grabes befindet. An den Kartagen ist sie meist geöffnet. Als wir uns als Kinder dort hineintrauten, hatte dies etwas mit Mut zu tun: Wir zwar waren neugierig und interssiert, gleichzeitig fanden wir es dort immer auch etwas zum Gruseln. Dass Jesus in ein Grab gelegt wurde, ließ uns als Kinder nicht einfach kalt, war faszinierend und abschreckend zugleich. Doch es ist eine Tatsache: Der Sohn Gottes, der an Weihnachten von den Engeln als Retter und Erlöser angekündigt worden war und wenige Tage zuvor in Jerusalem als Davidssohn und König willkommen geheißen wurde, liegt nun in einem Grab – wie alle Menschen.

Wenn wir die Chronologie der biblischen Überlieferung ernst nehmen, dauerte es wohl keine 48 Stunden, bis Jesus von den Toten erweckt wurde. Da erschien er schon wieder seinen Freunden und Jüngern, um sie zu treffen, mit ihnen zu essen und zu reden, ihnen Aufträge mit auf den Weg zu geben. Kein Wunder, dass sie verwirrt waren und sich überrumpelt fühlten. Wie lange es doch dauert, bis wir den Verlust eines Angehörigen oder lieben Freundes verkraften können. Die Trauer um einen Menschen ist nicht innerhalb weniger Tage zu bewältigen. Manche betrauern sogar ihr restliches Leben lang die Mutter oder den Vater, den Partner oder die Partnerin, ein früh verstorbenes Kind, die eigenen Geschwister. Wie wichtig doch eine angemessene Trauerkultur sein kann!

Ich erlebe unsere Kirche zur Zeit in einer ähnlichen Phase: Ständig trauern wir darüber, dass nichts mehr ist „wie früher“: keine Lebendigkeit, keine vollen Gotteshäuser, keine Kinder und Jugendlichen mehr in unseren Gottesdiensten, keine Priester- und Ordensberufungen mehr. Vielleicht müssen bald sogar Pfarrheime, Kirchen und Kapellen geschlossen werden. Wir spüren, dass die Volkskirche, so wie wir sie bisher kannten und sie uns unser Leben lang prägte, ihrem Ende entgegengeht oder schon am Sterben ist. Wir können nicht einfach unseren (kirchlichen) Alltag so fortsetzen, als wäre nichts geschehen. Da muss Platz sein zum Trauern und Beweinen, zum Erinnern und Danken, zum Loslassen und Verabschieden. Es ist schmerzhaft, auf etwas verzichten zu müssen,was uns lieb und teuer geworden war.

Natürlich kann die österliche Botschaft nicht nur jedem oder jeden einzelnen, sondern auch uns als Gemeinschaft der Kirche Mut machen: Jesus steigt aus dem Grab heraus und lebt! Auch wenn seine Wundmale noch zu sehen sind, so ist es doch nicht das gleiche Leben wie vor seinem Tod. Er ist nicht mehr ständig präsent, er teilt mit seinen Jüngern und Freunden nicht mehr den Alltag. Die Evangelium schildern es uns so: Er konzentriert sich auf das Wesentliche, auf wenige Gespräche, Aufträge, Zeichen und Wunder. Manchmal wird ja auch von einem „verklärten Leib“ gesprochen. Fakt ist: Das bisherige Leben eines Wanderpredigers, der durch das Land zieht und die Menschen um sich sammelt, wird nicht einfach fortgesetzt. Auch die Jesus-Bewegung wandelt sich: von Schülern und Zuhörern, zu gesandten Zeugen.

Ob es nun drei Tage sind oder 48 Stunden oder noch weniger: Die Zeit der Grabesruhe braucht es wohl, damit Neues wachsen und entstehen kann. Es braucht Abstand und Ruhe, Innehalten und Durchschnaufen, Trauern und Wehklagen, Abschiednehmen. So kann die Fäigkeit, neue Wege zu gehen, wachsen und reifen. Ohne den Karsamstag können wir nicht über unsere Verluste hinwegkommen und neue Schritte wagen. Er gehört zum Mensch-Sein, aber auch zu unserem Kirche-Sein dazu.

Als engagierte Christen dürfen, ja sollen wir ruhig trauern um das, was wir derzeit verlieren, was alles kaputtgeht und ausschleicht. Denn darin kann auch die Kraft zu einem Neubeginn liegen: Es wird weitergehen – auch für die Kirche. Anders als zuvor. Mit neuem Blick auf die wesentlichen Dinge. Und mit uns als gesandten Zeugen. Vielleicht kann mir das Verweilen an einem Grab neue Kraft und neuen Auftrieb geben.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

 

 

Die nächsten Termine

Montag, 20. Mai
09.30 Uhr
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
19.00 Uhr
Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Mittwoch, 12. Juni
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Samstag, 15. Juni
10.00 Uhr
Samstag, 22. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 24. Juni
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 29. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
18.30 Uhr
Festtag "Heilige Peter und Paul" - Stadtkirchen-Gottesdienst
Ort: Pfarrkirche St. Martin Pölling
Veranstalter: Katholische Kirche Neumarkt - Projektbüro "Stadtkirchenkonzept Neumarkt"