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06.04.2020

Inne halten: "Auf ihn sollt ihr hören!"

Foto: pixabay

Neumarkt (dbnm) - Clemens Bombeck, beliebter Neumarkter Ruhestandsgeistlicher und Fachmann für katholisches Kirchenrecht, beschäftigt sich mit der Frage, wie man in diesen Tag Gott begegnen kann und was unter "Kommunion des Wortes" zu verstehen ist.


Dieser Tage fand ich in einer unserer lokalen Zeitungen einen Artikel, der mich - einen Westfalen in der Oberpfalz  - schmunzeln ließ: „Bleibt’s dahoam, halt’s zam und schaut‘s im Herbst wieder vorbei!“ Also, dachte ich mir, da gehen wir jetzt in dieser Zeit der Coronaepidemie auf „Tauchstation“, bis dann im Herbst alles wieder vorbei ist. Für mich als Alleinlebender (kirchlich „Zölibatärer“ genannt) ist es kein großes Problem, für eine gewisse, eventuell auch unbegrenzte Zeit allein zu sein in den eigenen vier Wänden; aber für die meisten unter uns (Eheleute, Familie, …) dürfte dies mitunter schon sehr schwierig werden.

Die verordneten Einschränkungen und Quarantänemaßnahmen führen leider auch dazu, dass es momentan keine Eucharistiefeiern und andere liturgische Feiern gibt; selbst die Gottesdienste der Karwoche und des Osterfestes dürfen nicht stattfinden. Ein Stichwort macht jetzt die Runde: „Geistige Kommunion“. Den Allermeisten ist dieser Begriff fremd; die Älteren unter uns erinnern sich wohl noch an ihren Katechismusunterricht: Da lernten wir: „Wer das heiligste Sakrament nicht leicht wirklich empfangen kann, möge es wenigstens geistigerweise empfangen, indem er das Verlangen nach der heiligen Kommunion erweckt (geistige Kommunion).“ (siehe. „grüner“ Katechismus!).

Nahezu alle akzeptieren die Weisungen des Bischofs und des Generalvikars. Einige tun sich mit diesen Entscheidungen allerdings sehr schwer. Das katholische Kirchenrecht der Kirche ist eindeutig: „Die Gläubigen haben das Recht, aus den geistlichen Gütern der Kirche, insbesondere dem Wort Gottes und den Sakramenten, Hilfe von geistlichen Hirten zu empfangen.“ (can. 213 CIC). Neben dieser Grundnorm ist allerdings gerade in diesen Tagen auch zu berücksichtigen: „Bei der Ausübung ihrer Rechte müssen die Gläubigen sowohl als einzelne wie auch in Vereinigung auf das Gemeinwohl der Kirche, die Rechte anderer und ihre eigenen Pflichten gegenüber anderen Rücksicht nehmen“ (can. 223 §1 CIC). „Der kirchlichen Autorität steht es zu, im Hinblick auf das Gemeinwohl die Ausübung der Rechte, die den Gläubigen eigen sind, zu regeln“ (can. 223 § 2 CIC). Das Recht auf den Empfang von Sakramenten ist also kein absolutes Recht.

Denen, die in diesen Tagen darunter leiden, dass sie keine Messe „haben“ und diese mitunter sehr massiv und zuweilen auch mit viel Emotionen von ihren Priestern einfordern, ist es nicht getan, wenn man ihnen mit Hinweisen auf das Kanonische Recht kommt. Die Not ihrer Seele dürfte damit wohl nicht gemindert oder gar beseitigt werden. Dennoch muss niemand auf die „Kommunion“ verzichten! Eine provokative Aussage? Ich glaube nicht, wenn wir der Stimme Gottes auf dem Berg der Verklärung folgen: „… auf ihn sollt ihr hören!“ (Mt 17,5) oder dem Rat der Gottesmutter folgen: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5).

Die Feier der heiligen Messe ist ohne Zweifel die höchste Form unseres Lebens mit dem Herrn. Hierbei haben wir aber stets zu bedenken, dass es bei dieser Feier nicht allein auf den Empfang der Eucharistie ankommt. Nicht nur die „Kommunion des Brotes“ vereint uns mit dem Herrn, sondern in gleicher Weise auch die „Kommunion des Wortes“. Schon der heilige Augustinus stellt das Wort dem eucharistischen Brot gleich, wenn er sagt: „Wer das Wort des Herrn achtlos beiseitelegt oder gering schätzt, gleicht jemandem, der bei der Feier der Eucharistie das Brot des Herrn achtlos auf den Boden fallen lässt.“

In der Schrift finden wir sechs Worte des Herrn, die uns helfen, mit ihm und durch ihn mit dem Vater ständig vereint zu sein, d.h. in Communio mit IHM zu sein.

1. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23). Es kommt darauf an, unabhängig von und mit anderen Gott zu lieben, die Einheit (Communio) mit ihm ständig zu leben; dann ist ER in mir.

2. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40). In der (tätigen) Liebe dem Nächsten gegenüber erfahren wir die Gemeinschaft mit Christus. Wir „kommunizieren“ ihn also im Nächsten.

3. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“  (Mt 18,20). Wenn die vorbehaltlose Liebe zum Nächsten so von dem anderen erwidert wird, wie Jesus es vorgelebt hat, führt diese gegenseitige Liebe zur Einheit in Ihm, ist ER in ihrer Mitte. Auch das ist „Kommunion“.

4. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten“ (Joh 14,24). „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger“ (Joh 8,31). Das Wort leben, es zum Gestaltungsprinzip des Lebens machen: dies führt zur Einheit mit Ihm, zur Communio. Das gelebte Wort ist ER in mir, in meinem Denken und Handeln; und so wirkt der Herr durch mich hinein in die Welt. Das Leben aus dem Wort führt zur Präsenz des Herrn in mir und im Leben mit den anderen zur Präsenz des Herrn unter uns.

5. „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk 10,16). Die Communio des Herrn wird sodann in einer besonderen Weise erfahrbar in jenen, die ER in seinen Dienst gerufen hat. Sie handeln nicht im eigenen Namen, sondern fragen nach dem Willen Gottes. Ihre Sorge um den Menschen ist dann eingebunden in das, was vor Gott gut ist. Im Vertrauen auf Gottes Wirken dürfen wir die jetzt in der schwierigen Zeit getroffenen Entscheidungen der Hirten annehmen und leben.

6. „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,48) – „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“ (Joh 6,51). Die Gegenwart des Herrn in seiner Eucharistie ist die uns vertrauteste Weise der Communio: ER in mir und uns - und so ich und wir in IHM! So real wir das Brot essen, so real gehen wir im eucharistischen Mahl in IHM auf.

Diese sechs Weisen seiner Gegenwart, durch die wir Communio (Gemeinschaft) mit Ihm haben, können uns jeden Tag, ja jeden Augenblick mit Christus vereinen. Sie sind gleichsam der permanente „Kommunionempfang“. Sich in diesen Tagen allein auf den Empfang der (eucharistischen) Kommunion zu konzentrieren und diese von Bischof und Priestern einzufordern, missachtet die anderen Weisen seiner Gegenwart, d.h. die anderen fünf Kommunionen, durch die ER ebenfalls voll und ganz sich mit uns und ich und wir mit ihm „vereinen“.

Ein Blick in die Geschichte: Über viele Jahrzehnte mussten unsere Schwestern und Brüder in Korea angesichts der großen Christenverfolgung ohne Bischöfe und Priester und damit auch ohne die Eucharistie leben. Die Kirche ging nicht unter, denn die Christen lebten in dieser Zeit der Bedrängnis aus der Gegenwart des Herrn in den anderen Weisen seiner Gegenwart. ER ist gegenwärtig - nicht nur in der Eucharistie, sondern auch in den anderen genannten Weisen. In ihnen haben wir immer Kommunion mit dem und „ganzen“ Christus. Er ist der eine Christus in seiner Eucharistie, wie auch in den anderen Weisen. „Qualitätsunterschiede“ in seiner Gegenwart und Kommunion mit uns gibt es nicht. Den „Christus in der Eucharistie“ kann man nicht gegen den „Christus im Wort“ oder den „Christus im Anderen“ austauschen.

Passen Sie gut auf sich auf!

Ihr Clemens Bombeck

 


In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:

3.4.2020 - INNE HALTEN - "Gemeinschaft und Individualität..." von Stefan Wingen

1.4.2020 - INNE HALTEN - "Berühren, aber nicht anfassen!" von Christian Schrödl

30.3.2020 - INNE HALTEN - "Risikopatient Kirche?" von Christian Schrödl

28.3.2020 - INNE HALTEN - "Öffne deine Sinne!" von Klaus Eifler

26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl

19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag

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