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21.04.2020

INNE HALTEN in der Krise: Ein Virus, der auf die Sprünge hilft

Neumarkt/Postbauer-Heng (dbnm) - Postbauer-Hengs Pfarrer Markus Fiedler überlegt sich in seinem Beitrag, welche Botschaft er aus der Zeit der Corona-Pandemie für die Zukunft mitnimmt.


Ein Virus, der auf die Sprünge hilft

Wenn ich derzeit in die kirchliche Landschaft schaue, dann stelle ich einen weitgehenden Stillstand des pfarrlichen Lebens fest: Die Pfarrheime sind geschlossen, Gruppenstunden, Chöre, Seniorentreffs, KAB-Versammlungen – all das findet derzeit nicht statt. Und: Auch unsere Gottesdienste werden nur nichtöffentlich gefeiert. In der öffentlichen Wahrnehmung wird Kirche höchstens am Rande mal gestreift.

Das ist der eine Befund, der andere lautet: Viele kirchlich Engagierte ziehen sich keineswegs zurück sondern suchen ziemlich kreativ nach Lösungen für die Frage, wie es gelingen kann, auch in Corona-Zeiten die vier kirchlichen Grunddienste (Martyria, Diakonia, Leiturgia und Koinonia) zu leben.

Diakonia: Hier haben sich vielerorts Einkaufsdienste etabliert, hier in Postbauer-Heng organisiert die Pfarrei in Zusammenarbeit mit der evangelischen Gemeinde die Verteilung von (Schutz)Masken, die Nachbarschaftshilfen leisten Großartiges und Kontakte zu betagten Menschen werden intensiv gepflegt. Hier seien auch die Initiativen erwähnt, die es vor Ostern schafften, Menschen vor Ostern mit Osterkerzen und Co zu beschenken und so signalisierten: Ihr seid nicht allein, wir denken an euch.

Martyria: Die Osterbotschaft zu verkünden gelingt derzeit fast nur über die Medien, althergebrachte wie die Zeitungen oder das Fernsehen oder „neue“ wie die verschiedensten Kanäle im weiten Feld des Internets.

Leiturgia: Bei geschlossenen Kirchen versammeln sich die Hautberuflichen der Seelsorgeteams derzeit zu den sonntäglichen Gottesdiensten. Vielerorts hat sich das Angebot eines Live-Streams zu den Gottesdiensten etabliert und wird gerne angenommen. Gerade an den österlichen Tagen gelang es so, Menschen vor den Bildschirmen in die Feiern in den Kirchen mit hinein zu nehmen. Ganz viele Menschen meldeten ihre Dankbarkeit dafür, wenigstens so Ostern mitfeiern zu können. Einige erzählten gar, noch nie so intensiv Ostern gefeiert zu haben wie eben 2020. Neben diesem Onlineangebot gibt es eine Vielzahl von Vorschlägen für Hausgottesdienste in der Familie, der Hausgemeinschaft oder alleine.

Koinonia: Wie geht es christliche Gemeinschaft zu leben, wenn man sich nicht sehen kann? Dieses Problem bedrückt viele, die im Dienst der Kirche stehen. Manche intensivieren die Telefonseelsorge, andere nutzen Plattformen wie Zoom, Meet oder Teams, um „onlinetaugliche“ Menschen zusammenzubringen. Dennoch liegt dieses Feld derzeit zum Leidwiesen vieler brach, alle virtuellen Treffen sind nur Notlösungen.

Nach intensivem Nachdenken über diese Befunde drängen sich mir folgende Gedanken auf: Virtualisierung von Kirche und Glaube ist keine Zukunftsstrategie sondern Notlösung in extremen Zeiten. Seelsorge braucht den persönlichen Kontakt, Verkündigung ist ein Wechselspiel zwischen Verkündiger und Hörendem, Nächstenliebe braucht Zeichen der Nähe. Und echte Gemeinschaft entsteht nur, wenn ich anderen wirklich begegnen. Ganz zu schweigen von der Liturgie, die Kommunikation pur ist und durch die Livestreams extrem priesterzentriert aufgeladen wird. Gut: Corona legt schonungslos offen, wie rückständig Kirche in der Nutzung der „neuen“ Medien im Dienst der Verkündigung oft noch ist. Seit Wochen ist ein wahrer Digitalisierungsschub – nicht nur im kirchlichen Bereich – zu beobachten, der sicher für die Zukunft von Kirche bedeutsam sein wird.

Dennoch beschleicht mich ein leicht mulmiges Gefühl angesichts dieser Realitäten. Kann es sein, dass wir Seelsorgenden gerade merken, ein ganz wichtiges Feld über Jahre hin vernachlässigt zu haben: nämlich Getaufte und Gefirmte zu befähigen, aus der Tauf- und Firmgnade heraus die vier kirchlichen Grunddienste zu leben und zu gestalten? Eine Monokultur und erdrückende Dominanz der sonntäglichen Eucharistiefeier hat es nahezu verunmöglicht, das Konzept von Hauskirche und kleinen christlichen Gemeinschaften als essenziell für die Zukunftsfähigkeit von Glaube und Kirche zu installieren. Und nun, wo die Bewährungsprobe für eine solche Art des Christ-Seins da ist, merke ich schmerzhaft: Jetzt komme ich an die Leute kaum heran.

In meinen Augen verschärft Corona die Krise der Kirche in unserem Land dadurch, dass die nun schon langjährige gottesdienstliche Monokultur der Eucharistiefeier in vielen Pfarreien sich als ebenso anfällig erweist wie die großen Fichten- und Kiefernmonokulturen angesichts des Klimawandels. Diversifizierung ist auch hier „bei Kirchens“ das Gebot der Stunde, um in den Stürmen oder Trockenperioden der Zeit durchzuhalten. Wichtigste Kraftquelle ist die Gestaltung des Lebens aus der Kraft des Wortes Gottes und des Gebetes: Viele kleine Inseln, in denen Menschen sich um Gottes Wort versammeln und versuchen, ihren Alltag aus diesem Wort zu leben. Im Grunde genommen ist das nichts Neues, aber ein kleines Virus hilft uns hoffentlich endlich auf die Sprünge!

Passen Sie gut auf sich auf!

Ihr Pfarrer Markus Fiedler, Postbauer-Heng

 


In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:

15.4.2020 - INNE HALTEN - "Augen und Herzen neu öffnen" von Christian Schrödl

9.4.2020 - INNE HALTEN - "Von guten Mächten..." von Klaus Eifler

6.4.2020 - INNE HALTEN - "Auf ihn sollt ihr hören!" von Clemens Bombeck

3.4.2020 - INNE HALTEN - "Gemeinschaft und Individualität..." von Stefan Wingen

1.4.2020 - INNE HALTEN - "Berühren, aber nicht anfassen!" von Christian Schrödl

30.3.2020 - INNE HALTEN - "Risikopatient Kirche?" von Christian Schrödl

28.3.2020 - INNE HALTEN - "Öffne deine Sinne!" von Klaus Eifler

26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl

19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag

 

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