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15.04.2020

Inne halten: Wie Emmaus-Jünger Augen und Herzen neu öffnen

Bild: Günther Jakobs, Erstkommunion-Aktion 2013, www.bonifatiuswerk.de In: Pfarrbriefservice.de

Neumarkt (dbnm) - Der Neumarkter Theologe Christian Schrödl, seit 2013 Dekanatsreferent der beiden Dekanate Neumarkt und Habsberg, hat sich intensiver mit den beiden Emmaus-Jüngern beschäftigt und überlegt, was Kirche in der derzeitigen Corona-Krise von ihnen lernen kann.


Zwei Jünger verlassen im Morgengrauen Jerusalem: Zu zweit , so wie wir das derzeit auch tun müssen. Die Katastrophe mit der Kreuzigung und die verstörenden Nachrichten vom leeren Grab stecken ihnen noch tief in den Knochen. Sie machen sich lieber aus dem Staub. Es ist einfach zum Davonlaufen! Was bisher gewiss war und worauf sie ihre Hoffnungen setzen, ja sogar ihr bisheriges Leben wurde zu Grabe getragen.

Können wir als Pfarrgemeinden, katholische Verbände oder kirchliche Einrichtungen derzeit nicht auch ähnliche Erfahrungen machen? Wie wollen wir mit dieser Isolation, mit der Bedrängnis und auch mit der Störung des gewohnten Betriebes umgehen? Was sollen wir tun?

Eine Möglichkeit sind Gottesdienste, die zum Live-Streaming im Internet zur Verfügung gestellt werden. Pfarreien, die sich hier engagieren, erhalten unheimlich viel positive Rückmeldungen auf dieses Angebot. Es tut in den Tagen der Krise gut, ein Lebenszeichen der eigenen Pfarrgemeinde, des Pfarrers wahrzunehmen und sich in die kirchliche Gemeinschaft eingebunden zu wissen.

In der Vielzahl der Fernsehgottesdienste und Streaming-Angebote dürfte doch für jede(-n) etwas dabei sein! Selbst ältere Menschen sind innerhalb weniger Tage zu regelrechten Experten geworden, wo und wann genau für sie das beste Angebot auf dem Schirm oder im Netz zu konsumieren ist. Nicht jede(-r) erlebt den Verzicht auf die sonntägliche Eucharistie für sich als tragischen Verlust. Live-Streaming – eine Alternative für die Zeit nach Corona? Wohl nur bedingt, stärkt diese Möglichkeit doch – bei allen unbestrittenen Vorteilen – auch die Versorgungsmentalität und lähmt die Mitverantwortung des Einzelnen für die Feier der Gottesdienste. Der Priester und ein paar Haupt- und Ehrenamtliche haben technisch und inhaltlich einiges aufzubieten, um die Netzgemeinde bei Laune zu halten… Und übrigens: Kann ein youtube-Stream unsere Sehnsucht nach Gemeinschaft wirklich stillen?

Ja, es ist gut, auch in Zukunft etwas für Alte und Kranke zu Hause, für die Suchenden und Distanzierten anzubieten. Aber das darf uns nicht davon abhalten, vor Ort für eine erlebenisstarke und lebensnahe Liturgie zu sorgen. Vielleicht braucht es bei unseren Gottesdiensten zukünftig mehr Qualität statt Quantität.

In großer Zahl bieten Diözesen, Pfarrgemeinden und andere kirchliche Einrichtungen – wie auch das Dekanatsbüro Neumarkt – online Möglichkeiten für Hausgottesdienste und das persönliche Gebet daheim an. Viele Gläubige schätzen die Anregungen für die private Glaubenspraxis zu Hause, die oftmals sehr lebensnah, liebevoll gemacht und gut verständlich sind. was für ein Segen doch solche Angebote sind! Der erzwungene Rückzug ins Private führt auch zu einer Wertschätzung der Idee von der „Hauskirche“, „wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind“. Der aus Neumarkt stammende Fribourger Moraltheologe Daniel Bogner regte sogar an: „Mit denen das Herrenmahl feiern, die nun Schicksalsgenossinnen und -genossen sind im Exil von Haus und Heim. Es dort feiern, wo das als eine gemeinsame Praxis auch wirklich möglich ist, anstatt Mitte und Höhepunkt des Glaubens zu delegieren oder zu konsumieren.“ Doch sind wir ehrlich: Kann das funktionieren, wenn eine Lebensgemeinschaft zuhause nicht gleichzeitig auch eine Glaubensgemeinschaft ist, wenn man selbst in einer Familie nicht über Glaubensthemen ins Gespräch kommen kann, wenn es keine gemeinsame religiöse Praxis gibt?

Ja, die Impulse für eine „Hauskirche“ und die persönliche Spiritualität sind wichtig und hilfreich – und notwendig über die derzeitige Krise hinaus. Vielleicht nehmen wir den Impuls mit, in unseren Pfarrgemeinden und kirchlichen Organisationen mehr in die Hauskirche zu investieren. Und vielleicht verlieren wir die Angst, dass auch ohne engmaschige sakramentale Versorgung gläubige Menschen in Berührung mit Gott kommen können. 

An dieser Stelle sind die konkreten Hilfsangebote und Unterstützungsdienste, die Orte praktizierter Nächstenliebe und nachbarschaftlicher Aufmerksamkeit noch gar nicht vertieft. Und auch die Kraft, die darin stecken kann, sich (regelmäßig) mit dem Wort Gottes, mit der Bibel, auseinander zu setzen, sei hier nur am Rande erwähnt.

Wir können in diesen Tagen nur erahnen: Der schnellen Rückkehr zur üblichen Gottesdienstordnung und zur gewohnten Schwerpunktsetzung „Sonntagsmesse – Erstkommunion-/Firmvorbereitung – Pfarrfest“ dürfte die Zukunft wohl kaum gehören.

Kleopas und sein Freund kehren verändert aus Emmaus zu den übrigen Jüngern nach Jerusalem zurück. Tatsächlich: Es ist nichts mehr, wie es vorher war. Die Begegnung mit Jesus auf dem Weg, mit seinem Wort und mit dem gebrochenen Brot haben ihnen die Augen und Herzen neu geöffnet. Ist das nicht eine ermutigende Erfahrung?

Passen Sie gut auf sich auf!

Ihr Christian Schrödl

 


In der Reihe "INNE HALTEN" wurden zuletzt veröffentlicht:

9.4.2020 - INNE HALTEN - "Von guten Mächten..." von Klaus Eifler

6.4.2020 - INNE HALTEN - "Auf ihn sollt ihr hören!" von Clemens Bombeck

3.4.2020 - INNE HALTEN - "Gemeinschaft und Individualität..." von Stefan Wingen

1.4.2020 - INNE HALTEN - "Berühren, aber nicht anfassen!" von Christian Schrödl

30.3.2020 - INNE HALTEN - "Risikopatient Kirche?" von Christian Schrödl

28.3.2020 - INNE HALTEN - "Öffne deine Sinne!" von Klaus Eifler

26.3.2020 - INNE HALTEN - "Kommunionhelfer gebraucht?!" von Christian Schrödl

19.3.2020 - INNE HALTEN - Christian Schrödl zum Josefstag

 

Die nächsten Termine

Montag, 20. Mai
09.30 Uhr
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 25. Mai
09.00 Uhr
Klostertag: ein spirituell-ökologisches Konzept kennenlernen
Ort: Kloster Plankstetten - Gäste und Tagungshaus
Veranstalter: Benediktinerabtei Plankstetten
Montag, 03. Juni
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Ökumenisches Friedensgebet
Ort: Pfarrheim St. Willibald Woffenbach
Veranstalter: Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit
Donnerstag, 06. Juni
14.30 Uhr
Jugendseelsorgekonferenz der Dekanate Habsberg und Neumarkt
Ort: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
Samstag, 08. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Sonntag, 09. Juni
15.00 Uhr
"Duo Hymnus" : Sopran & Orgel
Ort: Pfarrkirche St. Petrus Kastl
Veranstalter: Pfarrverband Illschwang-Kastl-Ursensollen
Mittwoch, 12. Juni
19.00 Uhr
Herr lehre uns beten - Beten neu entdecken
Ort: Caritas Seniorenheim St. Franziskus
Veranstalter: Pfarrei Berching
Samstag, 15. Juni
10.00 Uhr
Samstag, 22. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
Montag, 24. Juni
20.00 Uhr
Wegweisung - Stärkung - Halt
Veranstalter: Pfarrei St. Johannes Neumarkt
Samstag, 29. Juni
09.30 Uhr
10.00 Uhr
18.30 Uhr
Festtag "Heilige Peter und Paul" - Stadtkirchen-Gottesdienst
Ort: Pfarrkirche St. Martin Pölling
Veranstalter: Katholische Kirche Neumarkt - Projektbüro "Stadtkirchenkonzept Neumarkt"