Vertrauen lernen - Ein Kommentar
„Synodaler Weg ja, aber bitte anders!“ – so fasste vergangene Woche das Onlineportal katholisch.de die Unzufriedenheit des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer mit dem Fortgang des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland zusammen. Er hatte jüngst eine eigene Internetplattform für alternative Reformvorschläge eingerichtet. Dem Bischof unserer Nachbardiözese ist es wichtig, dass man Kirche nicht einfach demokratisch organisieren könne und dass bei der Synodalversammlung nicht Beschlüsse gefasst dürften, die die Einheit der Kirche gefährden könnten.
In Folge der Missbrauchskrise hatten die deutschen Bischöfe 2019 beschlossen, das schuldhafte Verhalten der Vergangenheit aufzuarbeiten und Reformschritte einzuleiten. Das Format des Synodalen Weges, das daraufhin entwickelt wurde, und die Themenauswahl waren von Anfang an umstritten. Eine Minderheit skeptischer Bischöfe und Theologen, aber auch die stark reformorientierten Kräfte aus dem Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) versuchten bereits im Vorfeld der Beratungen, eine Deutungshoheit über den Reformprozess zu erlangen und die Arbeit des Synodalen Weges zu beeinflussen. Was eigentlich ein „gemeinsamer Weg“ sein sollte – denn das bedeutet das griechische Wort „Synode“ ja –, ist bis heute umstritten und ringt selbst bei einzelnen Bischöfen noch um Anerkennung.
Papst Franziskus wünscht sich ausdrücklich eine synodale Kirche: „Genau dieser Weg der Synodalität ist das, was Gott sich von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.“ Die nächste Bischofssynode wird daher das Thema „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission“ haben. Kirche darf also, wenn sie glaubwürdig sein soll, nicht nur von Hierarchie und Unterordnung geprägt sein, sondern muss von einem Miteinander und lebendigen Ringen zeugen.
„Gemeinsam voranzugehen – Laien, Hirten und der Bischof von Rom –, ist ein Konzept, das sich leicht in Worte fassen lässt, aber nicht so leicht umzusetzen ist“, weiß Papst Franziskus. Man sieht dies ja beim aktuellen Versuch, in Deutschland Synodalität zu leben. Diskutieren und debattieren, abwägen und abstimmen ist nichts, was dem Wesen der Kirche fremd ist. Es darf über die richtige Ausrichtung gerungen werden und es muss sicherlich auch geklärt werden, was wo zur Abstimmung gestellt werden. Befremdlich wirkt es für den Beobachter aber schon, wenn aus den Reihen der Bischöfe, die sich ja in großer Mehrheit für den Synodalen Weg entschieden haben, in regelmäßigen Abständen grundlegende Skepsis und Kritik vorgetragen wird.
„Uns gemeinsame auf den Weg machen“- so ist der Prozess des Dekanatsforums in unserem Dekanat überschrieben. Wir können dabei nicht über weltkirchliche und diözesane Themen abstimmen und wir werden auch den einzelnen Pfarrverbänden und Pfarreien keine Vorschriften machen. Es geht darum, die Arbeit des Dekanates in Zukunft bedarfsgerechter und lebensnäher zu gestalten. Das gegenseitige Kennenlernen und Wertschätzen ist ein ganz wichtiger Inhalt dieses Prozesses. Jeder und jede hat eine Funktion, eine Aufgabe, eine Berufung, ein Charisma, eine Erfahrung und eine Vision. Möglichst viele unterschiedliche Sichtweisen sollen miteinbezogen sein. Vielleicht kann das diesjährige Dekanatsforum ja der Auftakt für ein besseres und intensiveres Miteinander im Dekanat werden.
Wir Katholiken müssen es erst langsam und vorsichtig einüben, synodal Kirche zu sein. Wir haben wenig Erfahrung damit und müssen vieles neu wagen und ausprobieren. Nicht alles kann gleich gelingen. Wir dürfen gespannt und erwartungsvoll sein, wo uns diese Wege hinführen. Wir dürfen lernen, aufeinander zu hören und im Gespräch die Mitte zu finden. Wir dürfen sogar Mehrheiten entscheiden lassen, wenn alles ernsthaft vorgetragen, gehört und bedacht wurde. Und wir dürfen dabei vor allem vertrauen: aufeinander und auf Gottes lebendigen Geist!
Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg
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