Was für eine mutige Frau! - Gedanken zum Festtag „Mariä Empfängnis“
8.Dezember, „Hochfest Maria - ohne Erbsünde empfangen“ – ein wichtiges Fest mitten im Advent. Es wirft einen klaren Blick auf die Gebrochenheit und Gespaltenheit unserer menschlichen Existenz. Von der gespaltenen Gesellschaft ist derzeit viel die Rede, gespalten im Blick auf Corona, das Impfen, die Migration, den Klimawandel und in manch anderen Überzeugungen und Meinungen. Das mag viele Ursachen haben. Doch steckt nicht oft Gespaltenheit, Zerrissenheit und Verwirrung in der innersten Tiefe unserer eigenen Existenz? Manchmal auch verbunden mit Aggressivität?
Aus der Sicht des Glaubens jedoch war der Mensch von Anfang an vom Schöpfer als gut, ja sogar als sehr gut geschaffen. Doch durch Selbstüberschätzung, durch Neid, Lüge und Habgier hat er der Welt und sich selbst massiven Schaden zugefügt. Der Glaube nennt das „Erbsünde“, die allen gemeinsame Sünde. Aber was hilft uns aus dieser Zerrissenheit und Gespaltenheit zu mehr innerer Klarheit und Wahrheit? Ist es nicht die Rückbindung an den Schöpfer und an Christus, unseren Erlöser? Ist er nicht, um uns wieder heil zu machen, bis zum Äußersten gegangen? Den Anfang hat er jedoch mit seiner Mutter Maria gemacht. Er hat sie dazu erwählt, Mutter des Messias und „Muttergottes“ zu werden.
Diese Entscheidung war unglaublich mutig. Denn auch Maria musste offen sein für das Neue und Überraschende, das Gott mit ihr vorhatte. Doch schon zu Beginn ihres Daseins hat diese besondere Berufung ihre ganze Existenz geprägt und heil gemacht. Darauf weist uns der Glaubenssatz hin, wonach Maria durch die Verdienste Christi vom ersten Augenblick ihres Daseins an von der Erbsünde bewahrt blieb. Papst Pius IX. hat dieses Dogma im Jahr 1854 für die ganze Kirche erlassen. Dieses Faktum des Glaubens ist nichts anderes als Gnade, Gabe und göttliches Geschenk. Gewiss auch für uns. Denn an Maria sehen wir: Könnte nicht auch unsere innere Gespaltenheit, Zerrissenheit und Aggressivität durch die Hingabe an Gott überwunden werden? Maria macht uns deutlich, dass auch unser Innerstes wieder heil werden kann, wenn wir uns selber anschauen, an unserer Zerrissenheit arbeiten und unser Leben Gott hinhalten.
Maria! Was für eine Frau! Mutig, selbstbestimmt, tatkräftig, entscheidungsfreudig, glaubensstark! Wahrlich kein Aschenputtel, eher Gott gegenüber ein selbständiges Du : Ein junger Mensch, der seine eigene besondere Berufung lebt und der mit seiner ganzen Existenz zur Antwort wird. Diese Einstellung Mariens kann auch für uns und für die Welt zum Segen und zum Heil werden. Ist das nicht Grund genug, sie heute am 8. Dezember besonders zu feiern, genau neun Monate vor dem 8. September dem Fest ihrer Geburt?
Pfarrer i.R. Richard Distler, Meckenhausen
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25.3.2021 - Geistliches Wort zum Festtag "Mariä Verkündigung"
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