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12.04.2023

Weggemeinschaft wagen - was die Emmausgeschichte der Kirche sagt

Bild: Gebhard Fugel/Wikimedia Commons

„Nichts wie weg!“ – scheinen sich Kleopas und sein Freund zu sagen, als sie sich nur wenige Tage nach dem Tod Jesu von Jerusalem davon machen. In dieser Stadt haben sie nichts mehr verloren. Die Kreuzigung hat sie aufgewühlt und verwirrt. Zur Trauer über den verlorenen Rabbi mischen sich auch Frust und Enttäuschung: „Von Jesus hatten wir uns mehr erhofft.“ Dazu kamen beunruhigende Nachrichten, dass das Grab Jesu leer sei. Es wird Zeit, der Stadt den Rücken zuzukehren und woanders neu anzufangen. Vielleicht ist es ja auch eine Rückkehr in den gewohnten Alltag mit seinen geregelten Abläufen, verlässlichen Gewohnheiten und bekannten Gesetzmäßigkeiten.

Keine 24 Stunden später sind sie wieder in Jerusalem – voller Freude und intensiver Erfahrungen. Sie erzählen den Jüngerinnen und Jüngern, was sie an diesem Tag erlebt haben: Jesus hat sich unterwegs zu den beiden gesellt. Er hat ihre Trauer und ihre Wut ernst genommen und ihnen auf dem Weg die Heilige Schrift erklärt. Doch sie erkannten ihn nicht. Erst als sie abends in Emmaus einkehrten und ihn baten, noch zu bleiben, und als sie miteinander gegessen hatten, wurden ihnen beim Brechen des Brotes die Augen geöffnet. Plötzlich wurde ihnen bewusst: Jesus lebt. Alles, was in den letzten Tagen geschehen war, hatte einen tieferen Sinn. Die Sache Jesu muss weitergehen. Wir müssen weitererzählen, dass mit dem Tod am Kreuz nicht alles zu Ende ist, sondern dass Gott unserem Leben eine neue Ausrichtung und einen tieferen Sinn geben möchte. Geschwind und beflügelt laufen Kleopas und sein Freund auf der Stelle nach Jerusalem zurück.

Was das wohl für eine Weggemeinschaft war, die die beiden Jünger am Abend bewog zu sagen: „Bleibe bei uns!“ Es waren intensive Gespräche, tröstende Gedanken und hilfreiche Worte, die unterwegs Vertrauen wachsen und eine (Ver-)Bindung zu dem Fremden entstehen haben lassen. Dieser Mann half den beiden, mit ihrer Trauer, ihrem Frust und ihrer Enttäuschung umzugehen. Das Lukasevangelium lässt die zwei später sagen: „Brannte uns nicht das Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“ Da brachte ausgerechnet ein Fremder Ruhe in die Aufregung, Ordnung ins Chaos, Zuversicht in die Hoffnungslosigkeit, Orientierung in die Verwirrung. Gerne wollen sie abends in Emmaus diese Gemeinschaft weiterführen.

Viele Christen, vor allem die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erleben auch in diesen Zeiten Krise, Leere, Ablehnung, Frust und Enttäuschung. Sie trauern über Dinge, die in der Vergangenheit einmal waren, aber nun nicht mehr möglich sind. Sie versuchen, sich in den gewohnten volkskirchlichen Alltag zu stürzen, um den Umbrüchen und Veränderungen aus dem Weg zu gehen. Manchesmal vermissen sie die Anwesenheit Gottes und leiden darunter, dass die Frohe Botschaft auf Interessenslosigkeit, Ablehnung oder Widerstand stößt. Manch einer oder eine hat in den letzten Jahren, so sind sich manche sicher, die Sache Jesu verraten. Einige haben sich von ihrer Kirche mehr erhofft als das, was sie erfahren und erlebt haben. Unser Zorn und unser Zweifel machen uns zeitweilig blind und taub. Es ist manchmal zum Davonlaufen!

Doch diese Emmaus-Geschichte will uns Mut machen: Gerade dort, wo wir uns als Christen, als Kirchen, vermeintlich an einem Tiefpunkt befinden, will Jesus uns nahe und ein treuer Wegbegleiter sein. Selbst dort, wo wir nicht mehr weiterwissen, können wir ihm begegnen. Vielleicht nicht in gewohnten Ritualen, vertrauten Strukturen und altbekannten Formeln. Vielleicht nicht in Dogmen und Verlautbarungen, Statuten und Organisationsplänen. Vielleicht auch nicht in Pastoralkonzepten und Synodenbeschlüssen, in Predigten und Katechesen. Sondern viel eher in einem Mitmenschen, der mir zu einem Wegbegleiter, zu einer Wegbegleiter wird. In einer fremden Person, die mir plötzlich einen neuen Weg weisen kann. In einem, der die richtigen, auch kritischen, Fragen stellt und mir selbst zu neuen Antworten verhilft. In einer, die sich plötzlich wirklich für mich und das, was mich bewegt, interessiert. Vielleicht sind es nicht die Menschen, die aufgrund einer Funktion für sich Respekt und Gewissheit beanspruchen, sondern Fremde und Unbekannte, Nachfragende, Kritisierende und Zweifelnde. Gott hilft uns anders auf die Sprünge, als wir es vielleicht erwarten. Wer nur im eigenen Saft schmort, wird aus Trauer, Frust und Enttäuschung nicht ausbrechen, höchstens im Selbstmitleid verfallen.

Vielleicht wollen wir als Kirche daher bewusster die Augen und Ohren offen halten nach denen, die uns vielleicht fremd erscheinen, aber letztlich in uns die Sehnsucht nach mehr wecken. Wie doch folgender Satz von dem früheren Aachener Bischof Klaus Hemmerle dazu passt: „Lass mich dich lernen, dein Denken und Sprechen, dein Fragen und Dasein, damit ich daran die Botschaft neu lernen kann, die ich dir zu überliefern habe. “ Ob sich nicht auch für uns als Kirche die Weggemeinschaft mit dem Fremden und Ungewissen lohnen kann?

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

 

 

 

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Veranstalter: Katholische Jugendstelle Neumarkt
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