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„Sieh dich um; denke daran, dass auch du ein Mensch bist!“ – so mahnte unablässig ein Sklave beim Triumphzug den siegreichen Feldherrn der Römer. Letzte Woche haben meine vierjährige Tochter und ich dies in einem Sachbuch über das antike Rom gelesen. „Warum muss der Sklave das sagen?“, will die Kleine wissen. „Der Feldherr war so erfolgreich und umjubelt, dass er vergisst, ein normaler Mensch wie jeder andere zu sein“, antworte ich. Ein paar Stunden später wird der Gedanke bittere Realität: “Ich habe beschlossen, eine Sonder-Militäroperation durchzuführen“, verkündet da ein Despot aus fast schon niederen Beweggründen. Und so überzieht ein Land das andere mit Krieg, Angst und Zerstörung. Es aus der Ferne hilflos mitansehen zu müssen, macht mich wütend und fassungslos. Wie überheblich und vermessen Menschen nur sein können? Ich fühle mich hilf- und orientierungslos.

Und ich spüre auch, wie mich eine zehntägige Corona-Erkrankung trotz Impfung aus der Bahn geworfen hat. Wie belastend es außerdem ist, dass in unserer Gesellschaft keine Einigkeit bei der Bekämpfung der Pandemie besteht. Wie schwer es zu ertragen ist, dass die Suche nach dem Gemeinsamen und Verbindenden in den letzten Jahren so schwer geworden ist. Und für mich als kirchlicher Mitarbeiter stellt sich Tag für Tag die belastende Frage, wie es mit unserer Kirche weitergehen kann und soll? Ich sehne mich nach Sonne, Wärme und Frühling, aber auch nach Haltung, nach Klarheit, Ausrichtung und neuen Perspektiven. Ich spüre, dass auch ich mich selbst sammeln und neu ausrichten muss.

In diesen Tagen nun lädt uns die Kirche zu 40 Tagen des Fastens ein. Das Fasten vor Ostern hat bei uns Christen eine lange Tradition: Bereits aus dem 2. Jahrhundert wissen wir von einem zweitätigen Trauerfasten vor Ostern. Die „Vierzig Tage“ (Quadragesima) lehnen sich jedoch an den Zeitraum an, in dem sich die Taufbewerber auf die Taufe in der Osternacht vorbereiteten. Auch Büßer, die wieder in die volle Gemeinschaft der Kirche aufgenommen werden wollten, bemühten sich in dieser Zeit um Versöhnung und neuen Beginn. In der „österlichen Bußzeit“ sind wir aufgerufen, unser Leben wieder stärker an der Frohen Botschaft von Jesus auszurichten.

„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst“, heißt es, wenn sich Katholiken ganz bewusst zu Beginn dieser Zeit, am Aschermittwoch, auf der Stirn mit Asche bezeichnen lassen. Für mich heißt das nicht: Du bist ein beliebiges, wertloses Stück Dreck. Sondern vielmehr: Wie alle anderen Menschen bist du sterblich und hast deine Grenzen. Aber es kommt darauf an, was du daraus machst. Es gibt etwas, das deinem Leben einen tieferen Sinn und einen größeren Wert gibt. Gott ruft mich, 40 Tage einmal zu suchen, was wirklich wichtig ist und welche Rolle er in meinem Leben spielen darf. Diese Fastenzeit fordert dazu auf, mich einmal umzusehen und zu schauen, welcher Mensch ich sein möchte.

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg

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