Wie ein kleines Pfingsten: Notizen aus Rom
Zehntausende stehen da und richten ihren Blick nach oben: In den letzten Stock des Apostolischen Palast, wo Papst Franziskus gerade den „Engel des Herrn“ betet. Gläubige aus der Stadt Rom und aller Welt haben sich am Sonntag Mittag auf dem Petersplatz in Rom versammelt, um beim Gebet und einer kleinen Ansprache des Heiligen Vaters dabei zu sein. Am Ende der kleinen Feier kommt etwas Bewegung und Lebendigkeit in die Menge, denn der Papst grüßt abschließend einzelne Pilgergruppen ganz besonders: Kommunionkinder aus Neapel, die Jugendlichen der „Immacolata“, Jungen und Mädchen aus Saõ Paolo in Brasilien, indonesische Geistliche und Ordensleute. Plötzlich kommt auch neben uns großer Jubel und Applaus auf: Männer und Frauen eines rot gekleideten Chors aus San Sebastián in Spanien reißen ihre Arme in die Höhe, schwenken ein großes Banner über den Platz und winken zum Papst hinauf.
Da ist Weltkirche spürbar und erlebbar. Nicht alle, die an diesem Sonntag dem Angelus beiwohnen, beherrschen die italienische Sprache und können alles verstehen. Nicht jeder und jede ist mit dem einverstanden, was der Papst alles veröffentlicht und verkündet. Die meisten führen wohl kein Leben, wie es der Katechismus lehrt. Und so manch einer und manch eine kennt sich nur wenig mit der Heiligen Schrift aus, aus der Franziskus zitiert. Aber dennoch ist hier eine Lockerheit, eine Begeisterung und eine Freude zu spüren, die ansteckt: Menschen aus aller Welt sind durch ihren Glauben verbunden. Sie bringen Farbe und ihre gute Stimmung ins Spiel. Jeder und jede gehört dazu. Alle tragen etwas dazu bei, dass das Leben zu einem Fest wird. Die Stimmung ist gut und gelöst, wenn die Gläubigen nun eine Viertelstunde später in die Bars und Trattorien der Stadt strömen, um ihren mittäglichen Hunger zu stillen.
Um sich gegenseitig in der Freude am Glauben anzustecken, braucht es also nicht in erster Linie das richtige Zeremoniell, eine klare Lehre oder ein scharfes Profil, sondern es genügen oftmals Farben und Stimmungen, Melodien und einfache Gesten. Ein freundliches und interessiertes Miteinander, das Anteilnehmen an den Gefühlen der anderen, das Beieinander-Stehen und Miteinander-Essen sind wohl die wichtigsten Türöffner für Gottes lebendigen Geist. So ist auch Platz für die Vielfalt, die uns das menschliche Leben bietet. In der Atmosphäre auf dem Petersplatz ist für mich ein wenig von Pfingsten zu spüren. Gehen auch Sie unbedingt hin, wenn Sie einmal (wieder) sonntags in Rom sind.
Dekanatsreferent Christian Schrödl, Heumarkt/Habsberg
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